Wenn Menschen anders werden

TRIER. (rgr) Jährlich erkranken bundesweit rund 135 000 Menschen an Demenz. Frühe Anzeichen wie Gedächtnisschwächen werden oft als normale Alterserscheinungen angesehen. Unter dem Motto "Wenn Menschen anders werden" startet am Montag, 24. März, in Apotheken die Aktionswoche "Altern in Würde".

 Elke von Ehr, Inhaberin der Bahnhof-Apotheke, präsentiert die Broschüre zur Aktionswoche "Altern in Würde" mit Informationen für Demenzkranke und deren Angehörige.Foto: Kerstin Smirr

Elke von Ehr, Inhaberin der Bahnhof-Apotheke, präsentiert die Broschüre zur Aktionswoche "Altern in Würde" mit Informationen für Demenzkranke und deren Angehörige.Foto: Kerstin Smirr

Wenn alte Menschen vergesslich werden, die Orientierung verlieren oder sich zu Nörglern entwickeln, können dies bereits erste Anzeichen für eine Demenzerkrankung wie Alzheimer sein. Ursache sind Stoffwechselstörungen und das Absterben von Nervenzellen im Gehirn. In späteren Stadien folgen völliger Sprachverlust, Wahnvorstellungen sowie gravierende Persönlichkeitsveränderungen. Um derartige Auswirkungen möglichst lang hinauszuzögern, soll die Aktionswoche "Altern in Würde" helfen, die Krankheit früher diagnostizieren und behandeln zu können."Wenn Menschen anders werden" ist eine Aktion der Bundesvereinigung deutscher Apothekerverbände zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Gerontopsychiatrie und -psychotherapie, der Initiative Altern in Würde und Janssen-Cilag. Bundesweit bieten die Apotheken ihren Kunden in dieser Woche Informationsmaterial und persönliche Beratung an. Der Info-Broschüre liegt ein Fragebogen bei, der den Angehörigen eines möglichen Demenzkranken bei der Unterscheidung zwischen altersbedingten Schwächen und echten Krankheitssymptomen helfen soll. Auch der Betroffene selbst kann bei der so genannten Supermarktaufgabe und dem Uhrentest seine geistigen Fähigkeiten prüfen.Obwohl die endgültige Diagnose nur ein Arzt stellen kann, sind Hinweise der Verwandten von großer Bedeutung. Die Patienten zeigen sich oft uneinsichtig, versuchen die Symptome zu verbergen oder reagieren in einem fremden Umfeld vollkommen anders. "Sie sitzen nur daheim rum und kriegen die Pantoffeln nicht hoch. Sobald sie zum Doktor gehen, sind sie top-fit. In Situationen, in denen sich diese Betroffenen sehr konzentrieren müssen, werden oft Kräfte frei, die sie im alltäglichen Leben nicht haben", sagt Dr. Hartmut Schmall, Vorsitzender der rheinland-pfälzischen Apothekerkammer und Inhaber der Apotheke an der Steipe in Trier.Ist der Patient tatsächlich erkrankt, kann den Symptomen mit Medikamenten - Atypika und Antidementiva - entgegengewirkt werden. Eine vollständige Heilung ist allerdings noch nicht möglich. Der Krankheitsverlauf kann lediglich hinausgezögert und somit die Lebensqualität möglichst lang erhalten werden.Dazu können auch verschiedene Therapien beitragen. Eine logopädische Behandlung hilft, die Kommunikationsfähigkeit zu fördern und zu erhalten, eine Ergotherapie fördert Alltagsfähigkeiten, so dass der Kranke länger selbständig leben kann.Die Zahl der Demenzkranken in Deutschland wird derzeit auf 1,2 Millionen geschätzt. Eine spezielle Vorsorge, um sich vor der Krankheit zu schützen, gibt es laut Dr. Schmall nicht. Die Ursache ist noch ungeklärt. Ein genetischer Defekt gilt jedoch als wahrscheinlich. Der Apotheker rät eine gesunde Lebensweise und bis ins hohe Alter das Gedächtnis zu trainieren.Elke von Ehr, Inhaberin der Trierer Bahnhofsapotheke, rechnet damit, dass vor allem Stammkunden das Informationsangebot nutzen werden. Sie appelliert aber an alle, die Augen vor dem Tabu-Thema Demenz nicht zu verschließen. "Man darf auf keinen Fall den Kopf in den Sand stecken und meinen: Das geht schon wieder weg, sondern man muss auf jeden Fall etwas unternehmen."Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.altern-in-wuerde.de

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