Wer fordert Schartz heraus?

Trier · Einer tritt an, einer sagt ab, mehrere werden gehandelt - gut ein halbes Jahr vor der Landratswahl im Kreis Trier-Saarburg kommt das Kandidatenkarussell allmählich in Fahrt. Der TV spekuliert, wer neben Günther Schartz (CDU) den Landratsposten anstreben könnte.

Trier. Der Titelverteidiger ist 50, bringt schätzungsweise 90 Kilogramm auf die Waage und ist Rechtsausleger. Dass der CDU-Mann Günther Schartz am Sonntag, 22. September, bei der Wahl des Landrats im Kreis Trier-Saarburg in den Ring steigen wird, ist nur noch Formsache.

Die CDU: Im April oder Mai werde Schartz in einer Mitgliederversammlung nominiert, sagt CDU-Kreisvorsitzender Arnold Schmitt. Doch gegen wen das politische Schwergewicht der Christdemokraten die Krone verteidigen wird, steht noch nicht fest. Dass ein auswärtiger Konkurrent auftritt, ist eher unwahrscheinlich. Die Bürger kreiden externen Bewerbern offenbar die fehlende Lokalkompetenz an. Zwei CDU-Kandidaten mussten diese schmerzliche Erfahrung bei den jüngsten Landratswahlen im Vulkaneifelkreis und im Eifelkreis Bitburg-Prüm machen. Deutlich unterlagen sie den parteilosen Platzhirschen Heinz-Peter Thiel und Joachim Streit (der TV berichtete).

Die SPD: Vor dem Showdown in Trier-Saarburg hat ein mutmaßlicher Gegner für das Kräftemessen mit Amtsinhaber Schartz seinem "Boxstall", der SPD, bereits einen Korb gegeben: Wolfgang Schäfer.
Das Kreistagsmitglied aus Schillingen, von 1991 bis 1996 für die Sozialdemokraten im Mainzer Landtag, lehnt eine Kandidatur aus beruflichen Gründen ab. "Das ist für mich keine ernsthafte Alternative, dafür habe ich mir zu viel aufgebaut." Schäfer (56) ist Geschäftsführer mehrerer Firmen, unter anderem von Ifa-Immobilien; seine beiden Töchter arbeiten im Unternehmen. Der Diplom-Ingenieur aus dem Hochwald ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt, wenn ihm was nicht passt - dabei schont er auch die eigenen Leute nicht.
Der Freigeist mit Politik-Erfahrung fällt also weg, doch welche heißen Eisen hat die Kreis-SPD sonst noch im Feuer? Kreisvorsitzende Katarina Barley, die bei der Landratswahl 2005 gegen Günther Schartz immerhin 45 Prozent der Stimmen holte und nun gegen den CDU-Mann Bernhard Kaster bei der Bundestagswahl antritt, hält sich noch bedeckt: "Wir werden eine Alternative anbieten, die frischen Wind und die richtigen Schwerpunkte in die Kreispolitik einbringt."
Da der frühere Konzer SPD-Landtagsabgeordnete Alfons Maximini wohl kaum als Kandidat infrage kommt - er hat nach und nach alle Parteiämter abgegeben -, könnte am 22. September die Stunde eines Sozialdemokraten schlagen, der relativ jung, aber schon sehr erfahren ist: Christian Kruchten, Jahrgang 1974, Rechtsanwalt in Hermeskeil und wie Schäfer wohnhaft in Schillingen. Der stellvertretende SPD-Kreisvorsitzende hat sich im Jahr 2004 bundesweit einen Namen im "Ebay-Fall" gemacht. Eine Frau aus Paderborn hatte ein Massivhaus im Wert von 104 000 Euro für 2,50 Euro im Internet ersteigert, und Kruchten vertrat den Verkäufer - mit Erfolg. Als "Mann der Zukunft" wurde der Jurist schon 2006 gehandelt, als er für den Posten des Bürgermeisters der Verbandsgemeinde Kell am See kandidierte, aber dem Amtsinhaber Werner Angsten (CDU) unterlag; Kruchten kam auf 40 Prozent. Vor drei Jahren wählte ihn die SPD hinter Alfons Maximini zum B-Kandidaten für den Landtagswahlkreis Konz-Saarburg. Im Kreistag sitzt der Rechtsanwalt in der ersten Reihe, darf hin und wieder für seine Fraktion sprechen, steht aber in der Hierarchie eindeutig hinter der Vorsitzenden, der Schweicher Landtagsabgeordneten Ingeborg Sahler-Fesel. Andere Alternativen haben die Kreisgenossen kaum; die gestandenen Kommunalpolitiker im Kreistag scheiden zumeist aus Altersgründen aus, und die Nachrücker im Kreisvorstand sind noch jung und unerfahren. Auf Nachfrage des TV weist Kruchten jegliche Ambitionen, Landrat zu werden, von sich: "Ich baue mit meiner Frau derzeit ein Haus in Hermeskeil, da bleibt zwischendurch für einen Wahlkampf keine Zeit."

Die Grünen: Man führe "intensive Diskussionen über einen eigenen Kandidaten", sagt die Grünen-Chefin im Kreistag, Heide von Schütz. Ob womöglich später der Kandidat der SPD unterstützt wird, der den Grünen inhaltlich am nächsten kommt, lässt sie offen: "Jeder guckt mal für sich und dann werden wir uns selbstverständlich mit der SPD unterhalten." Bei der jüngsten Landratswahl war die Kreistagsfraktion von Bündnis 90/Die Grünen neutral geblieben, obwohl sich der eigene Kreisvorstand für Barley ausgesprochen hatte. Das habe hinterher in der Partei viel Streit gegeben, sagt von Schütz.
Wenn die Grünen auf Kandidatensuche gehen, dann dürfte an ihr kein Weg vorbeiführen: Sabina Quijano. Die 49-jährige Kunsthistorikerin aus Kanzem (Saar) ist Christian Kruchten nicht unähnlich: engagiert, rhetorisch versiert, sachlich-analytisch - der hemdsärmelige Kumpeltyp, der auch mal Emotionen zeigt, sind beide nicht. Quijano kandidierte 2008 für den Bürgermeister-Posten in der Verbandsgemeinde Konz und landete mit sechs Prozent unter ferner liefen - allerdings bei vier Kandidaten und einem deutlichen Sieger (57 Prozent für Karl-Heinz Frieden, CDU). Angesprochen auf die Landratswahl, kommt von ihr kein Dementi: "Der Kreisvorstand entscheidet in zwei bis drei Wochen."

Die Freien Wähler: Auch bei der Freien Wählergemeinschaft (FWG), nach CDU und SPD die drittstärkste Kraft im Kreis, läuft die Kandidatensuche. "Wir prüfen, bisher haben wir noch keine Entscheidung getroffen", sagt Fraktionschef Hugo Kohl. Die Zukunft der Freien Wähler sieht er weiterhin in der Kommunalpolitik; dass die FWG bei der Bundestagswahl antreten will, bezeichnet Kohl als "groben Unfug". "Da machen wir im Kreis nicht mit, weder ideell, noch personell, noch finanziell."

Die FDP: Keinen Stress mit der Kandidatensuche werden sich die Freien Demokraten im Kreis machen. Der kleine Koalitionspartner der CDU im Kreistag unterstützt Schartz. Ob der wiedergewählt wird, das ficht die FDP am 22. September womöglich weniger an als die Sorge, die Fünfprozent-Hürde im Bund nicht zu schaffen.Extra

Landratswahl: Termin ist der 22. September 2013, zeitgleich mit der Bundestagswahl. Wahlvorschläge müssen bis 12. August, 18 Uhr, eingereicht werden. Der Wahlausschuss muss spätestens am 19. August über die Zulassung der Kandidaten entscheiden. Die Bewerber müssen mindestens 23 Jahre alt sein, das Höchstalter ist 65 Jahre. Ihr Wohnsitz muss in Deutschland sein. Sie können von Parteien vorgeschlagen werden oder sich als Einzelkandidaten bewerben. Letztere benötigen 230 Unterstützungsunterschriften. Die Stelle wird öffentlich ausgeschrieben, die Amtszeit beträgt acht Jahre.alf

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