Westwall als "Nischenprodukt"

Der Westwall ist nicht dazu geeignet, Besucherströme in die Region zu lenken. Das ist offenbar das Ergebnis einer Studie, die demnächst veröffentlicht werden soll.

Dahlem. Hat der Westwall touristisches Potenzial? Dies ist die Kernfrage einer Studie, die von der Eifel Tourismus GmbH in Auftrag gegeben wurde. Diese Studie ist zwar noch nicht veröffentlicht, doch von ihrem Ergebnis ist einiges durchgesickert.

Demnach sind zumindest die in der Eifel noch vorhandenen Höckerlinien, Bunker und andere Bauten des Westwalls nicht geeignet, Besucherströme in die Region zu lenken. Diesem Urteil schließt sich auch der Dahlemer Bürgermeister Reinhold Müller an. Er betrachtet die Hinterlassenschaften dieser nationalsozialistischen Bauwerke eher als ein "touristisches Nischenprodukt": "Im Verhältnis zum Eifelsteig beispielsweise hat der Westwall ein solches Potenzial nicht."

Dennoch sollten die derzeitigen Angebote qualifiziert und erhalten bleiben. Er denke dabei an Bunkeranlagen, die Unterschlupf für gefährdete Tierarten bieten, sagt Müller.

Auch Jan Lembach, Geschäftsführer des Naturparks Nordeifel, betrachtet den Westwall nicht als eine der Hauptattraktionen der Region: "Da hat die Eifel weitaus mehr zu bieten." Dennoch sieht Lembach in den Bauwerken - ob Höckerlinie oder Bunkergebäude - einen gewissen ökologischen Nutzen. Erhalten werden sollten die Anlagen, an denen Besucher ohnehin vorbeikommen, beispielsweise am Hollerather Knie. Dort müssten jedoch Informationstafeln auf die Bedeutung dieser Bauwerke hinweisen. Es gebe immer noch viele Menschen, denen die Hintergründe zum Westwall nicht bekannt seien. Zum Teil sind Anlagen in der Vergangenheit mit öffentlichen Mitteln "verkehrssicher" gemacht worden und können nun gefahrlos besichtigt werden.

Zehn von insgesamt 16 "sicheren" Anlagen zeigt Peter Drespa aus Dahlem bei von ihm organisierten Führungen. Seine Kenntnisse über Entstehung, Arbeitsbedingungen und militärische Hintergründe sind umfassend.

Mit dem sich abzeichnenden Ergebnis der Studie ist Peter Drespa nicht ganz einverstanden. Die Beteiligten würden sich "fachlich nicht genug mit dem Thema auskennen" und betrachteten es aus einem "sehr engen Blickwinkel".

"Zudem halte ich eine Beleuchtung nur von deutscher Seite aus für falsch", fügt Peter Drespa hinzu. "Das Interesse auf niederländischer, belgischer und luxemburgischer Seite ist groß." Wenn der Westwall auch nicht gerade ein touristisches Großziel sei, gehöre er doch unbedingt zur Region und müsse touristisch weiter berücksichtigt werden. Entsprechende Angebote - beispielsweise Führungen - müssten sichergestellt werden. Er schlägt vor, dass sich Kommunen und Betreiber mit diesem Ziel zusammenschließen.

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