Wie Karl Marx den Tourismus in Trier wieder ankurbeln soll

Trier/Berlin · Was die Konstantin-Ausstellung geschafft hat, soll Karl Marx fortsetzen: Die wieder wachsende Popularität des Denkers soll mehr Touristen nach Trier locken, dessen Gästezahlen 2012 zurückgegangen waren. Triers Umland setzt auf neue Wanderwege.

Klein, stark, rot: Deutschlands älteste Stadt setzt bei der am Mittwoch eröffneten Internationalen Tourismus-Börse (ITB) auf ihren großen Sohn Karl Marx (1818-1883). Der erscheint den Besuchern am Rheinland-Pfalz-Stand in Gestalt von zwei Gipsfiguren, die der Nürnberger Künstler Ottmar Hörl gestaltet hat. Hörl, den sein Stinkefinger-Gartenzwerg bekanntgemacht hat, wird seinen roten Mini-Marx im Mai gleich 500-fach rund um die Porta Nigra postieren. Die Kopien hat er vorab der Tourist-Information Trier (TIT) zur Verfügung gestellt, deren Chef Hans-Albert Becker (57) um die Werbewirksamkeit von Marx weiß: "Er ist eine große Zugnummer für die nächsten Jahre." Zumal der Marx-Rummel noch wachsen wird: Der 200. Geburtstag am 5. Mai 2018 wird groß gefeiert. Dabei war der Weltveränderer und Sozialismus-Vordenker in seiner Geburtsstadt lange nicht gut gelitten, da ideologisch von Moskau und Peking vereinnahmt. Aber in Zeiten einer weltweiten Marx-Renaissance rechnet Trier mit ihm: Die Friedrich-Ebert-Stiftung wird die technisch aufgepeppte Dauerausstellung im Geburtshaus, das 2012 einen Besucherrekord verzeichnete, am 14. März feierlich in Betrieb nehmen; das Stadtmuseum Simeonstift zieht drei Tage später mit der Eröffnung der vom Volksfreund als Medienpartner präsentierten Sonderausstellung "Ikone Karl Marx. Kulturbilder und Bilderkunst" nach. Auch dank Hörls spektakulärer Figuren-Installation vom 5. bis 26. Mai ist internationale Aufmerksamkeit gewiss. Trier kann's brauchen, denn 2012 gab es erstmals seit Jahren einen Rückgang bei den Hotelübernachtungszahlen. Sie sanken um 1,2 Prozent auf rund 757.000. Ist der von der großen Konstantin-Ausstellung 2007 ausgelöste Boom vorbei? TIT-Vizechef Robert Noll sagt: "Konstantin wirkt immer noch positiv nach. Das zeigt das Plus an Museumsführungen 2012." Den Rückgang führt Noll auf die Schließung des NH-Hotels im vergangenen Juni wegen Brandschutzmängeln zurück. Die Auslastung der heute 57 Trierer Hotels (4175 Betten) liegt bei 42,4 Prozent. Das ist in Rheinland-Pfalz immer noch spitze. Während Trier auf Marx baut, bauen die Tourismusverbände aus Eifel, Mosel und Hunsrück viele neue Premium-Wanderwege. Neben dem 365 Kilometer langen "Moselsteig" sollen 2013 die 14 "Eifeltouren" des Naturwanderparks Delux eröffnen. Auch der Hunsrück baut weiter an seinen Traumschleifen. 74 gibt es schon. 99 sollen es werden.

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