"Wenn eine Frau eine Frau liebt..."

TRIER. Die Entdeckung, lesbisch zu sein, stürzt die Betroffene und ihr Umfeld oftmals in eine schwierig zu meisternde Situation. Pro Familia (Profa) bietet jetzt eine "Coming out"-Gruppe an.

"Coming out" - heraus kommen aus der emotionalen Unsicherheit. Sich eingestehen, nicht heterosexuell, sondern lesbisch zu sein. Das ist eines der Ziele, das mit dem neuen Angebot von Pro Familia angestrebt wird. Denn derzeit gibt es kaum Beratungsmöglichkeiten für lesbische Frauen in Trier und Umgebung, die Hilfe in der Phase der Orientierung suchen. "Meistens bemerken Mädchen zum Ende der Pubertät, dass sie sich nicht zu Jungen hingezogen fühlen", weiß Profa-Leiterin Claudia Heltemes. Es würden heterosexuelle Beziehungen ausprobiert. Aber die Betroffenen merkten dann, dass das nicht die großen Gefühle seien. Das neue Kursangebot "Wenn eine Frau eine Frau liebt..." von Pro Familia umfasst acht Abende, an denen Betroffene unter fachfraulicher Anleitung Erfahrungsaustausch betreiben und einen weiteren Schritt zur Geschlechtsidentitätsfindung machen können. Kursleiterin ist Diplom-Psychologin Elke Hennig, die aufgrund ihrer eigenen Lebenserfahrung weiß, wovon sie spricht. "Ich werde erst von mir selbst erzählen", sagt die 45-Jährige, die selbst in einer lesbischen Beziehung lebt. Sie kenne die Phase der Verunsicherung, die später einem souveränen Umgang mit der gleichgeschlechtlichen Liebe weiche. "Es gibt Frauen, die ihre Gefühle aufgrund ihres gesellschaftlichen Umfelds jahrelang unterdrückt haben. Wenn sie sich - manchmal über 50 Jahre alt - dann als Lesbe outen, sind sie glücklich und leben das", berichtet Hennig.Wie sage ich es der Familie?

Der Kurs richtet sich an Frauen, die auf der Suche nach ihrer Geschlechtsidentität und Orientierung sind. Auch Frauen, die ihre Neigung bereits klar erkannt haben, bislang jedoch ihr Umfeld nicht einbezogen, sind angesprochen. "Wie sage ich es den Eltern, der Familie, dem Arbeitgeber? Was sage ich überhaupt? Wie lebe ich mein Lesbischsein?" Auf diese und andere Fragen will die Kursleiterin praktische Ratschläge geben. Denn das Outen ginge mitunter mit erheblichen Konflikten mit der Familie oder dem Arbeitgeber einher. "Der Austausch von eigenen Erfahrungen, Unsicherheiten und Reaktionen der Umgebung ist wichtig", sagt Hennig. Trotz der grundgesetzlichen Gleichberechtigung hätten es Homosexuelle schwer, glaubt Heltemes, und zwar ganz besonders auf dem Land. Etwa fünf Prozent aller Frauen in Deutschland seien lesbisch. Das Thema Homosexualität hat die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) zum Thema des Monats gemacht und ein breites Informationsangebot dazu entwickelt. Die Internetseiten www.loveline.de und www.machsmit.de informieren schwerpunktmäßig zu Fragen der Homosexualität, bieten moderierte Chats und am heutigen Mittwoch von 16 bis 18 Uhr einen Expertenchat. "Wenn eine Frau eine Frau liebt..." - die Coming out-Gruppe startet am 14. Februar um 18.30 Uhr bei Pro Familia, Kochstraße 4, Telefon 0651/22660. Vorgesehen sind insgesamt acht Abende zum Erfahrungsaustausch. Kosten: 80 Euro. Bei Bedürftigkeit kann von dem Kostenbeitrag abgesehen werden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort