Wiederwahl ohne Gegenstimme

Trier · Die SPD Trier bestätigt ihren Vorsitzenden Sven Teuber einstimmig im Amt. Und die Hochkaräterinnen Malu Dreyer und Katarina Barley verlassen den Parteitag vorzeitig. Aus gutem Grund.

 Vorstandsselfie: SPD-Chef Sven Teuber (vorne) fotografiert die frisch gewählte Führungsmannschaft. Von links: Andreas Schleimer, Begoña Hermann, Anna Werthmann, Markus Nöhl, Christine Frosch. TV-Foto: Roland Morgen

Vorstandsselfie: SPD-Chef Sven Teuber (vorne) fotografiert die frisch gewählte Führungsmannschaft. Von links: Andreas Schleimer, Begoña Hermann, Anna Werthmann, Markus Nöhl, Christine Frosch. TV-Foto: Roland Morgen

Foto: roland morgen (rm.) ("TV-Upload morgen"

Trier 70 Ja-Stimmen, eine Enthaltung: Mit einem historischen Ergebnis hat die SPD Trier ihren Vorsitzenden Sven Teuber im Amt bestätigt. Keine Gegenstimme - das gab's zumindest in der Nachkriegsgeschichte der Trierer Sozialdemokraten noch nie. Die Frage, ob die Enthaltung von ihm selbst stamme, beantwortete der 34-jährige Landtagsabgeordnete (Markenzeichen: rote Strümpfe oder Socken) lächelnd mit "Kann sein! Aber fast 100 Prozent ist doch auch super. Das Ergebnis motiviert und verpflichtet mich zugleich."Ein echtes "Martin-Schulz-Ergebnis" gab es auch noch: Schatzmeisterin Christine Frosch (58) wurde mit 100 Prozent Ja-Stimmen wiedergewählt. "Frauen, die mit Geld umgehen können, sind eben heiß begehrt", kommentierte Marco Marzi (39) vom Höhenstadtteile-Ortsverein Tarforst-Filsch-Irsch zum allgemeinen Vergnügen. Die Parteitagsstimmung: trotz Mammutdauer prächtig.Beim gut fünfstündigen Parteitag im Lesesaal der Stadtbibliothek (Weberbach) folgten die Delegierten den Personalvorschlägen des Parteiausschusses ausnahmslos. Der bisherige Schriftführer Andreas Schleimer (31) rückte in die Riege der drei Vizevorsitzenden auf, die wie gehabt von Begoña Hermann (61) und Markus Nöhl (38) komplettiert wird. Die bisherige stellvertretende Vorsitzende Anna Gros (34) hatte das Amt wegen eines beruflichen Wechsels nach Mainz aufgegeben.Neu im Vorstand ist Schriftführerin ist Anna Wehrtmann. Die 18-jährige Newcomerin aus dem Ortsverein Ehrang-Quint erzielte auf Anhieb das drittbeste Ergebnis der Wahlen. In Sven Teubers dritte Amtszeit als SPD-Chef fallen zwei, wie auch die Gastrednerinnen Malu Dreyer (Ministerpräsidentin) und Katarina Barley (Bundesfamilienministerin) betonten, "richtungweisende" Urnengänge: die Bundestagswahl am 24. September und die Kommunalwahl 2019. Teuber, zugleich Chef der Stadtratsfraktion, sieht seine Partei jeweils gut aufgestellt. Und im Aufwind. Sie hat aktuell 740 Mitglieder; mehr als 100 davon sind seit Ende 2015 neu eingetreten. Die politischen Mitbewerber hätten diesen Zulauf nicht. Für den Vorsitzenden auch ein Beleg dafür, dass immer offensichtlicher werde, dass die schwarz-grüne Koalition im Stadtrat kein Konzept zur Lösung der Probleme Triers habe und nur dazu da sei, "eigene Leute auf Dezernentenposten zu hieven". Das tue ihm vor allem wegen der CDU "in der Seele weh. Normalerweisen müssten die beiden großen Parteien gemeinsam vorangehen und sich für die Entwicklung Triers einsetzen. Doch die CDU ist nicht mehr fähig dazu." KommentarMeinung

Noch reichlich Arbeit für Teuber"Ja, ja, Malus Ziehsohn", raunten manche altgedienten Sozialdemokraten, als die frischgebackene Ministerpräsidentin 2013 Sven Teuber auf den Schild hob. Ein 30-jähriger Lehrer, damals schon der jüngste "rote" Fraktionschef aller Zeiten im Trierer Stadtrat, nun also auch noch der Stadt-Parteichef. Gewählt wurde er trotzdem - nahezu diskussionslos und mit einem überragenden Ergebnis von 96 Prozent. Zwei Jahre später kam Teuber gar auf 98 Prozent, und diesmal: einstimmig bei einer einzigen Enthaltung - die vermutlich von ihm selbst stammt. Keine Frage: Der Kronprinz, seit 2016 auch Landtagsabgeordneter, hat sich freigestrampelt von Malu Dreyer, die vor ihm acht Jahre lang die SPD Trier geführt hat, und agiert und argumentiert selbstbewusster denn je. Da konnten die Ministerpräsidentin und Katarina Barley, Favoritin aufs Bundestagswahl-Direktmandat im Wahlkreis Trier, den Parteitag getrost vorzeitig verlassen. Ihr nächstes Ziel: Zewen, wo der neue Kunstrasenplatz feierlich eingeweiht wurde. Dass da ihre beiden Hochkaräterinnen aufkreuzen, ist für die Trierer Sozialdemokratie bei allem demonstrierten Selbstbewusstsein parteipolitisch bitter nötig. Denn der Blick in die früher immer von Regionalproporz geprägte Liste der Damen und Herren Beisitzer im Vorstand offenbart: Zewen ist mittlerweile SPD-Diaspora, ähnlich wie der Stadtteil Euren, wo es gar keinen aktiven Ortsverein mehr gibt. Da wartet noch reichlich Arbeit auf Sven Teuber. r.morgen@volksfreund.deExtra: DER VORSTAND DER SPD TRIER 2017-2019

De 24-köpfige neue Vorstand der SPD Trier besteht aus: Sven Teuber (Vorsitzender), Begoña Hermann, Markus Nöhl, Andreas Schleimer (stellvertretende Vorsitzende), Anna Wehrtmann (Schriftführerin), Christine Frosch (Schatzmeisterin) Beisitzer: Tamara Breitbach (Ortsverein Nord), Regina Bux, Bettina Dreher, Marco Marzi, Anke Sonnenschein (alle Tarforst-Filsch-Irsch), Jutta Föhr, Isabell Juchem (beide Trier-Süd), Martin Harz, Jens Mühlenfeld, Stefan Wilhelm (alle Kürenz), Daniel Demler, Alexander Kellersch, Leif Knape, Bernd Reifenberg, Rosemarie Wessel (alle Mitte-Gartenfeld), Hans-Werner Knopp (Ehrang-Quint), Thomas Neises (Pfalzel), Hubert Weis (West-Pallien).Extra: PARTEI BERÄT ÜBER ANTRÄGE

Neben Wahlen (unter anderem der 18 Beisitzer und Delegierten zum Regional- und Landesparteitag) stand die Beratung und Verabschiedung von gut einem Dutzend Anträgen auf dem Programm. So sollen auf Vorschlag der Jusos die SPD-Stadtratsfraktion für ein Sporthallenkonzept (zur Vermeidung von Leerstand und ungenutzten Trainingszeiten) und die Partei insgesamt für eine Verbesserung der Betreuungssituation in Krippen und Kitas eintreten.

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