TV-Serie: Jedem ein Zuhause Studiwerk Trier zeigt: Wer das Klima retten will, baut mit Holz

Trier · Konventionell gebaute Häuser sind nach Ansicht von Experten bewohnte Mülldeponien. Wie nachhaltiges Bauen zeitgemäß bestens funktionieren kann, zeigt ein Projekt des Studierendenwerks Trier.

 Nachhaltig und aus Holz: Das Wohnheim Enercase des Studiwerks Trier.

Nachhaltig und aus Holz: Das Wohnheim Enercase des Studiwerks Trier.

Foto: Studiwerk Trier

Wenn es um das Thema nachhaltiges Bauen geht, kann Peter Mösle für seine Ideen begeistern. Das zeigte der Geschäftsführer der international tätigen Beratungsfirma „Drees & Sommer“ und Mitbegründer der DGNB (Deutsche Gesellschaft für nachhaltiges Bauen) vor kurzem bei der Tagung „Greater Green“ in Trier. Vor 160 Gästen aus der SaarLorLux-Region ging der Chef von weltweit 3000 Mitarbeitern mit den konventionell errichteten Gebäude der vergangenen Jahrzehnte streng ins Gericht: „Wir haben im Prinzip Sondermülldeponien gebaut. Wenn wir so weiterwirtschaften, benötigen wir die Ressourcen von zwei Erden.“

60 Prozent des Abfalls in Deutschland kommen nach Aussage Mösles aus der Gebäudewirtschaft. Ziel müsse es sein, eine Kreislaufwirtschaft für alle Bestandteile eines Gebäudes zu etablieren. „Wenn Häuser zu Rohstoffdepots werden, steigt fast automatisch die Qualität der verbauten Materialien und damit auch die Wohnqualität.“ Als Beleg dafür nennt er unter anderem Modellprojekte in Berlin oder Freiburg. Eine zentrale Rolle spielt dabei immer zertifiziertes Holz aus nachhaltiger Waldwirtschaft. Wer ein Musterbeispiel für nachhaltiges Bauen sucht, muss aber gar nicht in die Ferne blicken. Mit seinem Wohnheim „Enercase“ zeigt das Studiwerk Trier bereits seit drei Jahren, wie Wohnungsbau der Zukunft aussehen kann.

„Wir hatten in dieser Qualität bislang nicht gebaut“, sagt Studiwerk-Geschäftsführer Andreas Wagner, der sich noch gut an die lebhaften Diskussionen zu Beginn der Planung vor zehn Jahren erinnert. Ein Holz-Hybrid-Bau des Studierendenwerks Heidelberg wurde schließlich als Vorbild ausgesucht. Dem Architektenwettbewerb unter dem Motto „leben, lesen, lachen“ folgte die Vergabe an einen Generalunternehmer. „Das war der Schlüssel zum Erfolg“, glaubt Wagner.

Wer das Klima retten will, baut mit Holz
Foto: Studiwerk Trier

So wurden aus 300 Tonnen nachhaltig produziertem Fichtenholz innerhalb von fünf Monaten in einer riesigen Zeltwerkstatt nahe dem zukünftigen Standort auf dem Petrisberg Module gebaut und nach dem Baukastenprinzip zu dem Wohnheim mit 84 Zimmern zusammengefügt. „Theoretisch kann fast alles wiederverwendet werden, was in dem Gebäude steckt. Das Holz ist aber an keine Stelle zu sehen, weil wir es aus Brandschutzgründen mit Platten aus einem neuartigen Faserverbundstoff gekapselt haben.“

Die große Photovoltaikanlage auf dem Dach und ein zentraler Mittelgang in der Bodenplatte, in dem alle Versorgungsleitungen Platz finden, nennt Wagner als wichtige Details. Dämmwerte und Schallschutz seien außergewöhnlich hoch. Die Baukosten von 6,4 Millionen Euro bezeichnet er als extrem preiswert. „Wir heizen Enercase mit Strom und haben die monatlichen Kosten auf 13,72 Euro pro Appartement berechnet. In unseren konventionellen Gebäuden werden für Strom und Wärme 35 Euro fällig.“ Mit maximal 295 Euro Monatsmiete – warm, inklusive Möbel, Küche und Bad – für seine 1600 Zimmer und Appartements liegt das Studiwerk deutlich unter den Vergleichsmieten der privaten Wohnungswirtschaft.

Mit Stolz zeigt der Studi-Geschäftsführer die Hochglanzbroschüre mit der das Deutschen Studierendenwerk für die Angebote der insgesamt 58 regionalen Studiwerke wirbt. Bilder des Enercase-Hauses zieren nicht nur die Titelseite. So ist es auch kein Wunder, dass in Heidelberg mittlerweile ein weiteres nachhaltiges Wohnheim nach dem Trierer Muster gebaut wurde, Göttingen hat die Pläne aus Trier angefragt.

Wer das Klima retten will, baut mit Holz
Foto: Studiwerk Trier

Welchen zunehmenden Stellenwert Holz als Baumaterial hat, zeigen auch Initiativen der Landesregierung Rheinland-Pfalz. So wird beispielsweise das neue Nationalparkamt am Erbeskopf aus Holz gebaut. „Der Klimawandel erfordert eine Umdenken bei den Themen Energie und Bauen“, macht Umweltstaatssekretär Thomas Griese (Bündnis 90/Die Grünen) deutlich. „Ziel muss es sein, möglichst CO2-neutral zu bauen und zu wohnen, denn die Entwicklung der Wohn- und Gewerbegebiete wird den entscheidenden Einfluss darauf haben, wie sich die Emissionen entwickeln. Holz ist der klimafreundliche Baustoff der Zukunft.“

Wer das Klima retten will, baut mit Holz
Foto: Studiwerk Trier

Seine Vorreiterrolle beim Thema nachhaltiges Bauen will das Studiwerk Trier nicht abgeben. So sollen unter dem Namen „Haus am Baum“ auch die neuen 105 Appartments des Martinsklosters mit Holz entstehen. Eine Modulbauweise ist dort wegen der aus Denkmalschutzgründen vorgegebenen Gebäudeform allerdings nicht möglich. „Wir haben einen Nachhaltigkeitsauftrag“, sagt Geschäftsführer Andreas Wagner, der glaubt, dass der Neubau weniger als zehn Millionen Euro kosten wird. Die Realisierung mit einem Generalunternehmer soll wie bei Enercase dafür garantieren. Europaweit werde das Projekt ausgeschrieben, sagt Wagner. Keine Zweifel hat er, dass die Zahl der Bewerber groß sein wird. „So etwas wie unser Haus am Baum ist sexy für Bauunternehmer.“

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