Wer atmen kann, kann tanzen

Trier · Ein Dutzend Teilnehmer aus fünf Ländern hat an einem Workshop zu integrativem Tanz teilgenommen, zu dem der Club Aktiv eingeladen hat.

Samstagmorgen auf dem Basilika-Vorplatz: Im Schatten der ehemaligen kaiserlichen Palast-Aula bilden zwölf Menschen einen Kreis. Manche sitzen im Rollstuhl, eine Frau geht an Krücken, andere bedürfen keinerlei Gehhilfe. Aus einem tragbaren CD-Player schallt Bill Withers\' Hit "A lovely Day" über den Platz. Aus dem Kreis gehen oder rollen immer wieder zwei oder mehr aufeinander zu, um in der Mitte kurz in Interaktion zu treten: mit einem Hüpfer, einer kurzen Berührung, einem Blick. Das ungewöhnliche Ensemble, das die leider nur wenigen Passanten, die zu dieser Stunde bereits den Platz kreuzen, zu sehen bekommen, besteht aus den Mitgliedern eines Workshops: Zwölf Menschen aus aus Lettland, Ungarn, Irland, der Türkei und Deutschland haben auf Initiative des Club Aktiv in Trier eine Woche lang die Prinzipien der "Danceability" kennen gelernt, einer 1987 vom amerikanischen Choreographen Alito Alessi begründeten Tanz-Philosophie. In Trier leitet Marina Idaczyk nach der Methode an, veranstaltet etwa regelmäßig entsprechende Projekte in der Tufa. Der aktuelle Workshop richtete sich vor allem an "Multiplikatoren": Die Teilnehmer sind etwa selbst in der Behindertenhilfe aktiv und werden die gewonnen Erkenntnisse als Anregung für ihre weitere Arbeit nutzen.
"Wer atmen kann, kann tanzen", fasst die zweite Trainerin Anne Chérel die Idee von "Danceability" zusammen: "Oft sieht die Welt vor allem das, was ich durch meine Behinderung nicht kann, während diese Form des Tanzes von den Sachen ausgeht, die man kann: Man folgt seinen Fähigkeiten und macht da kreativ etwas daraus!"
Auch Katharina Jilek zeigte sich begeistert nach dem Workshop. Dabei habe der Tanz nicht nur Unterschiede hinsichtlich irgend welcher Behinderungen nivelliert: "Beim Workshop waren ja Teilnehmer aus fünf Ländern, wo man manchmal ein bisschen Sprachprobleme hatte, aber über das Tanzen konnte man auch diese Grenzen überwinden!" Die Rollstuhlfahrerin ist nachhaltig begeistert: "Das macht gute Laune, die ansteckt - einfach nur Spaß!"

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