Wieder Betrieb auf dem Straßenstrich

Trier · Gegen die Prostituierten in der Ruwerer Straße spricht sich nicht nur die Ortsvorsteherin von Ruwer, Monika Thenot, aus. Auch Oberbürgermeister Klaus Jensen hält den Straßenstrich an dieser Stelle für "inakzeptabel". Der zuständige Dezernent Thomas Egger kann sich ebenfalls eine Ausweitung der Sperrzone vorstellen.

Trier. Mal - meist, wenn es dunkel ist - stehen die beiden Prostituierten direkt unter der Straßenlaterne an den Altglascontainern in der Ruwerer Straße. Ein anderes Mal ist keine der Frauen zu sehen. Tagsüber zieht sich zumindest eine der Frauen ein paar Meter vom Straßenrand zurück und sitzt auf einem Klappstuhl unter den Bäumen. Neben sich eine Utensilienbox. Nicht nur über deren Inhalt wird in Ruwer gemunkelt. Es heißt, eine der beiden Rumäninnen habe in den vergangenen Wochen Urlaub gemacht und sei in dieser Zeit von einer Spanierin "vertreten" worden. Hinter vorgehaltener Hand ist auch von Zuhälterei die Rede.
Kein kriminelles Umfeld


Die Polizei bleibt unkonkret: Ob und wann ein, zwei oder drei Frauen in der Ruwerer Straße ihre Körper anbieten, kann Polizeipressesprecherin Monika Peters nicht definitiv sagen. Nur, dass nach einer kurzen Auszeit, in der keine der Frauen ihrem Job nachgegangen sei, seit wenigen Tagen wieder "Betrieb herrsche".
Nach Erkenntnissen der Polizei hat der Straßenstrich zumindest bislang kein kriminelles Umfeld angezogen. "Es gibt keine Anzeigen und keine Ermittlungen", sagt Peters. Dass auch die Kriminalpolizei mit dem Thema befasst ist, habe keinen speziellen Grund. Kripo und Schutzpolizei würden sich in der Angelegenheit lediglich gegenseitig auf dem Laufenden halten, sagt Peters.
Auch in der Kommunalpolitik ist die Sache Thema: Der zuständige Beigeordnete Thomas Egger hat seinen Dezernatsausschuss II im nichtöffentlichen Teil der ersten Sitzung nach der Sommerpause über die rechtliche Lage informiert. Die Frauen dürfen in der Ruwerer Straße ihren Job ausüben, weil die Straße außerhalb des Trierer Sperrgebiets liegt, innerhalb dessen Straßenprostitution verboten ist.
Nicht einfach verdrängen


"Grundsätzlich bin ich nicht gegen eine Ausweitung des Sperrgebiets an dieser Stelle. Aber es darf dadurch nicht zu einer puren Verdrängung kommen, durch die sich die Frauen einfach einen anderen Platz suchen", erklärt Egger auf TV-Anfrage. Zusammen mit dem Ordnungsamt bereitet er deshalb eine entsprechende Beschlussvorlage für den Ausschuss vor. "Aus meiner persönlichen Sicht müsste man darüber nachdenken, die fast ausschließlich auf den Stadtteil Trier-Nord konzentrierte Prostitution in Etablissements zu entzerren", erklärt Egger. Mit vier Etablissements sei in Triers Norden ein Ballungsgebiet entstanden. "Klar, dass sich dann auch ein Straßenstrich ansiedelt", sagt Egger. Moralisch will Egger das Thema nicht bewerten. "Nur soviel: Prostitution ist rechtlich gesehen ein ordentliches Gewerbe - sofern die Frauen freiwillig ihrer Arbeit nachgehen. Und: wo keine Nachfrage, da kein Angebot."
Oberbürgermeister Klaus Jensen hält den Straßenstrich in der Ruwerer Straße für "inakzeptabel". In seinem Antwortschreiben an Monika Thenot, die die "schnellstmögliche Abschaffung dieses Zustands" gefordert hatte, heißt es: "Mit den uns zur Verfügung stehenden Mitteln muss einer solchen Entwicklung Einhalt geboten werden." Allerdings sollte man bei einer Ausweitung des Sperrbezirks "das gesamte Stadtgebiet im Blick haben und ein Gesamtkonzept entwickeln", da sonst "die Gefahr der Verdrängung in Wohngebiete zu befürchten" sei.
Der Ortsbeirat Trier-Ruwer diskutiert am heutigen Mittwoch um 19.30 Uhr bei seiner Sitzung im Feuerwehrgerätehaus das Thema. Ortsvorsteherin Thenot hat eine Beschlussvorlage vorbereitet: "Ich plädiere dafür, dass die Sperrzone sofort ausgeweitet wird", fordert sie.

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