Wenn der Tod zum Toapert wird

Trier · Über 50 begeisterte Zuhörer hat das Trierer Original Helmut Leiendecker im Rahmen der Reihe "Trier liest" seine trierische Variante des "Jedermann" sowie Gedichte aus seinem Buch "Koppzalaot" zum Besten gegeben.

 Tiefgang und Humor: Helmut Leiendecker bei seinem Auftritt im Rahmen von „Trier liest“. TV-Foto: Björn Pazen

Tiefgang und Humor: Helmut Leiendecker bei seinem Auftritt im Rahmen von „Trier liest“. TV-Foto: Björn Pazen

Trier. Das Stück ist eigentlich äußerst tiefsinnig, regt zum Nachdenken an und ist sprachlich verworren - zumindest im Original von Hugo von Hofmannsthal. Wenn aber der Trierer Sänger und Schauspieler Helmut Leiendecker sich den "Jedermann", der Geschichte von Tod, Teufel, Gott, Gnade und dem schnöden Mammon annimmt, wird daraus ein unterhaltsames Erlebnis, das dennoch seinen Tiefgang nicht verliert, durch das Trierer Platt Leiendeckers aber auch durchaus komisch rüberkommt. Zum Beispiel, wenn "Jedermann" über den Tod als "Toapert" lästert, wenn "denn dicken und denn dünnen Kuseng" auftreten oder auch schon mal "Majusebetta" geschrien wird. Die mehr als 50 Zuhörer, die durch Leiendeckers schauspielerisches Talent auch zu Zuschauern wurden, hatten jedenfalls größten Spaß am Auftritt des Trierer Originals im Rahmen der vom Volksfreund präsentierten Reihe "Trier liest" in der Mayerschen Interbook. Es sind nicht nur die von Leiendecker in mühevoller Arbeit umformulierten Redewendungen des "Jedenaanen", sondern auch die Zusammenfassungen der nicht vorgelesenen Kapitel, die das Publikum begeistern. "Mich hat das Ganze trotz des Humors doch nachdenklich gemacht. Geld ist eben doch nicht alles", sagt eine Besucherin. Und ihre Nachbarin ergänzt: "Jetzt habe ich das sperrige Stück endlich mal richtig und komplett verstanden."
Vor seiner Lesung hat sich Leiendecker als "Vielleser" geoutet: "Kein Tag endet, ohne dass ich nicht ein Buch in die Hand genommen habe." Und das Interesse am Lesen sei schon als Jugendlicher ausgeprägt gewesen - und habe nie nachgelassen. Deswegen stellte sich Leiendecker mit seiner Version des "Jedermann" auch gerne in den Dienst des Vereins zur Leseförderung, an den alle Einnahmen von "Trier liest" überwiesen werden. Nach dem donnernden Applaus für den "Jedenaanen" legte Leiendecker noch nach - mit kurzen, gereimten Alltags-Schmonzetten aus seinem Buch "Koppzalaot", die sich allesamt um den trierischen Wortschatz drehen.
Die Reihe "Trier liest" wird am kommenden Donnerstag mit dem Auftritt von Ernst Wilhelmi (Eintracht-Vorstand) abgeschlossen. Beginn ist wieder um 20.15 Uhr in der Mayerschen Interbook am Kornmarkt.

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