Wild auf Wald

Dem Konzert der Vogelstimmen lauschen, Tiere beobachten, den Wald riechen - und vielleicht bei der Jagd dabei sein. Das alles erlebt man, wenn man am Abend "auf Ansitz" geht. Das Forstamt Trier plant, interessierten Gästen an der Seite von "Jagdpaten" das Naturerlebnis Wald näher zu bringen. Hier der Premierenbericht.

Trier-Quint. Bevor es "auf Ansitz", also zu bestimmten Hoch- oder Erdsitzen im Wald geht, steht Lagebesprechung an. "Schmalreh, Rotspießer, Rotschmaltiere und alle Sauen außer führenden Bachen" listet Forstdirektor Gundolf Bartmann diejenigen Tiere auf, die eine Gruppe Jäger schießen darf. An ihrer Seite einige private Gäste, die als Jagdbeobachter von den Jägern unter ihre Fittiche genommen werden.

Auf verschlungenen Wegen brettern sie hinein in den tiefen Meulenwald - ohne Geländewagen und Allradantrieb ginge nichts. "Mühlchen 111" ist eine der Staatswaldabteilungen, die der Forstamtsleiter den Jägern zuweist. Auf dem vom Laub befreiten Pirschpfad verschwinden die Jäger lautlos im Wald. Bartmanns Ansitz liegt auf dem "Burgberg", einem vier Meter hoher Hochsitz mit ausgezeichneter Sicht auf eine Lichtung und in eine Schneise. Frische Trittsiegel zeigen, dass hier vor kurzem Rehwild lief. "Schälschäden", deutet Bartmann leise auf die an den Bäumen sichtbaren Spuren der Überpopulation, die mit der Jagd reguliert werden soll.

Jetzt heißt es: Ruhig hinsetzen, leise sein! Bis auf die Vogelstimmen ist nichts mehr zu hören. Doch kein Wild tritt aus - vielleicht, weil der Wind gedreht hat. Das nächste Ziel ist ein Erdsitz. Auf dem Weg dorthin passiert es: "Nicht bewegen!", flüstert Bartmann. In der Ferne ist ein äsendes Schmalreh auszumachen. Der Waidmann pirscht sich vorsichtig heran, positioniert sich, verharrt minutenlang, legt an. Endlich peitscht ein Schuss durch die Stille, und das Tier sackt im Schocktod blitzschnell zusammen. Die Erleichterung nach der Anspannung steht Bartmann ins Gesicht geschrieben. Dem "Zerwürgen", dem Ausnehmen der Eingeweide an Ort und Stelle, folgt der Transport in das Kühlhaus.

Dort treffen mit schwindendem Büchsenlicht auch die anderen Jäger ein. "Vier Hirsche gesehen", sagt einer. Andere haben nur Fuchs und Hase oder Glühwürmchen gesichtet. "Den gemeinsamen Gang von Jägern und Gästen werden wir wieder anbieten", stellt Bartmann in Aussicht. Interessierte können sich melden im Forstamt Trier, Telefon 0651/824970; E-Mail: forstamt.trier@wald-rlp.de; www.trier.wald-rlp.de

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