Wenn Punkte aus der Reihe tanzen

TRIER. Sie punktet mit Punkten. Das ist durchaus wörtlich zu nehmen. Machen doch Lydia Oermanns "Punkt Bilder" den eigentlichen Reiz der Schau, die derzeit die Galerie Palais Walderdorff der Trierer Künstlerin widmet. Unter den "gesammelten Punkten" sind es vor allem die Siebdrucke auf Glas, die auf den ersten Blick überzeugen.

 Mit kleinen runden Tupfen hat Lydia Oermann es diesmal. "Punkte sammelt" die Künstlerin derzeit in der Galerie Walderdorff in Trier. Foto: Eva-Maria Reuther

Mit kleinen runden Tupfen hat Lydia Oermann es diesmal. "Punkte sammelt" die Künstlerin derzeit in der Galerie Walderdorff in Trier. Foto: Eva-Maria Reuther

Vom Display ihres Computers abfotografiert hat die Multi-Media-Künstlerin die runden Tupfen und sie dann in poetischen, fein abgestuften Bildschöpfungen verarbeitet. Man ist spontan versucht, die anmutigen, in rosa bis lila Pastelltönen daher kommenden Arbeiten, in denen die munteren Punkte wie die Kapriolen einer jungen Frau im Bildraum schweben, als ausgesprochen weiblich zu bezeichnen. Beliebte Farben: Rosa, Zartlila

"Das Rosa, das Zartlila, das sind tatsächlich meine Farben", bestätigt Lydia Oermann. Schon strenger wirken da die Glasobjekte, die nach demselben Verfahren - Siebdruck auf Glas - entstanden sind. Da geht es um geschlossene Reihung und Punktmuster, die aus der Reihe tanzen oder auf die schiefe Bahn gekommen sind. Wer gern kunstgeschichtlich und sonst wie einordnet, hat angesichts der Arbeiten reichlich Gelegenheit dazu. An jene Punkte, mit deren Hilfe der fotografische Realismus signalisiert, dass jedes wahrgenommene Bild aus einer Vielzahl Einzelpunkte besteht, erinnern die Arbeiten und natürlich an die allerorts gegenwärtigen Bild bildenden Pixel der Digitalfotografie. Und manch einer mag auch an kinetische Bildschöpfungen denken. Freilich - mit all dem hat Lydia Oermann ursächlich nichts im Sinn. Schon eher stimmen ihre Absichten mit einer Gedichtzeile der Dichterin Rose Ausländer überein. "Ich spiele noch", bekennt die berühmte Lyrikerin darin. Und das tut die Punkte-Lyrikerin Oermann, die zudem noch eine Leidenschaft für Theater, Musik und Philosophie hat, auch leidenschaftlich gern. Längst hat sie ihr eigenes Cross-Over der Künste entwickelt: "Ich probiere wahnsinnig gern alles Mögliche gleichzeitig aus", lacht die zierliche dunkelhaarige Frau, die so flott und fröhlich daher kommt wie ihre Punkte. Einiges andere hat sie auch in dieser Schau noch ausprobiert, wie zum Beispiel gemalte Punkte oder "Rucksackbilder". Und den versteckten Charme der Müllhalden - pardon der Recycling-Biotope - hat sie fotografisch auch entdeckt. Das meiste davon ist Experiment, die fotografische Mülllyrik belegt auf jeden Fall die Kunstfähigkeit des Alltäglichen. Egal was, vor allem gilt für die Künstlerin: "Immer wieder was anderes versuchen und ein neues Bild finden". Die Ausstellung ist bis 28. Mai zu sehen, Öffnungszeiten: dienstags bis freitags 11-13 Uhr und 14-17 Uhr, samstags, sonntags 10-13 Uhr, Adresse: Galerie Palais Walderdorff, Domfreihof 1a, Trier, Telefon 0651/66671, Internet: www.gb-kunst.de

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