Wenn Schatten zu Klängen tanzen

Schweich/Trier · Sinnliche Klänge, tanzende Schatten und zwei Gründe zum Feiern: Das Schattentheater der Levana-Schule Schweich besteht seit 20 Jahren, die Europäische Kunstakademie Trier gibt es seit 35 Jahren. Die Schweicher Schüler haben den Gästen bei der Geburtstagsfeier ein außergewöhnliches Sinneserlebnis beschert.

 Der katalanische Künstler Josep-Maria Balanyà (rechts) spürt mit dem Mikrofon den Tönen nach, die die Levana-Schüler erzeugen. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Der katalanische Künstler Josep-Maria Balanyà (rechts) spürt mit dem Mikrofon den Tönen nach, die die Levana-Schüler erzeugen. TV-Foto: Sandra Blass-Naisar

Schweich/Trier. Violette Wassertropfen perlen wie in Zeitlupe die raumhohe Leinwand hinunter. Die Schatten zweier tanzender Frauen verschmelzen mit den dumpf und warm nachhallenden Klängen im Raum. Sandkörner tanzen gerade noch schwerelos im Licht, als dunkle bedrohliche Schatten und voluminöse orchestrale Klänge das Bild jäh beenden. Von der Decke baumeln Metallobjekte, die der katalanische Performer, Pianist und Klangkomponist Josep-Maria Balanyà bei einem Trierer Metallbauer gefunden hat, dazwischen hängen Schrottobjekte, die Schüler der Levana-Schule in Schweich bei einem Workshop in der Europäischen Kunstakademie (EKA) kreiert haben.
"Kunst von Laien, immer anders"



"Das ist unser Klangorchester", erklärt der Künstler aus Barcelona, der eine Woche lang mit den Schülern an den Schrottobjekten zusammengearbeitet hat. "Für mich eine hochinteressante Erfahrung. Es hat mich an ,Art brut\' erinnert, autodidaktische Kunst von Laien, Kindern und Menschen mit einem Handicap. Unverbildet und roh. Kunst für den Augenblick. Improvisiert, immer neu, immer anders."
Zu den Klängen aus Metall und Schrott tanzen Bilder über die Leinwand. Schattenbilder, Objektilluminationen, Livebildprojektionen. Die Zuschauer sind fasziniert. Jeder sieht etwas anderes, jeder interpretiert die Bilder für sich. "Das ist innovativ. Illusionen für den Moment. Ich habe eine Gänsehaut", sagte eine Frau schwärmend. "Irgendwie wirken die Klänge mit den Schattenspielen auf der Leinwand ungeheuer beruhigend."
Carlos Malmedy ist zufrieden. Der Leiter des Schattentheaters der Levana-Schule, das dieser Tage sein 20-jähriges Bestehen feiert, sieht das zauberhafte Spiel mit Licht und Schatten "immer als eine höchst anspruchsvolle, kreative und künstlerische Herausforderung", vor allem für seine Schüler, die voll konzentriert bei der Sache sein müssten.
Gemeinsam mit seinem katalanischen Landsmann Josep-Maria Balanyà hat sein Anliegen, "diese wunderbare Kunstform" einer breiten Öffentlichkeit bekanntzumachen, Formen angenommen. Durch die "fruchtbare Nachhaltigkeit" des "Cross-Over-Projekts" der Schüler im vergangenen Jahr mit der Kunstakademie Trier sei eine langfristige Kooperation mit der EKA und ihren Künstlern entstanden.
"Ein Glücksfall für beide Seiten", sagt Malmedy.
Die Vorstellung der Schüler mit dem Klangvirtuosen aus Barcelona hat jedenfalls nicht nur den Jugendlichen Lust auf improvisierte Kunst und experimentelle Klanginstallationen gemacht. Der langanhaltende Beifall eines begeisterten Publikums zeigte, dass das Spiel mit Klang und Schatten, ein Spiel so alt wie das Theater selbst, nichts von seiner Faszination verloren hat.

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