Wenn das Elternglück ausbleibt

Für viele Menschen ist ungewollte Kinderlosigkeit ein Tabuthema. Die Initiative Kinderwunsch Rheinland-Pfalz informiert am morgigen Samstag bei einem Tag der offenen Tür in Trier über Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin. Im TV berichten zwei Paare von ihren Erfahrungen mit diesem Thema.

 Bleibt der Wunsch nach einem Kind unerfüllt, kann das die Partnerschaft belasten. Foto: dpa

Bleibt der Wunsch nach einem Kind unerfüllt, kann das die Partnerschaft belasten. Foto: dpa

Trier. (thie) Fast fünf Jahre dauert die Leidenszeit von Monika und Ralf Hegemann (Namen geändert), beide Anfang 30. Lange versuchten sie, ein Kind zu bekommen. "Nach unserer Hochzeit war der passende Moment gekommen, eine Familie zu gründen", sagt Monika. Das war 2004. Die Schwangerschaftstests aber waren immer negativ. Sie ließ sich untersuchen, machte eine Hormontherapie. Nach zwei Jahren ging auch Ralf zum Arzt. Dieser diagnostizierte das sogenannte OAT-Syndrom. Die Zahl ausreichend beweglicher Spermien ist bei Ralf viel zu gering.

"Soll ich dir mal zeigen, wie man Kinder macht?" Verletzende Sprüche musste er sich von Kollegen oder Bekannten anhören. "So viele Menschen haben keine Ahnung, wie belastend das ist", sagt Monika. Die Hegemanns wohnen in einem kleinen Dorf in der Nähe von Trier. Bei der Familie kam das Thema künstliche Befruchtung nicht gut an. "Wenn Gott nicht will, dass du Kinder hast, musst du das akzeptieren", hatte Monikas streng religiöse Mutter gesagt.

Vom Staat fühlt sich das Paar im Stich gelassen. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt nur 50 Prozent der Behandlungskosten. Ralf ist in Luxemburg versichert, wo die Kosten komplett getragen werden. Also haben sie es dort versucht. Monika steigen die Tränen in die Augen, als sie davon erzählt. Die "in vitro", also im Reagenzglas befruchtete Eizelle entwickelte sich in ihrem Körper nicht weiter. "Ich bin in ein tiefes Loch gefallen, diese Zelle war doch mein Kind." Auch die zweite Behandlung im vorigen Jahr war erfolglos. Unterstützung haben beide jetzt bei Pro Familia in einer Selbsthilfegruppe gefunden. "Es tut gut, mit Menschen zu sprechen, die das gleiche Problem haben", sagt Ralf.

Anne und Thomas Wenninger (Namen geändert), beide Mitte 30 und ebenfalls aus der Region, ist dagegen ein langer Leidensweg erspart geblieben. Ihnen konnte die Fortpflanzungsmedizin schnell helfen: Schon nach kurzer Zeit war die Behandlung in der Trierer Kinderwunschklinik erfolgreich.

Nach einem Jahr erfolgloser Versuche hatten sie festgestellt: Irgendetwas stimmt nicht. "Frauen sind ohnehin regelmäßig beim Gynäkologen. Und auch ich wollte sofort Gewissheit haben und ging zum Arzt", sagt Thomas. Angst, nachher als "halber Mann" dazustehen, habe er nicht gehabt. Die Untersuchungen brachten die Gewissheit: Auch seine Spermien sind nicht beweglich genug.

"Die Entscheidung, eine künstliche Befruchtung zu versuchen, war schnell gefallen", sagt Anne. Moralische Vorbehalte hatte weder das Paar noch dessen Eltern. Niemand sonst wusste davon. Nach einem Erstgespräch in einer Kinderwunschklinik schlug der Arzt die sogenannte Intracytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) vor. Dabei wird außerhalb des Körpers ein einzelnes Spermium in eine Eizelle injiziert, die dann in die Gebärmutter eingesetzt wird. Die Entnahme geschieht unter Narkose, alles andere ist schmerzfrei. "Es hätte nicht besser klappen können", sagen beide. Derzeit ist ihr zweites Kind unterwegs.

Die "Initiative Kinderwunsch Rheinland-Pfalz" informiert am Samstag, 8. Mai, in der Trierer Kinderwunschklinik über Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin (siehe Extra). Paare, die eine Selbsthilfegruppe suchen, können sich an Angelika Mazomeit von Pro Familia in Trier wenden, Telefon 0651/99189355, E-Mail: angelika.mazomeit@ profamilia.de EXTRA Zum landesweiten Kinderwunschtag am Samstag, 8. Mai, öffnen alle entsprechenden rheinland-pfälzischen Zentren ihre Türen - auch die Kinderwunschklinik auf dem Trierer Petrisberg, Max-Planck-Straße 15. Gesundheitsministerin Malu Dreyer und Triers Oberbürgermeister Klaus Jensen erörtern dort ab 10 Uhr Themen wie Kinderwunsch und Geburtenrückgang, Kosten für Kinderwunschpaare und eventuelle Kostenübernahme durch das Land. Von 13 bis 15 Uhr kann das Zentrum besichtigt werden. Experten informieren über künstliche Befruchtung, Schwangerschaftsraten und das Angebot auf dem Petrisberg. Um 13.30 Uhr hält Dr. med. Satari einen Vortrag über den Ablauf einer Kinderwunschbehandlung.

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