Wenn Morris tanzt und der Schotte pfeift

Elf deutsch-internationale Gesellschaften, elf Trierer Bälle der Nationen: Einmal hat seit der Premiere im Jahr 2000 jedes Partnerschaftsland der beteiligten Trierer Organisationen das Motto für die Ballnacht im Frühjahr vorgegeben. In diesem Jahr tanzten 500 Gäste zu britischen Tönen.

Trier. "Very british" ist der Empfang in der Europahalle. Beim Trierer Ball der Nationen begrüßt immer ein je nach Mottoland typisch gewandetes Empfangskomitee die Gäste. Die 500 Gäste, die in diesem Jahr in den Ballsaal strömen, können den Mann im Schottenrock und mit der überdimensionalen Fellhaube auf dem Kopf nicht aus der Ruhe bringen. Unbewegt steht er mit anderen Quiltträgern Spalier, rührt sich nicht, scheint versteinert. Bis zu seinem Auftritt. Er führt die Dudeldorf Lion Pipes & Drums in den Saal. Und die verstehen ihr Metier. Laute Dudelsackmusik und Trommelschläge, Marschmusik aus den Highlands setzen zwar den Unterhaltungen ein Ende, selbige bieten die Männer mit Kniestrümpfen und Röcken.

"England ist ein wunderschönes Land", schwärmt Ingried Arendt vom Freundeskreis Schweich-Portishead. Diese Partnerschaftsorganisation hat auch für einen weiteren Programmpunkt gesorgt: The Mendship Morris Men, zu denen es langjährige Freundschaften gibt. Die Männer mit den Strohhüten, Bundhosen, bunten Schärpen und Schellen an den Waden zeigen altes britisches Brauchtum, das im Morris-Dance, einem traditionellen Tanz der Männer in Somerset und Süd-Avon zu Ehren der Mutter Erde und der Fruchtbarkeit, seinen Ausdruck findet. Sie tanzen mit Tüchern und schlagen Holzstöcke gegeneinander. Als alle komplizierten Figuren geklappt haben, reichen sich die Morris-Men mit strahlenden erhitzten Gesichtern die Hände, klopfen sich auf die Schultern: "Well done!"

Von den agilen Stickschwingern angesteckt, hält es die Ballbesucher nicht auf ihren Plätzen, als das Odeon Jazz Quartett zum Tanz aufspielt. Ob in Ballrobe, Abend- oder Cocktailkleid, die Damen müssen nicht lange auf einen Kavalier warten, der sie aufs Parkett entführt.

"Ich bin zum ersten Mal auf diesem Ball. Ich habe gehört, dass er schön sein soll", sagt Barbara Kwiatkowski. Und das findet sie bestätigt.

Seit Herbst hat das Organisationskomitee am Ablauf des elften Trierer Balls der Nationen gearbeitet. "Kulturelles Miteinander erleben, über Grenzen, Nationen und Sprachen hinweg, das konnten wir auch heute wieder erleben", sagt Anton Wyrobisch von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft. Als einen Beitrag zur "Völkerverständigung", als Zeichen der "Internationalität" Triers und als von "Toleranz" getragener "Offenheit" anderen Nationen gegenüber will Schirmherr und ADD-Präsident Josef Peter Mertes den Ball verstanden wissen. Und damit traf er an diesem Abend ins Schwarze.

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