Wenn Leben retten zur Millimeterarbeit wird

Zemmer · Schwierige Aufgaben haben die Wehrleute der Verbandsgemeinde Trier-Land bei einer Übung auf dem Schönfelderhof gemeistert: Sie mussten 17 überwiegend ans Bett gefesselte Patienten eines Wohnheims aus dem Gebäude bringen. Dabei wurden neue Rettungstücher getestet.

 Üben für den Ernstfall: Wehrleute geleiten Patienten, dargestellt von Kameraden, aus dem Wohnheim des Schönfelderhofs. TV-Foto: Lisa Bergmann

Üben für den Ernstfall: Wehrleute geleiten Patienten, dargestellt von Kameraden, aus dem Wohnheim des Schönfelderhofs. TV-Foto: Lisa Bergmann

Zemmer. Der Patient wehrt sich lautstark: "Ich will nicht raus!", wiederholt er mehrfach. Die Feuerwehrleute müssen beruhigen, aber auch resolut sein. Mitglieder der Feuerwehren im Trierer Land stellen heute die Patienten dar, die im Ernstfall gerettet werden müssten. Sie haben Anweisung, es ihren Kollegen nicht leicht zu machen. "Mit manchen unserer echten Patienten wäre es bei einem Notfall tatsächlich schwierig", sagt Ursula Zehe, Leiterin der Wohngruppe Ausonius. "Sie wären mit der Situation überfordert".
17 geistig und physisch kranke Menschen, zum Teil in ihrer Mobilität eingeschränkt oder gar bettlägerig, leben in diesem Teil des Schönfelderhofes. Das Gebäude ist das älteste auf dem Gelände, das einzige, das im Zuge der Renovierung in den 1980er Jahren nicht abgerissen wurde. Auch die bauliche Situation macht die Übung für die Wehren der VG Trier-Land zu etwas Besonderem. "Baulich gesehen ist das ein neuralgischer Punkt", sagt Edgar Centurioni, Fachkraft für Arbeitssicherheit auf dem Schönfelderhof. Dunkle, schmale Gänge und ein enges Treppenhaus in dem 1920 erbauten Wohnheim machen es den Wehrleuten nicht leicht. Da wird die Evakuierung zur Millimeterarbeit. Weiterer Anlass für die Übung der Feuerwehren sind die vor zwei Jahren angeschafften Rettungstücher. Sie liegen unter den Matratzen der bettlägerigen Patienten. Im Notfall werden sie mit Gurten über dem Patienten befestigt, der dann mitsamt seiner Matratze transportiert werden kann. Jürgen Cordie, VG-Wehrleiter und Übungsleiter, ist zufrieden: "Die Tücher sind auf jeden Fall ihr Geld wert. Sie erleichtern uns die Arbeit."
Nach nur 51 Minuten sind alle 17 Patienten-Darsteller evakuiert und dem Roten Kreuz (DRK) übergeben. "Eine absolut zufriedenstellende Zeit", sagt Cordie. Alle zwei bis drei Jahre probt der Schönfelderhof den Ernstfall und hält auch sonst engen Kontakt zur Feuerwehr. "Die enge Zusammenarbeit beruhigt uns", sagt Centurioni. Im Übungseinsatz waren 51 Wehrleute der freiwilligen Feuerwehren aus Zemmer, Schleidweiler, Rodt, Orenhofen und Speicher sowie die Ortsgruppen Ehrang und Speicher des DRK. lbe

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