Wenn Begeisterung überspringt

Trier · Eine starke Persönlichkeit, die fernab vom Lehrplan aufs Leben vorbereitet: So haben Schüler des Friedrich-Spee-Gymnasiums die Nominierung ihrer Lehrerin Fee-Isabelle Rautert für den "Deutschen Lehrerpreis" begründet - und die Jury überzeugt.

 Umringt von ihrer achten Klasse: Fee-Isabelle Rautert findet, dass es sich in entspannter Atmosphäre besser lernt. Foto: David Bittner

Umringt von ihrer achten Klasse: Fee-Isabelle Rautert findet, dass es sich in entspannter Atmosphäre besser lernt. Foto: David Bittner

Trier. "Bei Frau Rautert habe ich Vokabeln wie ein Staubsauger aufgesaugt und dauerhaft verinnerlicht", erzählt Lukas Bares, Student und ehemaliger Schüler am Friedrich-Spee-Gymnasium (FSG). Dass Lehrer ihre Schüler dermaßen von einem Fach begeistern, ist selten. Wohl auch deshalb hat die Deutsch- und Französisch-Lehrerin Fee-Isabelle Rautert in Berlin den Deutschen Lehrerpreis in der Kategorie "Schüler zeichnen Lehrer aus" erhalten. "Als ich von meiner Auszeichnung erfuhr, musste ich das Schreiben dreimal lesen, um es zu glauben. Wer rechnet schon damit?", fragt sich die promovierte Pädagogin immer noch. Von der Nominierung wusste sie nichts, sie ging von ihrem letzten Abiturjahrgang aus.
"Ich finde meinen Unterricht nicht revolutionär, ich zünde kein Methodenfeuerwerk", sagt Rautert. Sie bezweifle, dass Schüler aufregende Stunden besser fänden, in denen sie ununterbrochen von allen Seiten befeuert würden. "Mein Unterricht hat eine klare Struktur. Ich mache mir bewusst, wo das Ziel meiner Stunde ist und führe die Schüler bestmöglich dorthin." Rautert mag ihre Fächer Deutsch und Französisch, weil Literatur und Sprachen zeitlos sind. Im Französisch-Leistungskurs lese sie momentan den Philosophen Voltaire und lasse ihre Schüler dessen Aussagen zu Fanatismus in Bezug zu den aktuellen Entwicklungen setzen.
Barbara Bohnen, Studentin und ehemalige Schülerin des FSG, schätzt an ihrer früheren Lehrerin, dass sie bei Diskussionen auch andere Meinungen zulässt: "So haben wir im Unterricht viel mehr als nur Deutsch und Französisch gelernt." Lukas Bares wiederum lobt, die Lehrerin verfüge über ein enormes Fachwissen, das sie effektiv vermitteln könne: "Frau Rautert erklärte uns die Herkunft der Vokabeln und erzählte kleine Anekdoten. Sie versteht es, die Begeisterung überspringen zu lassen."
Zentrales Element des Lehrerberufs sei die Vorbereitung, die einen Großteil ihrer Arbeitszeit einnehme, sagt Rautert. "Ein Lehrer sollte immer einen Wissensvorsprung haben, denn Schüler merken direkt, ob ein Lehrer Ahnung hat oder nicht." Durch die Ganztagsschule herrsche am FSG eine entspannte Atmosphäre, sagt die ausgezeichnete Pädagogin. Lehrer und Schüler verbrächten viel mehr Zeit zusammen und sprächen auch außerhalb des Unterrichts miteinander. Wie erfolgreich Rauterts Konzept ist, erkennt Studentin Bohnen heute: "Der Unterricht hat ein hohes Niveau und uns hervorragend auf die Uni vorbereitet."
Bares ergänzt, Fee-Isabelle Rautert habe ihn stark geprägt: "Durch ihren Unterricht bin ich heute in der Lage, Französisch zu studieren. Ohne sie wäre mir eine Welt verschlossen geblieben."Extra

Seit 2009 verleihen die Vodafone-Stiftung und der Deutsche Philologenverband den Deutschen Lehrerpreis. Jährlich werden 15 Lehrer und sechs Pädagogenteams aus neun Bundesländern geehrt. Dabei haben Pädagogen die Möglichkeit, neu entwickelte Projekte einzureichen, und Schüler der Abschlussklassen, ihren Lehrer begründet zu nominieren. beh

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