Wenn schwarzer Schimmel die Gesundheit bedroht

TRIER. Ihre Mietwohnung im Stadtteil Euren ist für Familie Bohr längst kein behagliches Zuhause mehr. Schwarzschimmel breitet sich aus und bedroht die Gesundheit der sechsköpfigen Großfamilie. Das Mehrfamilienhaus wird von der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben verwaltet. Mit ihr streiten die Bohrs über die Ursache der gefährlichen Gewächse.

Die Familie aus Euren ist kein Einzelfall. Laut Mitteilung der Mietervereine ist die Anzahl der Auseinandersetzungen zwischen Eigentümern und Mietern in den letzten Jahren dramatisch gestiegen - um das Zehnfache. Wohnungsmängel und Schäden durch Feuchtigkeit gehören zu den häufigsten Gründen für Mietminderungen, Prozesse und generell dicke Luft zwischen Hausbesitzern und -bewohnern, denn jeder gibt dem anderen die Schuld. Der Trierische Volksfreund stellt auf dieser Seite zwei aktuelle Auseinandersetzungen aus Trier in den Mittelpunkt und liefert Hintergründe zu den Themen Schimmel und Wohnungsschäden."Er kam immer wieder durch"

Markus und Heike Bohr kämpfen gegen den Schimmel, seit sie vor anderthalb Jahren in die Eurener Wohnung in der Straße "Im Geimersfeld" gezogen sind. "Wir haben drübergetuscht, aber er kam immer wieder durch", sagt der Familienvater, der als Elektriker für eine Luxemburger Gesellschaft arbeitet. "Schon die Familien, die vor uns hier drin waren, hatten Probleme mit Schimmel." Ein Rundgang durch die Wohnung zeigt, wie akut diese Probleme sind. Hinter den Heizkörpern sitzt eine hässliche schwarze Schimmel-Schicht. Auch über den Fenstern und in einigen Ecken der Wohnung, die Ehepaar Bohr mit den Kindern Dennis (14), Lisa (12), Janek (7) und Kilian (fast ein Jahr alt) bewohnt, zeigt der gefährliche Schwarzschimmel seine Fratze. "Wir machen uns vor allem um die Kinder große Sorgen", sagt Heike Bohr. "Aber der Vermieter gibt uns die Schuld, Abhilfe ist nicht in Sicht." Der Vermieter ist die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, das ehemalige Bundesvermögensamt. "Da bekommt man zu hören, dass die Wohnung zu feucht sei, weil wir nicht richtig heizen und lüften", erzählt Markus Bohr. "Das ist wohl das Standard-Argument jedes Vermieters in einer solchen Situation." Die Bohrs haben eine andere Theorie - Baumängel sind die Ursache der Schimmel-Attacke.Ein Auszug kommt nicht in Frage

Eine Umfrage bei anderen Mietparteien im bundeseigenen Mehrfamilienhaus bestätigt, dass der Schimmel auch dort eingezogen ist. "Wir haben ihn in einigen Räumen", sagt Anja Millen. Auch Nicole Siegk ist betroffen und liegt im Clinch mit der Bundesanstalt: "Mir hat man gesagt, ich würde zu viel kochen und wäre mit meinen zwei Kindern zu oft in der Wohnung, deshalb wäre sie so feucht." Ausziehen will Familie Bohr nicht. "Auch das hat uns der Vermieter nahe gelegt. Wenn es euch hier nicht passt, dann zieht doch aus, so scheint das Motto zu lauten." Doch es sei in Trier sehr schwer, eine Wohnung zu finden, die räumlich und finanziell für die Großfamilie geeignet ist. "Deshalb sehe ich es nicht ein, hier auszuziehen. Der Schimmel wird durch Baumängel begünstigt, deshalb muss der Vermieter ran." Ist ein Streit so weit fortgeschritten, kommt oft ein Gutachter ins Spiel. So auch hier: Die Bundesanstalt hat die Trierer Gesellschaft "Isstas" mit einem Gutachten über Feuchteschäden beauftragt. "Dieses Werk wird uns die Gesellschaftam 18. Januar präzise erläutern", sagt Hans-Jürgen Jausel, Sachgebietsleiter "Facility Management" der Bundesanstalt. Das Papier liegt dem TV vor. Die "Isstas" kommt zu zwei Schlussfolgerungen: "Die Wohnung ist aus Sachverständigensicht schimmelfrei zu bewohnen, wenn dies auch mit einem erheblichen Aufwand verbunden ist." Gleichzeitig ist aber auch von einem "entstehungszeittypischem niedrigem Wärmeschutzstandard" die Rede. Ein offenes Resümee, das weder Mieter noch Vermieter eine eindeutige Schuld zuweist. Der Auftraggeber drängt deshalb auf eine Präzisierung. "Die Frage nach der Ursache muss eindeutig geklärt werden. Wenn das Gebäude Baumängel hat und sie die Schimmelbildung verursachen, werden wir sie selbstverständlich beheben." Markus Bohr kontert: "Das verspricht man uns seit zwei Jahren."

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