Wie aus Getreide Mehl wird

Mehl für alle Fälle: Warum es so viele unterschiedliche Mehlsorten gibt, weiß Lucky jetzt. Die Leseratte hat nämlich der Mühle Zahnen in Kyllburg einen Besuch abgestattet und anschließend einen Kuchen gebacken. Oder es zumindest versucht.

Kyllburg. Lucky mag Kuchen für sein Leben gern, weswegen er neulich auf die Idee kam, selbst einmal einen zu backen.

Die Leseratte ist also in den Supermarkt gegangen, um alles einzukaufen. Doch während es bei Milch, Eiern und Zucker keine Probleme gab, stand das TV-Maskottchen ziemlich lange und hoffnungslos überfordert vor dem Mehlregal. Lucky musste nämlich feststellen, dass es zum einen unterschiedliche Mehlsorten wie Weizen-, Roggen- oder Dinkelmehl gibt, und zum anderen auch noch verschiedene Typen. Auf einigen Packungen stand "Type 405", auf anderen wiederum "550" oder sogar "1050". Also holt Lucky sich kurzentschlossen Rat beim Fachmann in der Kyllburger Mühle Zahnen.

"Die unterschiedlichen Typen weisen auf den Anteil an Mineralstoffen im Mehl hin", sagt Walter Simon, und er muss es wissen. Denn Simon ist Geschäftsführer der Mühle Zahnen in Kyllburg. Bereits seit mindestens 700 Jahren wird dort, am Ufer der Kyll, aus Getreide Mehl hergestellt. Und weil Roggen, Dinkel, Hafer, Gerste oder Hirse nun mal auf Feldern wachsen und das Wachstum dabei vor allem vom Wetter und der Qualität des Bodens abhängt, gibt es nicht nur unterschiedliche Getreidesorten, sondern auch verschiedene Qualitäten. Deshalb wird das Getreide, das bei der Mühle Zahnen zum größten Teil von den Landwirten aus der unmittelbaren Umgebung stammt, ständig kontrolliert und schon bei der Anlieferung nach Qualität getrennt. In der Regel läuft das so, dass das Getreide bei der Ernte vom Mähdrescher auf den Traktor- oder LKW-Hänger geladen und dann vom Feld direkt zur Mühle gefahren wird. Dort werden die Körner dann gereinigt, und erst wenn sie sauber sind, dürfen sie auch gemahlen werden.

Korn wird zwischen Walzen gemahlen



Um die Körner so zu zerkleinern, dass daraus pulvriges Mehl entsteht, wird das Getreide durch sogenannte "Walzen stühle" gejagt. Wie der Name schon sagt, enthält dieser Stuhl, der zum Sitzen absolut ungeeignet ist, Walzen, zwischen denen das Korn gemahlen wird. In der Kyllburger Mühle gibt es insgesamt zwölf dieser Walzenstühle, und wie der Geschäftsführer erklärt, wird der Mahlprozess bis zu 20 Mal wiederholt.

Sortiert nach Getreideart und Qualität, wird das daraus gewonnene Mehl dann auch wieder getrennt gelagert. So gibt es in der Mühle Zahnen beispielsweise zwölf Silos mit jeweils unterschiedlichen Mehlsorten. Und in der "Mehlmischerei" können diese Sorten wiederum je nach Bedarf gemischt werden, so dass in Kyllburg letztendlich bis zu 50 verschiedene Mehle hergestellt werden. Die landen dann aber nicht alle im Supermarktregal, sondern werden nach den Bedürfnissen der Kunden gemischt. Und in Kyllburg sind die meisten dieser Kunden Bäckereien. Diese bekommen das Mehl dann entweder in Säcken oder lose mit einem Silo-LKW geliefert.

Übrigens: Je dunkler ein Mehl ist, desto höher ist die Typenzahl und desto höher sind auch der Mineralstoffgehalt und die Qualität. Schwarzbrot ist deshalb auch gesünder als Weißbrot. Für Luckys Kuchen trifft das allerdings nicht zu. Denn die Backratte hat sich im Supermarkt für das Weizenmehl "Type 405" entschieden. Das gilt, so hat es ihm der Mühlen-Chef erklärt, als klassisches Haushaltsmehl und ist so weiß wie Schnee. Luckys Kuchen war allerdings schwarz wie Kohle. Das lag aber nicht daran, dass beim Backen der Mineralstoffgehalt gestiegen ist, sondern dass der Kuchen zu lang im Ofen war.ExtraMühlen am Wasser: Dass viele Mühlen früher am Ufer von Flüssen entstanden sind, hat einen guten Grund. Weil es damals noch keinen Strom gab, wurde mit Hilfe eines Wasserrads, das durch die Bewegung des Wassers angetrieben wurde, die notwendige Energie auf die Mühlsteine übertragen. Zahlreiche dieser Wassermühlen gibt es auch heute noch, und einige davon nutzen die Wasserkraft mittlerweile, um Strom zu erzeugen. Die Funktionsweise ist also ähnlich wie beim Fahrraddynamo. (uhe)

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