Wer sucht, wird hier oft fündig

Trier · Fahrräder und Spielzeug, Kleidung und Schlüssel warten im Lager des Fundbüros Trier auf ihre Besitzer. Sogar ein Holzbein ist schon dort gelandet. Wie genau ist das Prozedere, wenn man etwas verliert oder findet? Wie hoch ist der Finderlohn? Und was passiert mit Funden, die nicht abgeholt werden? Der TV hat nachgefragt.

Trier. Es ist ein bekanntes Szenario, bei dem sofort Panik aufkommt: Nach einem langem Abend stellt man entsetzt zu Hause fest, dass Geldbörse, Handy oder der Wohnungsschlüssel nicht mehr in der Tasche sind. Liegen gelassen, verloren oder gar gestohlen? Das Fundbüro in Trier kann in solchen Fällen oft helfen. "Der Finder hat die Pflicht, den gefundenen Gegenstand entweder eigenhändig zurückzugeben oder dem Fundbüro zu übergeben", sagt Rudi Grundhöfer (60) vom Ordnungsamt Trier, das für den Betrieb des Fundbüros verantwortlich ist. Das gut gefüllte Lager im Keller des Fundbüros zeigt: Es gibt sie noch, die ehrlichen Menschen. In Reih und Glied stehen Dutzende herrenlose Fahrräder, während sich in den Regalen unter anderem Kleidung, Schmuck, Spielzeug und Geldbörsen stapeln. "Fahrräder werden sehr oft gefunden, wir hatten aber auch schon Gebisse, Rollstühle und ein Holzbein", sagt Grundhöfer.
Wurde etwas gefunden, nimmt Sachbearbeiter Edgar Drumm den Gegenstand sowie die Daten des Finders auf, schließlich winkt ein Finderlohn vom Besitzer. "Bis zu einem Gegenstandswert von 500 Euro erhält der Finder per Gesetz fünf Prozent Finderlohn, von dem über 500 Euro liegenden Wert gibt es noch mal drei Prozent", erklärt der 57-jährige Drumm. Allerdings kann das Fundbüro den Finderlohn nicht garantieren. "Die Beteiligten machen das meist unter sich aus. Klappt das nicht, kann die Sache gerichtlich geregelt werden."
Doch dazu kommt es meist erst gar nicht, denn nur bei ungefähr 30 Prozent aller Fundsachen meldet sich der Besitzer. Dann muss erst durch genaue Beschreibung und einem Abgleich mit dem Verlusttag überprüft werden, ob der Gegenstand dem Anfragenden wirklich gehört. "Hat der Besitzer nach sechs Monaten sein Eigentum nicht abgeholt, darf der Finder den Gegenstand behalten", sagt Drumm.
Hat der Finder kein Interesse daran, wird der Gegenstand versteigert. Der Erlös geht dabei an die Stadt Trier. "Mehrmals im Jahr bieten wir Versteigerungen von Fundsachen an." Bis vor wenigen Jahren hat noch Drumm selbst den Auktionshammer geschwungen, seit 2010 werden die Gegenstände auf einer speziellen Plattform im Internet angeboten (der TV berichtete mehrfach). "So erreichen wir ein größeres Publikum und können auch fast alle Fundsachen an den Mann bringen", sagt Drumm.
Den Dutzenden häufig verzweifelten Menschen, die täglich das Fundbüro aufsuchen, um ihr Hab und Gut wiederzufinden, geht es beim Verlassen des Fundbüros häufig besser. An diesem Tag gehört Thomas Sperber (60) aus Trier dazu: "Ich bin wirklich dankbar, dass sich der Finder die Mühe gemacht hat, meinen Autoschlüssel hier abzugeben."
Versteigerungen finden regelmäßig auf http://www.sonderauktionen.net/ statt.

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