Wenn der Wein über seine Rebe spricht

Trier · Sprechende Weine, diskutierende Rebsorten - bei der Aufführung von "Es gärt" haben die Zuschauer in den Viehmarktthermen am Freitag die Geschichte und Herkunft des Weines sowie dessen "Alltagsprobleme" erfahren. Die menschlichen Weinflaschen plauderten aus dem Nähkästchen.

 Die menschlichen Weine in Aktion. Ina Maria Jaich, Caroline du Bled und Martin Heesch auf der Palettenbühne in den Viehmarktthermen. TV-Foto: Stefan Himmer

Die menschlichen Weine in Aktion. Ina Maria Jaich, Caroline du Bled und Martin Heesch auf der Palettenbühne in den Viehmarktthermen. TV-Foto: Stefan Himmer

Trier. Die Bühne ist aus Europaletten zusammengenagelt. Darauf befinden sich drei Weinflaschen verschiedener Sorten. Doch sie liegen nicht etwa stumm auf dem Bauch beim Warten auf einen Käufer. Nein, sie diskutieren!
"Sie können mich auch lagern", sagt die eine menschliche Weinflasche und preist sich dem Publikum an. Die anderen beiden Weine diskutieren über ihre Herkunft aus Pfalz, Rheinhessen oder von der Mosel. Potenziale werden geschildert, die menschlichen Flaschen beschreiben ihre Geschmacksrichtungen, die von Erdbeere bis Akazie reichen. Und wenn sie von den neuen Chemikalien ihrer Winzer berichten, wirken die Flaschen gar selbst ganz berauscht.
Höhepunkt der WeinKulturZeit


Etwa 60 Zuschauer haben am Freitag in den Viehmarktthermen das Theaterstück "Es gärt" gesehen, aufgeführt vom Berliner Ensemble "Weinkörper" in Zusammenarbeit mit dem deutschen Weininstitut und dem Verein Moselwein e.V. Laut Veranstalter ist das Stück der Höhepunkt der Veranstaltungsreihe WeinKulturZeit 2011.
Die Darsteller Ina Maria Jaich, Caroline du Bled und Martin Heesch mimten Weine sowie Rebsorten und zeigten dem Publikum deren imaginäre Alltagssorgen und echte Vorzüge. Und von diesen konnten sich die Zuschauer bereits vor dem Stück, in der Pause und danach selbst ein Bild machen, denn die vorgestellten Weine wurden auch ausgeschenkt.
Mix aus Werbung und Schauspiel


Nachdem der Durst der Zuschauer gestillt war, schilderten die Reb- und Weinsorten ihre Unterkunft - mal im Supermarktregal oder bei einem Sammler im geschraubten Schrank eines schwedischen Möbelherstellers.
"Ab und zu streichelt er mir den Staub vom Bauch", sagt einer der Weine.
Bei einer Weinprobe ist ein Sommelier der richtige Ansprechpartner, er erklärt die Vorzüge des Weins. Beim Weintheater übernahmen dies die Weine selbst und spielten sich so quasi in die Gaumen des Publikums.
Die Mischung aus Werbung für den Wein und Schauspiel kam bei den Zuschauern gut an: "Ich fand es gut, amüsant und vielfältig. Aber ich hatte auch schon vorher ein gutes Verhältnis zum Wein", sagte Roswitha Meyer. "Die Schauspieler waren ausdrucksstark und lustig. Vielleicht werde ich jetzt öfter Wein trinken", sagte Felicita Fuchs.
Ob das Theaterstück tatsächlich dazu beigetragen hat, dass die Zuschauer häufiger zur Flasche greifen, kann wohl nicht geklärt werden. Aber den ganz alltäglichen Kummer der Wein- und Rebsorten hat das Stück den Besuchern sicherlich nähergebracht.

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