Wenn Mozart Fußballhymnen schreibt

Trier · Sie blödeln und lachen, zitieren und brillieren, ziehen sich auf der Bühne aus und gleich wieder an, während sie vierhändig Klavier spielen: Benedikt Zeitner und Dominik Wagner sind das Komikerduo Ass-Dur und alte Bekannte in Trier, die beim ihrem Auftritt im Kulturzentrum Tuchfabrik (Tufa) begeistert gefeiert werden.

 Dominik Wagner (links) und Benedikt Zeitner sind das Komikerduo Ass-Dur. Foto: Veranstalter

Dominik Wagner (links) und Benedikt Zeitner sind das Komikerduo Ass-Dur. Foto: Veranstalter

Trier. Ein Selbstversuch, geeignet nur für leidenschaftliche und gute Pianisten: Legen Sie sich auf den Rücken, so dass ihr Kopf auf den Flügel zeigt, greifen Sie über ihren Kopf hinweg blind auf die Tasten und spielen Sie. Dominik Wagner kann das. Wenn man ihn fragt, wie er das macht, erwidert er nur "Ja, is schwer." Er redet immer so, als habe er ein paar Valium eingeworfen.
Was seinen hyperaktiven Bühnenpartner Benedikt Zeitner regelmäßig zur gespielten Verzweiflung bringt. Ebenso wie Wagners Witze. "Die haben in Trier einen alten Sarg gefunden, aber ihn nicht aufbekommen." Warum nicht? "Da war ein Zuhälter drin."
Zeitner und Wagner haben in Deutschland so ziemlich alles an Kabarett-, Komik- und Kleinkunstpreisen abgeräumt, was die Bühne hergibt. Beide sind erst um die 30, stehen aber schon seit 2007 gemeinsam auf der Bühne. Ihr Programm ist völlig unpolitisch, sie setzen voll auf die Musik. Zeitner, der studierte Opernbariton und Kirchenmusiker, und Wagner, der gelernte Zauberer und Theater- und Opernregisseur, lassen die in der deutschen Comedy-Szene üblichen Beziehungs-, Alltags- und Gesellschaftsthemen komplett außen vor.
Wieder da: der Bi-Ba-Butzemann


Wagner spielt Mozarts kleine Nachtmusik und lässt sie in die Fußballhymne "Ihr könnt nach Hause fahr\'n" münden - und zwar so, als habe der große Wolfgang Amadeus das Stück genau so komponiert. Zeitner bringt seine Nummer als todernst-verknöcherter Professor, dessen musiktheoretischen Fachvortrag er mit Variationen von "Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann" illustriert.
Besagter Butzemann war schon Glanzpunkt des ersten Abendprogramms "Erster Satz Pesto" und prägt auch das jetzt in der Tufa präsentierte neue Programm "Zweiter Satz Largo Maggiore". Dieses Mal wird der Butzemann als Heavy-Metal-Stück und Hip-Hop-Nummer dargeboten: "Ich hab an meiner Jacke ne Kapuze dran. Denn ich bin der Bi-Ba-Butzemann."
Auch Franz Schuberts grundsätzlich todernster Leiermann aus dem Liederzyklus Winterreise, den Zeitner singen will, provoziert Lachsalven in der Tufa, weil Wagner statt des Leiermanns lieber den Eiermann spielen will. Auch gerne in g-Moll.
Diese kleinen verbalen Duelle zwischen Benedikt Zeitner und Dominik Wagner prägen den Auftritt ebenso wie ihre musikalische Virtuosität.
Die Umziehnummer am Schluss ist Kult. Zeitner und Wagner spielen vierhändig am Klavier ein Medley der Melodien des Abends und wechseln dabei einmal die Garderobe, ohne ihr Spiel zu unterbrechen. Man muss es gesehen haben, um es glauben zu können.
Im September wollen Ass-Dur ihr drittes Abendprogramm "Dritter Satz Scherzo Spirituoso" präsentieren.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort