Wie soll man Gott vermarkten?

TRIER. "Braucht Kirche Werbung?" Angesichts dieser Fragestellung beschäftigten sich Theologie-Studierende und Schüler des Friedrich-Wilhelm Gymnasiums in Trier mit dem Erscheinungsbild der Kirche in der Öffentlichkeit.

Zum zweiten Mal lud die Katholische Akademie Trier in Zusammenarbeit mit dem AStA der Theologischen Fakultät zu einem Seminar zur Verbesserung der Medienkompetenz von Theologinnen und Theologen ein. Neben 20 Studierenden war auch eine elfte Klasse des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums der Einladung in die Räume des Priesterseminars Trier gefolgt. "Ich bin durch die Plakataktion des Bistums zum Jahr der Bibel 2003 auf das Thema ‚Kirche und Öffentlichkeitsarbeit' aufmerksam geworden", erklärte Religionslehrerin Astrid Geißler. Die Bibel-Aktion des Bistums war eines der zentralen Themen des Seminars. Rede und Antwort standen Roland Dietz und Bernd Neisen von der Werbeagentur Dietz und Partner, die verantwortlich für die Durchführung der Werbekampagne zum Jahr der Bibel 2003 gewesen waren. Agenturchef Dietz stellte dabei besonders die Notwendigkeit heraus, dass sich Kirche auf die Menschen zu bewegen müsse. "Die Kirche hat riesiges Potential", betonte er, "aber dies wird noch viel zu wenig genutzt." In der Bibelkampagne sah Dietz einen Schritt in die richtige Richtung, denn Kirche müsse sich der Medien bedienen, um im Medienwettkampf zu bestehen. So hatte Michael Jäckel, Soziologe und Vize-Präsident der Universität Trier, die Veranstaltung mit einem Vortrag über religiöse Inhalte in Werbung und Fernsehen eröffnet. Auch Jäckel kam zu dem Ergebnis, dass ein Produkt ohne Werbung kaum noch vermittelbar ist. Das Verhältnis von Religion und Werbung nahm er kritisch unter die Lupe. So machte er deutlich, wie offensichtlich sich heute viele Firmen religiöser Thematik bedienen, um ihr Produkt zu vermarkten, und wie sehr versucht wird, durch Karikaturen und Verfälschungen religiöser Symbole zu provozieren. Der dritte Tag der Veranstaltung stand im Zeichen der Möglichkeiten einer journalistischen Darstellung von Kirche, geleitet von den freien Journalisten Holger Doetsch aus Berlin und Karin C. Adam aus Köln. Doetsch, der Mitglied der Bundespressekonferenz in Berlin ist, brachte seine Erfahrungen aus dem politischen Journalismus ein und beklagte die mangelnde Medienkompetenz in der Kirche. "Erfahrung im Umgang mit den Medien und Kenntnisse über journalistische Methoden können wesentlich dazu beitragen, Kirche nach außen positiv darzustellen", betonte Doetsch. Gemeinsam mit Karin C. Adam stellte er Methoden und Vorgehensweisen der Öffentlichkeitsarbeit vor, die von den Teilnehmern auch in Rollenspielen praktisch umgesetzt werden mussten. Vielfältig waren die Vorschläge, wie Werbung für Kirche aussehen kann: Sei es mit einer aufwändigen Bibelaktion, einer faszinierenden Predigt, einem Techno-Gottesdienst oder durch das glaubwürdige Zeugnis eines gläubigen Menschen. Eines stand für die Teilnehmer fest: Kirche hat das beste Produkt anzubieten, doch damit zu überzeugen, ist ihre größte Herausforderung.

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