Wenn er ruft, kommen sie

OLEWIG. Seine Vorfahren sind allemannischen Ursprungs. Einer stand in Kontakt mit Luther, einer machte sich als Bischof einen Namen, ein anderer war Gouverneur in Afrika. Bernhard Freiherr von Rechenberg (74) kennt sich mit seinen geschichtsträchtigen Vorfahren aus. Er ist Vorsitzender seines Familienverbandes. Seit 37 Jahren wohnt er in Olewig.

"Sachsen ist immer noch die Heimat. Aber wir sind hier zu Hause, und ich würde nicht mehr aus Trier weggehen", sagt der aus Dresden stammende Bernhard von Rechenberg auf der Terrasse seines Hauses im Stadtteil Olewig. Mit seiner Heimat im Erzgebirge ist der rüstige Pensionär regelmäßig in Kontakt. Als Vorsitzender und Archivar seines Familienverbandes, hat er es sich zur Aufgabe gemacht, den Spuren seiner aristokratischen, geschichtsträchtigen Vorfahren nachzugehen. Regelmäßig schreibt er kleine "Beiträge zur Familiengeschichte" und führt damit die Tradition des "Roten Buches" weiter, in dem schon Heinrich Freiherr von Rechenberg seit 1903 die Geschichte der Rechenbergs dokumentierte. "Wer sich dafür interessiert, bekommt ein Exemplar", erzählt der Baron. Das Familienarchiv befindet sich im Staatsarchiv in Bückeburg. Regelmäßig lädt er zu Familientagen in die von seinen Vorfahren im 13. Jahrhundert errichtete Burg Rechenberg bei Crailsheim ein. Alle 132 Familienmitglieder kenne er allerdings nicht, räumt von Rechenberg ein. Über einige von Rechenbergs weiß Bernhard, den es mit 13 Jahren nach der Enteignung im Osten, nach Hessen verschlagen hatte, aufgrund seiner Recherchen besonders viel. So stand "ein Hans von Rechenberg um 1521 in Kontakt mit Luther und hat die Reformation in Schlesien eingeleitet", so der 74-Jährige. Albrecht Freiherr von Rechenberg (1861-1935) habe von 1906 bis 1912 als Gouverneur im damaligen Deutsch-Ostafrika und heutigen Tansania (mit Teilen von Kenia und Uganda) versucht, eine Handelskolonie aufzubauen und "moderne Entwicklungspolitik" zu betreiben. "Entwicklungshilfe" ganz anderer Art hatte der studierte Betriebswirt nach seiner Pensionierung 1991 geleistet. Als langjähriges "Geschäftsführendes Vorstandsmitglied der Edeka Eifel Mosel e.G" in Trier und gebürtiger Sachse sei es ihm wichtig gewesen, Betrieben auf die Beine zu helfen. Und wo bot sich das besser an als im Osten? So stand der erfahrene Kaufmann vier Jahre lang einer Brauerei, einem Holzhandelsbetrieb und sozialen Einrichtungen in Sachsen beratend zur Seite. Nach wie vor ist der Vater einer Tochter (48) aktiv und engagiert sich in mehreren Ehrenämtern. Seit 20 Jahren gehört er als "Rechtsritter" der Johanniter Genossenschaft Rheinland-Pfalz-Saar an, ist Mitglied im Rotary-Club und seit sechs Jahren im Aufsichtsrat des Elisabeth-Krankenhauses und in dessen Förderverein. Als Vorstandsmitglied unterstützt er auch den Gesundheitspark Trier e.V., dessen Ziele die Präventionsarbeit und die Behandlung von Herz-Kreislauf erkrankten Menschen sind. Nicht zuletzt ist Bernhard von Rechenberg seit 48 Jahren glücklich mit seiner Frau Hildegard (69) verheiratet, die seiner Meinung nach als Trägerin des Bundesverdienstkreuzes und engagierte Ruheständlerin "viel interessanter ist als ich".

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