Wiedersehen im Klosterhof

TRIER. Wenn Schülerinnen und Lehrer anlässlich eines Treffens an die Stätte des früheren Wirkens zurück kehren, ähnelt das einem - in diesem Fall höchst amüsanten - Veteranentreffen. So war es auch beim Jubiläumsfest des AVG zur Gründung vor 125 Jahren.

Schule macht Spaß. Auf jeden Fall dann, wenn man das Abitur seit langem in der Tasche hat und seit mehr als zwei Jahrzehnten zum ersten Mal wieder die ehrwürdigen Klosterräume betritt. Der erste Eindruck beim Gang durch die Schule: Hier hat sich kaum etwas verändert, der gleiche Geruch nach Parkett und Kreide, die gleichen Türgriffe und ausgetretenen Stufen. Der zweite Eindruck beim neugierigen Betrachten des Gegenübers: Müsste man die Frau kennen? Vorsichtiges Taxieren, jede blickt jeder forschend ins Gesicht. "Ist das nicht...?" Doch, sie ist es. Kreischend fallen sich zwei Ehemalige in die Arme, klopfen sich auf den Rücken wie einem Ackergaul nach verrichteter Arbeit und feiern stürmisch Wiedersehen. Genau 125 Jahre ist es her, seit in der früheren Welschnonnenschule der Augustinerinnen von den Preußen eine staatliche Mädchenschule mit Lehrerinnenseminar gegründet wurde. Grund genug für die Veranstalter des Jubiläumsfestes, mit Schülern und Lehrern ein Riesenprogramm abzuspulen, das bei hochsommerlicher Witterung enormen Zuspruch erfährt.Neue Geschichtstafeln und ein Zitat von Goethe

Am Abend dann begrüßt Schulleiter Wolfgang Hallet die Ehemaligen, unter ihnen eine Vorkriegs-Abiturientin. Seine Ansprache leidet unter dem aufgeregten Geschnatter im schmucken Klosterinnenhof - Wiedersehensfreude geht vor Disziplin. Warmer Beifall dann für Josefine Runte, die neue Geschichtstafeln über das AVG übergibt. "Da wird doch noch was mit Goethe kommen", vermutet eine Ehemalige. Und richtig: Die beliebte langjährige Direktorin enttäuscht nicht und flicht ein Goethezitat in ihre freie Rede ein. Rund 2500 Einladungen hatte die Schule geschrieben, viele Ehemalige des früheren reinen Mädchengymnasiums konnten namentlich nicht ausfindig gemacht werden. Ein Problem, dem etliche durch die Aufnahme in eine aktuelle Adressenliste für zukünftige Feten ein Ende bereiten. Der logistische Aufwand für die Jubiläums-Party mit Überraschungsgästen in unbekannter Zahl ist erheblich. So sorgt neben den leckeren Büffets der Schüler ein Catering-Service für eine kulinarische Vollversorgung. Immer wieder ist ein "Das ist doch..." zu hören. Verstohlen deuten Zeigefinger in Richtung früherer Lehrer, die aus unerfindlichen Gründen kaum anders als vor 20 Jahren aussehen. Lästerliche Bemerkungen bleiben dabei nicht aus ("Der sah‘ immer so aus, als hätte er das Frühstück von vorgestern im Bart"), genauso wie herzliches Händeschütteln und freudiges Wiedererkennen auf beiden Seiten. Viel Mühe hat sich die Schule mit ihren Ehemaligen gegeben. Das AVG-Musikensemble unterhält im Klo-sterinnenhof bei Augustinerbräu, Sekt und Wein. Der Klo-stergarten ist in ein stimmungsvolles Licht bei Fackelschein gerückt. Selbst die Klassenräume sind thematisch nach Abitur-Jahrgängen dekoriert. Wie beispielsweise der K 102, in dem sich die 80/81-er-Jahrgänge bei Friedenstauben und Kriegsgegner-Spruchbändern versammeln. "Als ob ich noch vorgestern hier gewesen wäre", seufzt jemand. Schule hatte eben auch Spaß gemacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort