Wenn der Teufel im Detail steckt

TRIER. Der künftige Oberbürgermeister Klaus Jensen ist mit seinen Vorstellungen in Sachen Verwaltungsreform (der TV berichtete) auf große Zustimmung bei allen Fraktionen des Stadtrates gestoßen. Doch der Teufel steckt im Detail, denn über den Wortlaut des Ausschreibungstextes für die neu zu besetzende Stelle eines Baudezernenten wurde am Dienstag gestritten.

In seiner unnachahmlichen Art brachte FDP-Fraktionschef Thomas Egger das Misstrauen seiner Partei und von CDU und UBM auf den Punkt: "Würden wir dem Vorschlag von Herrn Jensen folgen, könnten wir auch gleich den Namen des neuen Baudezernenten eintragen", sagte Egger. Im Klartext: Der FDP-Politiker war sich mit seinen Kollegen Berti Adams (CDU) und Manfred Maximini (UBM) einig, dass der Ausschreibungstext zu eng formuliert sei, mögliche Bewerbungen von vornherein ausschließe und bereits auf einen bestimmten Kandidaten hindeute. "Ich könnte mir vorstellen, dass die SPD schon in Nordrhein-Westfalen zufällig einen geeigneten Mann gefunden hat." Stein des Anstoßes war die von Jensen formulierte Bedingung, von Bewerbern ein Studium mit der Fachrichtung Städtebau und Stadtplanung zu verlangen. "Es muss schon jemand gefunden werden, der über praktische Erfahrungen in diesen Bereichen verfügt. Aber er muss nicht unbedingt ein Fachstudium in dieser Kombination haben", meinte Thomas Egger. Berti Adams wollte "die Ausschreibung dahingehend öffnen, dass wir eine möglichst breite Bewerberlage bekommen". Es müsse zum Ausdruck kommen, dass auch Fachleute aus der freien Wirtschaft erwünscht seien. Offenbar war dem CDU-Fraktionschef insbesondere daran gelegen, Wirtschaftsdezernentin Christiane Horsch (CDU) zumindest eine Bewerbung zu ermöglichen, was ihr bei einem verlangten Fachstudium in Städtebau und Stadtplanung nicht möglich wäre. UBM-Fraktionschef Manfred Maximini vertrat ebenfalls die Ansicht, die Ausschreibung offener zu formulieren: "Es könnte zum Beispiel auch ein Jurist mit praktischen Erfahrungen im Bauwesen ein guter Dezernent sein." SPD und Grüne waren sich in ihren Forderungen einig: "Der neue Beigeordnete braucht auf jeden Fall Fachwissen. Deshalb müssen in der Ausschreibung die verlangten Kernkompetenzen beschrieben werden", sagte SPD-Fraktionschef Friedel Jaeger. Keinesfalls sei bereits ein Sozialdemokrat für die Stelle "ausgeguckt". "Ich fände es sogar okay, wenn der neue Dezernent nicht Mitglied einer Partei ist." Grünen-Fraktionschef Gerd Dahm argumentierte: "Wir vertreten die Auffassung, dass die Position einen nicht unerheblichen Einfluss auf die Stadtgestaltung hat und deshalb eine sehr hohe fachliche Qualifikation erfordert. Deshalb begrüßen wir die berufsspezifischen Anforderungen der Ausschreibung." Aufgrund der unterschiedlichen Meinungen in diesem Punkt glühten am Dienstag die Telefondrähte. "Ich hoffe, dass sich die Fraktionen bis zur Stadtratssitzung am Donnerstag einigen werden", sagte der künftige OB Klaus Jensen. Er betonte, der Baudezernent müsse "unabdingbar Fachwissen mitbringen". Bei der Vorstellung seiner Pläne am Montag hatte Jensen die Fraktionen insgesamt überzeugt. "Es war ein offenes, sehr informatives Gespräch, in dem wir uns weitgehend einig waren", resümierte Berti Adams.

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