"Wenn ich nicht gerade schlafe oder spüle, dann schreibe ich"

Trier · Leben kann sie von ihrer schriftstellerischen Arbeit (noch) nicht. Deshalb verdient die Trierer Autorin Inga Hetten ihren Lebensunterhalt derzeit noch als Spülerin.

 Inga Hetten freut sich über eine Veröffentlichung in der Kurzgeschichtensammlung „Der himmelblaue Schmengeling“. TV-Foto: Jana Sauer

Inga Hetten freut sich über eine Veröffentlichung in der Kurzgeschichtensammlung „Der himmelblaue Schmengeling“. TV-Foto: Jana Sauer

Trier. Vom Tellerwäscher zum Millionär - diesen amerikanischen Traum muss man nicht unbedingt bis zum goldenen Ende träumen. Ein vielversprechender Anfang ist auch schon einiges wert. Und den hat Inga Hetten bereits geschafft.Dass sie vom Ertrag ihres Schreibens momentan noch nicht leben kann, findet die Trierer Autorin gar nicht schlimm. Derzeit arbeitet sie als Spülerin. Vorher war sie Gastwirtin im Kollektiv Schwach und Sinn. "Ich mache mir da gar keine Illusionen. Es wäre toll, wenn ich das irgendwann hauptberuflich machen könnte. Wenn nicht, ist das aber auch nicht schlimm", sagt sie. Trotzdem freut sie sich sehr, dass jetzt ihre Kurzgeschichte "Das Redetalent" in der Sammlung "Der himmelblaue Schmengeling" erschienen ist.Darin geht es um Wege, das Glück zu finden. In Hettens Geschichte merkt die Protagonistin Kathri, dass sie nach ihrer letzten Diplomprüfung nicht so glücklich ist, wie sie es erwartet hatte. Sie fühlt sich hilflos, weiß nicht, wie es weitergehen soll. Noch im Universitätsgebäude trifft sie auf eine junge Frau, deren Art sie gleich fasziniert. Menschen Ganz nah

Diese Frau ist, wie sich später herausstellt, eigentlich ein Transgender. Das sind Menschen, die die ihnen durch die Gesellschaft vorgeschriebene Geschlechterrolle verlassen. Dazu gehören zum Beispiel - wie auch in Hettens Geschichte - Männer, die das Leben einer Frau führen. Kathri lernt durch diese interessante Begegnung, die sich im Buch als eine Art Liebe auf den ersten Blick darstellt, dass das Glück viel näher ist, als sie gedacht hat. Hetten arbeitet zurzeit an verschiedenen Projekten. Dazu gehört auch der Roman "Die Schatzfahrt". Er ist 800 Seiten dick und wartet auf seine Veröffentlichung. Eine erste Kostprobe kann man auf Neobooks.de lesen. Wenn er dort gute Bewertungen erhält, geht er eventuell in Druck.Ein auf längere Dauer angelegtes Projekt ist ihr der Webblock "Altgruftipunk". Auf die Internetseite www.leoaspekt.de/wordpress schreibt sie Geschichten mit Trier-Bezug. Momentan arbeitet sie an einer Story zum Apothekensterben in Trier.Die Autorin hat ein Diplom in angewandter physischer Geografie, vorher hatte sie eine Gärtnerlehre absolviert. "Ich wollte nach dem Abitur erst mal etwas Praktisches machen, habe dann aber gemerkt, dass mich das nicht vollständig erfüllt", erzählt sie. Schon als Kind hat Inga Hetten viel geschrieben. Von Kurzgeschichten über Gedichte kam die Triererin schließlich zu Romanen. Die Sammlung "Der himmelblaue Schmengeling" entstand im Rahmen eines Literaturwettbewerbs. Fast 500 Teilnehmer hatten Kurzgeschichten zum Thema Glück eingesandt. Insgesamt 33 wurden jetzt im Schreiblust-Verlag abgedruckt, herausgegeben von Katharina Joanowitsch. Die begeisterte Waldläuferin hat schon einmal über einen solchen Wettbewerb eine Kurzgeschichte veröffentlicht und ist sehr glücklich, dass sie zur Zeit in verschiedenen deutschen Städten aus dem "Schmengeling" lesen darf. "Wenn ich nicht gerade schlafe oder spüle, dann schreibe ich", sagt Hetten über sich selbst. jasa

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