Wenn "St. Petrus" Wasser spuckt

TRIER. Dreifach-Jubiläum bei der Berufsfeuerwehr: Sie wird 160 Jahre alt, der Rettungsdienst besteht seit 100 Jahren und der Notarztdienst seit 30 Jahren. In einer Reportageserie stellt der TV die wichtigsten Bereiche der Feuerwehr vor. Ein Betätigungsfeld ergibt sich, wenn sich im Einsatzbereich der Brandschützer ein größeres Gewässer befindet. Für die Trierer Berufsfeuerwehr (BF) ist dies die Mosel.

Ruhig fließt die Mosel vor der Feuerwache am Trierer St.-Barbara-Ufer dahin. Doch dieser Fluss kann auch anders - das wissen alle, die in seiner Nähe wohnen, auch wenn das letzte "richtig große" Hochwasser schon etliche Jahre zurückliegt. Aber die Helfer am Barbara-Ufer sind gewappnet. Dies gilt für den Fall eines Hochwassers, aber auch für Schiffsbrände, Öl- und Chemikalienunfälle oder die Vermisstensuche. In wenigen Minuten startklar ist das Mehrzweck (MZB) am Barbara Ufer. Es handelt sich um ein umgebautes Sturmboot der ehemaligen Volksarmee der DDR, das die BF Trier 1997 erhielt. Einen Einsatz des Fahrzeugs demonstrieren für den TV Oberbrandmeister Anton Raskopp und sein Bruder, Brandmeister Jörg Raskopp: Raus aus der Feuerwache, vorsichtig über die vier Fahrspuren, zwei Treppen hinunter zum Ufer, wo das MZB unter einem überdachten Anlegesteg wartet. Nun heißt es nur noch, die an Bord vorhandenen Schwimmwesten anlegen (Vorschrift), zwei Ketten lösen, den 135 PS starken Außenbordmotor starten und los. "Bei Feuerwehreinsätzen herrscht normalerweise Helmpflicht - doch auf Booten sind Helme aus Sicherheitsgründen verboten", sagt Toni Raskopp, während er noch einige Sportruderer passieren lässt. Danach geht es mit schäumender Heckwelle in Richtung Römerbrücke. "Dort haben wir am Wochenende mit dem Boot nach einer vermissten Person gesucht, die angeblich von der Brücke gesprungen war. Aber Fehlanzeige!", sagen die Wehrleute. Dieser Demonstrationseinsatz bei Hochsommerwetter gleicht einer lustigen Bootspartie. Es bedarf aber nicht viel Fantasie, sich andere Umstände auszumalen: Etwa die Suche nach einer Wasserleiche bei Nacht und Schneeregen. Für lustige Schiffspartien ist auch nicht der Inhalt des Bootscontainers bestimmt. Die rote Riesenkiste steht in einer von der Stadt angemieteten Halle auf der Eurener Flur - zusammen mit dem FLB "St. Petrus" und zahlreichem anderen Feuerwehrgeräten, die nicht zum "täglichen Bedarf" zählen. "Dieser Behälter ist eine Erfindung der BF Trier. Nach dem ,Jahrhunderthochwasser' in Dezember 1993 haben wir ihn entwickelt", erklärt Brandamtmann Rudolf Schönhofen. Der Container enthält zehn ineinander gestapelte Boote, einen Entladekran, zehn Außenbordmotoren mit Treibstoffvorrat und weitere Ausrüstung für Hochwassereinsätze. Seine erste Bewährungsprobe bestand das System 1997, als die BF Trier beim Oderhochwasser in Oppeln/Polen die örtlichen Kräfte unterstützte. Transportiert wird der Behälter vom Wechselcontainer-Fahrzeug der BF. Der 26-Tonner, Typ Mercedes "Actros", kann das System mühelos schultern und wieder absetzen. Komplizierter wird es, wenn der schwere Dreiachs-LKW das Löschboot (FLB) "St. Petrus" aufnehmen soll, das auf einem eigens konstruierten Wechselcontainer steht. Das Herausziehen der Konstruktion aus der Eurener Halle und die Verladeaktion auf dem engen Hof sind Millimeterarbeit. Steht das 1993 gebaute, neun Meter lange und drei Meter breite Schiff dann auf dem LKW, ergibt sich ein fast abenteuerliches Bild. Hoch schaut das FLB über das Führerhaus hinaus, und noch länger ragt es mit dem Heck über die Rückleuchten des Dreichachsers. Wegen dieser Ausmaße muss die Fuhre stets hinten von einem Begleitfahrzeug gesichert werden. "Unser Löschboot ist für den Moselabschnitt von Cochem bis Perl zuständig. Wegen der Länge dieses Abschnitts mit neun Staustufen haben wir uns für diese straßentaugliche Version entschieden", sagen die Wehrleute. Pumpe mit 130 PS

An diesem Samstag führt die Einsatzfahrt des "St. Petrus" aber nur an die Löwener Mühle bei Igel. Dort gleitet das Boot langsam vom LKW in sein Element. Anschließend beginnt für das Schiff und seinen 276 PS starken explosionsgeschützten Diesel die übliche Samstags-Überprüfungsfahrt. Spektakulärster Teil des Testprogramms ist die Erprobung der 130 PS starken Pumpe, die einen gewaltigen Wasserstrahl mit acht bar Druck bis 50 Meter weit aus der Löschkanone schleudert. Einen "echten" Brandeinsatz auf dem Wasser hat "St. Petrus" noch nicht erlebt. Doch seine Pumpe leistete schon viele gute Dienste als Wasserspender bei Bränden im Trierer Hafen. Außerdem ist das wendige Fahrzeug bestens geeignet zum Ausbringen des schweren Ölschlängels nach Schiffshavarien, und es dient als Plattform bei Einsätzen der BF-Taucherstaffel.

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