Wenn Fledermäuse durch die Nacht huschen

TRIER. Wer an warmen Sommerabenden draußen sitzt oder einen Nachtspaziergang unternimmt, wird vielleicht schnell und zackig vorbei huschende Schatten bemerken. Es handelt sich um Fledermäuse - nachtaktive Insektenjäger. In der Region Trier leben etwa 20 Arten. Ihrer Bewahrung hat sich der Arbeitskreis Fledermausschutz verschrieben.

 Nur mit Handschuhen sollte man Fledermaus-Findelkinder, hier ein großes Mausohr, anfassen.Foto: Anke Emmerling

Nur mit Handschuhen sollte man Fledermaus-Findelkinder, hier ein großes Mausohr, anfassen.Foto: Anke Emmerling

Fledermäuse sind ein Indikator für ökologisch intakte Lebensräume. Sie können nur da existieren, wo Hecken, alte Obstwiesen, Feuchtgebiete und Laubwälder Insekten als Nahrungsgrundlage anziehen. Ferner benötigen sie Quartiere wie Baumhöhlen, alte Stollen oder offene Dachstühle für die Aufzucht ihrer Jungen und zum Überwintern. Europaweit sind sie gesetzlich geschützt. Ein grenzüberschreitendes Programm zielt auf die Erhaltung eines Netzwerks von Quartieren.Zurzeit herrscht Hochsaison

"Das ist wichtig, weil Fledermäuse oft weite Wanderungen zwischen Sommer- und Winterdomizilen zurücklegen", sagt Manfred Weishaar, Ansprechpartner des Arbeitskreises Fledermausschutz Rheinland-Pfalz für den (ehemaligen) Regierungsbezirk Trier. Ehrenamtlich, wie auch seine Kollegin Gisela Peters, kümmert er sich um die Belange der faszinierenden Nachtjäger. "Zurzeit herrscht Hochsaison. Nach der Geburt der je ein bis zwei Jungen im Juni werden diese jetzt in den nur von Weibchen bewohnten Wochenstuben-Kolonien aufgezogen und machen ihre ersten Flugversuche", erzählt er. Dabei kann ein Jungtier schon mal in Not geraten. "Erschöpfte oder kranke Tiere erkennt man daran, dass sie irgendwo auf dem Boden hocken", erklärt Gisela Peters. "In einem solchen Fall muss man schnell und richtig handeln. Mit Handschuhen, weil sie aus Angst manchmal zubeißen, sollte man die Tiere in eine gut schließende, mit Papier gepolsterte Schachtel mit Luftlöchern legen. Alles weitere sollten nur Spezialisten übernehmen." Solche, wie Gisela Peters, die seit 14 Jahren immer wieder Tiere aufpäppelt und auswildert. Im heimischen Wohnzimmer füttert sie mit Mehlwürmern, flößt den Fledermäusen Wasser ein und beobachtet ihre Flugversuche. "Meine Kinder stecken immer erst vorsichtig den Kopf zur Tür hinein, weil es sein kann, dass irgendwo auf dem Boden eine Fledermaus hockt." Zu den Tätigkeiten der Fledermausschützer gehört auch die Bestandsaufnahme durch Zählen der Wochenstuben-Populationen oder die Verfolgung von Wanderbewegungen durch das Anbringen von Sendern, besonders aber die Sicherung von Lebensräumen. "Wir sorgen für die Anbringung von Schutzgittern vor alten Stollen, beraten Hausbesitzer, die eine Wochenstube unterm Dach haben und bemühen uns um den Erhalt von Quartieren", sagt Peters.Peters und Kollegen werben um Sympathie

Dazu kommen rechtliche Fragen, wenn, wie Manfred Weishaar berichtet, der Lebensraum einer seltenen Art durch die geplante Erweiterung des Flughafens Hahn möglicherweise bedroht wird. Gefährdet werden Bestände vor allem durch Vernichtung von Quartieren und Entzug der Nahrungsgrundlagen durch Pestizide und ausgeräumte Landschaften, manchmal sogar durch Vandalismus. "Es gibt immer noch das Vorurteil, Fledermäuse seien Blutsauger", sagt Weishaar. In der Öffentlichkeit bemühen sich Gisela Peters und ihre Kollegen um Sympathie für die Tiere, die pro Nacht bis zu einem Drittel ihres Körpergewichts an Insekten vertilgen und damit ausgesprochen nützlich sind. Kontakt zum Arbeitskreis unter Telefon 06588/95115.

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