Wildschweine im Fadenkreuz

Schweich · Die Schäden, die Wildschweine in Weinbergen anrichten, sind enorm. Sie fressen Trauben und durchpflügen den Boden. Um den schlauen Tieren Paroli zu bieten, müssen auch die Menschen schlau sein und gemeinsame Strategien entwickeln, so der Tenor beim Weinbautag in Schweich.

Schweich. Winzer Hubertus Klein aus Kröv legt schon mal Rattenfallen aus, die er mit süßen Supermarkttrauben als Lockmittel bestückt, um Wildsäue aus seinem Wingert zu vertreiben. Claus Piedmont von der Saar schwört auf ranzige Buttermilch, um Rehen im Frühjahr den Appetit auf junge Triebe zu vermiesen. Winzer greifen mittlerweile auch zu unorthodoxen Methoden, um die Wildschäden einzudämmen. Und die nehmen analog zur steigenden Wildschwein-Population stark zu. Im Jagdjahr 2012/13 waren die Schäden besonders hoch - und das trotz der zweithöchsten Abschussrate (80 000 Stück), die je in Rheinland-Pfalz erzielt wurde. Seinem Betrieb werde jährlich ein Schaden im Wert eines Kleinwagens zugefügt, klagt ein Winzer aus Longuich auf dem Weinbautag im Schweicher Bürgerzentrum.Keine Pille für die Sau


Laut Peter Geiben aus dem Ruwertal, wie Klein und Piedmont gleichzeitig Winzer und Jäger, haben sich die Wildschweine optimal an die Umgebung der Menschen angepasst. Und das Jagen werde immer schwieriger, ja frustrierend. "Den tiefen, dunklen Rückzugswald gibt es nicht mehr. Immer mehr Menschen strömen in die Natur, die Tiere weichen in Felder und Weinberge aus, wo sie kaum zu fassen sind."
Einig waren sich die Diskutanten, darunter auch der Vizepräsident des Landesjagdverbandes, Lorenz Steden, dass gegenseitige Schuldzuweisungen nicht helfen. Winzer, Jäger, Pächter, Jagdbehörden und Jagdgenossenschaft müssten sich auf Augenhöhe begegnen, um das Wildschadensproblem gemeinsam zu lösen. Steden wirbt dafür, exakte Ziele im Jagdpachtvertrag zu vereinbaren und darauf zu pochen, dass Jäger regelmäßig vor Ort sind.
Eher auf das große Geld von auswärtigen Pächtern verzichten und stattdessen den "Praktiker vor Ort" wählen - dafür spricht sich ein Jäger aus dem Publikum aus. Von Verbandsseite wünscht er sich mehr Unterstützung bei der Hundeausbildung.
Im Gegensatz zu Baden-Württemberg gibt es in Rheinland-Pfalz keine gesetzlich geregelte Entschädigung für Wildschäden. Dies geht nur, wenn Weinberge mit entsprechend hohen Zäunen ausgestattet sind, was aber wiederum die Zufahrt mit Maschinen zur Bewirtschaftung erschwert. Ein Öko-Winzer aus Maring-Noviand sagt, dass er gute Erfahrungen mit Elektrozäunen und blauen Netzen gemacht hat. Von "cleanen" Weinbergsböden, die dem Schwarzwild wenig Grabungsmasse bieten, hält er naturgemäß wenig. Er ist auf die natürliche Düngung angewiesen.
Kein Allheilmittel zur Wildschadensbekämpfung ist auch die "Pille für die Sau", weil dann das Fleisch nicht mehr verzehrt werden darf. Und Nachtzielgeräte als Gewehraufsatz sind (noch) nicht erlaubt. Selbst viele Jäger lehnen technische Hilfsmittel aus ethischen Gründen ab.Extra

Flächenprämien: Laut Rolf Haxel, Präsident des Weinbauverbandes Mosel, wird es in der Förderperiode von 2015 bis 2020 Flächenprämien im Weinbau geben. Die Winzer könnten mit 290 Euro pro Hektar rechnen; Jungwinzer erhielten zusätzlich 50 Euro. Landesverordnung weinrechtliche Vorschriften: Sie soll am 1. August 2014 in Kraft treten. Auf Antrag eines Betriebes kann im Gebiet Mosel der Name der entsprechenden Katasterlage in die Weinbergsrolle eingetragen werden (Begriff: Steillage). Es muss ein Qualitäts- oder Prädikatswein sein, als Rebsorten sind Weißer Riesling sowie Blauer Frühburgunder und Blauer Spätburgunder zugelassen. Das Mindestmostgewicht muss mindestens um fünf Grad Öchsle höher liegen als bei der Stufe Kabinett, also 78 Grad Öchsle für Riesling und Burgunder. Reform EU-Agrarmarktordnung (GAP): Neu sind Förderungen von Innovationen wie Energiesparmaßnahmen und Kampagnen zum moderaten Weinkonsum. Gescheitert sind deutsche Bemühungen um ein Steillagenförderprogramm. alf

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