Wie ein offener Kühlschrank...

Ihr kennt es als Würfel im Getränk oder zum Schlecken im Sommer: Eis. Aber vor allem im Winter kann man damit viel Spaß haben. Nämlich in der Eishalle, wenn man mit Schlittschuhen über die glitzernde spiegelglatte Fläche flitzt. Dass mehr als zwei Eimer Wasser für das eiskalte Wintervergnügen nötig sind, hat Lucky bei seinem Besuch erfahren.

 Wenn Eismeister Wolfgang Kinzig seine Runden mit der Eismaschine dreht, haben Eisläufer Pause. TV-Foto: Cordula Fischer

Wenn Eismeister Wolfgang Kinzig seine Runden mit der Eismaschine dreht, haben Eisläufer Pause. TV-Foto: Cordula Fischer

Trier. Habt ihr es im Winter warm zu Hause? Und kommt die Wärme aus dem Boden? Dann wisst ihr im Prinzip schon, wie das mit dem Eis in der Eishalle in der Diedenhofener Straße in Trier funktioniert: wie bei eurer Fußbodenheizung, nur umgekehrt. Ungefähr so wie ein Kühlschrank mit offener Tür. Unsichtbar, unter dem Beton-Boden im Eisstadion liegen Kilometer lange Rohrschlangen, durch die ab Ende August bis Ende März Ammoniak geleitet wird. Ammoniak ist ein giftiges Gas, aber in flüssiger Form eine Art Wärme-Transporter. Vier Tonnen davon gibt es in einem Sammelbehälter in der Eishalle, aus dem es durch die unterirdischen Rohrleitungen gedrückt wird. Viel Technik und - ganz wichtig - Vorsichtsmaßnahmen sind dafür notwendig.

Jetzt kommt das Wasser ins Spiel: Circa 60 000 Liter werden in vielen dünnen Schichten auf den Boden - der späteren Eisfläche - ganz fein aufgesprüht. Damit das flüssige Ammoniak wieder verdampfen kann, braucht es Wärme, und die zieht es aus dem Wasser und transportiert sie ab. Damit werden dann noch unter anderem die geschlossenen Räume im Stadion geheizt. Minus acht bis minus zehn Grad Celsius lassen jede Schicht gefrieren. Das muss aber ganz sorgfältig passieren und braucht Zeit. Zwei Stunden pro Schicht sind optimal. Für die gesamte drei bis vier Zentimeter dicke Eisfläche braucht Eismeister Wolfgang Kinzig (51) fünf bis sieben Tage, bis man darauf Pirouetten oder auch nur einfache Runden drehen kann. Es geht aber auch schneller: "Mein Rekord liegt bei 48 Stunden - ohne Schlaf." Aber gerade das Grundeis, also die untersten Schichten, muss ordentlich gemacht sein. "Das ist wie das Fundament von einem Haus." Ist das nicht stabil, bricht alles zusammen.

Doch so schön glatt wie am Anfang bleibt das Eis nicht lange. Die Schlittschuh-Kufen von bis zu 700 Läufern pro Tag machen tiefe Rillen ins gefrorene Wasser, beim scharfen Bremsen stöbern sogar Millionen kleiner Eiskristalle durch die Luft und bleiben als Schnee auf der Oberfläche liegen. Das macht aber nichts, denn es gibt ja die Eismaschine. Der Kasten auf vier Rädern kommt ins Spiel, wenn das Eis so voller Schrammen ist, dass das Eislaufen schwierig wird. Dann fährt die Maschine über die Eisfläche und bearbeitet sie in vier Schritten, bis das Eis fast wie neu ist. Als Erstes sammelt die Maschine den Schnee auf. Dann werden die Risse und Rillen mit Wasser ausgespült. Über die ganze Breite der Maschine ist außerdem ein 2,10 Meter langes scharfes Messer eingespannt, das wie ein Käsehobel die oberste Eisschicht abkratzt. Und damit die nicht am Ende fehlt und die Fläche bis auf den Beton abgenutzt wird, trägt das technische Wunderwerk zum Schluss noch einen bis zu 80 Grad heißen, dampfenden Wasserfilm auf. Je kälter es draußen ist, desto wärmer muss das Wasser sein.

Insgesamt 1000 Liter verbraucht die Maschine pro Fahrt. Die dauert zehn Minuten, dann ist das Eis bereitet für eine weitere Stunde eiskaltes Wintervergnügen.

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