Wie die Aktien an der heimischen Börse stehen

Trier · Unverhofft kommt oft: So lässt sich das Börsenjahr auf dem Trierer Parkett beschreiben. Manches Wertpapier landete am Ende ganz woanders als erwartet. Bei näherem Hinsehen stellt sich freilich heraus: Das Ergebnis ist oft die Folge jahrelanger Vorarbeit. Traditionell zum Jahresende auf volksfreund.de: Der Trierer Aktien-Index mit den Gewinnern und Verlierern des Jahres 2012.

Einst galt sie an der Kieler Landesbörse als Spezialistin für Frauenprodukte, seit drei Jahren führt Angelika Birk im Trierer Rathaus einen Gemischtwarenladen für Schulen, Soziales, Sport und andere notleidende Branchen. 2012 geriet das Einzelhandelsunternehmen durch eklatante Management-Schwächen und miserables Timing aus dem Takt. In allen Abteilungen gibt es Riesenbaustellen, das Führungspersonal ist frustriert, die Zulieferer wurden durch Sparmaßnahmen verprellt, und das Verhältnis zu Konzernchef Klaus Jensen gilt als zerrüttet. Ohne schnelle, überzeugende Lösungen droht die politische Insolvenz.
Silvester 2008 führte das Familienunternehmen Natus GmbH dank ökonomischer Weltmarkterfolge noch unangefochten die TAX-Rangliste an. Im abgelaufenen Jahr machte die Firma statt durch internationale Umsatzrekorde eher durch provinzielle Streitereien um die Mitarbeitervertretung von sich reden. Das Arbeitsgericht musste Ruhe in den Konflikt bringen.
Der Vorstandsvorsitzende des maroden Großkonzerns Kulturstadt Trier AG, Thomas Egger, musste nach dem miserablen Geschäftsjahr 2011 seine Angebotspalette auch 2012 weiter einschrumpfen. Mit "Brot und Spiele" verlor er nach den Antikenfestspielen einen weiteren Geschäftszweig, sein Premium-Produkt Stadttheater spart drastisch bei Verpackung und Inhalten. Chairman Egger hat nun einen der gefürchtetsten Sanierer der Branche mit einem Konzept beauftragt - es könnte die letzte Chance vor einer Pleite sein.
Im kommenden Jahr zieht sich das in Kenn beheimatete Kleinst-Unternehmen SPD-MDB vom Markt zurück. Der Inhaber und einzige Angestellte Manfred Nink hat seine Firma so unauffällig und aktivitätsarm geführt, dass die Lücke, die er hinterlässt, ihn problemlos ersetzen könnte. Dennoch hat die SPD-Unternehmenszentrale eine Nachfolgerin berufen, die dem derzeitigen Monopolisten auf dem Sektor der Bürgervertretung, der Bernhard-Kaster-OHG, künftig Konkurrenz machen soll.
Das römische Jesus-Christ-Konsortium hat ihr Tochterunternehmen Bistum Trier weiter personell umstrukturiert. Chef-Sanierer Georg Holkenbrink zieht sich nach erfolgreicher Zerschlagung von Einrichtungen wie der Bildungskooperative Katholische Akademie aus dem operativen Geschäft zurück und macht Platz für den erfolgreichen Eventmanager Georg Bätzing, der 2012 das Groß-Spektakel "Heilig-Rock-Wallfahrt" geschmeidig und kostenbewusst organisiert hat.
Mit einer Großveranstaltung konnte sich auch der neue Generalbevollmächtigte des Bildungs-Konzerns Uni Trier, Michael Jäckel, profilieren. Für den City-Campus schaffte er es, den ansonsten eher veränderungsresistenten und nur bedingt kundenfreundlichen Tarforster Firmenriesen mächtig in Bewegung zu bringen und die Verankerung bei den Anteilseignern spürbar zu stärken. Ob auch seine Modernisierungspläne für das eigene Haus durchschlagen, bleibt offen.
Durchbruch für einen klassischen Selfmade-Man: Die Bodo-Korsig-Art-Inc. hat sich seit Jahren durch kontinuierliche Präsenz einen Platz am internationalen Kunstmarkt verschafft. 2012 eroberte der kleine Betrieb erstmals auch die Theaterbühne, mit einem fulminanten Fassadenbau für eine Tanz-Produktion, die auch überregional für Aufsehen sorgte.
Für höhere Weihen hat sich in den vergangenen vier Jahren Wolfram Leibe qualifiziert. 2008 übernahm er die einst behäbige Headhunter-Firma namens Arbeitsagentur Trier, erwies sich als versierter Netzwerker, lieferte erfolgreiche Entwicklungszahlen und verbesserte das Image seines Fachunternehmens. Zum Jahresende wechselt er nach rasantem Kursanstieg an die Baden-Württembergische Landesbörse in Stuttgart. Wie man auf glattem Parkett mit geringen finanziellen Mitteln ein abstiegsbedrohtes Unternehmen wieder nach vorn bringt, zeigt musterhaft CEO Henrik Rödl vom Sportwarenhersteller TBB. Konsequente Nachwuchsförderung, flache Hierarchien, einsatzfreudige Mitarbeiter, flankiert von einem effektiv-lautlosen Management: Das frühere Krisenunternehmen ist zum bundesweit bewunderten Branchenprimus geworden.
Der TAX-Bulle des Jahres ist eine Frau. Für die meisten Beobachter völlig überraschend wurde die Malu-Dreyer-Aktie kurzfristig als Neu-Emission am Börsenplatz Mainz platziert, wo sie den durch die Sturheit des langjährigen Firmenpatriarchen Kurt Beck in starke Turbulenzen geratenen Rot-Grün-Trust gegen die feindliche Übernahme durch die Julia-Klöckner-Ich-AG stützen soll.

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