Tiere Wie ein Pflug durch Wiesen und Beete - Wildschweinplage in Trier-Ruwer

Trier-Ruwer · Nächtliche Besuche von Wildschweinen hinterlassen in Trier-Ruwer verwüstete Gärten. Die Stadtverwaltung sieht jedoch kaum Möglichkeiten, durch Ausweitung der Jagd gegenzusteuern.

 Kräftig umgepflügt: Rüdiger Kündgen ärgert sich über die Verwüstungen durch Wildschweine in seinem Garten.

Kräftig umgepflügt: Rüdiger Kündgen ärgert sich über die Verwüstungen durch Wildschweine in seinem Garten.

Foto: Medienhaus Trierischer Volksfreund/Martin Recktenwald

Erst kürzlich hatte Rüdiger Kündgen wieder ungebetene Gäste in seinem Garten in der Hermeskeiler Straße. In zwei Nächten haben sie Blumenbeete und Rasen wie mit einem Pflug umgegraben. „Das ist leider nicht das erste Mal, dass Wildschweine hier wüten. Bei vielen Nachbarn waren sie in letzter Zeit auch“, erklärt Kündgen die Verwüstungen.

Seit einigen Jahren kämpfen auch Hermann Andres und seine Nachbarn in der Longkampstraße einen vergeblichen Kampf, die Schwarzkittel aus ihren Gärten herauszuhalten. „Über den Wenzelbach erreichen die hier mühelos jedes Grundstück“, schildert er. Weder das als Hausmittel angepriesene Ausstreuen von präparierten Haaren noch im Handel vertriebene Duftboxen zur Abschreckung beeindruckten die Schweine auch nur im Mindesten. Immer wieder pflügen sie auf der Suche nach Nahrung alles um. Auch mit einem Zaun ums Grundstück ist es nicht ohne weiteres getan, wie Andres schon erfahren musste. Beim Überwinden von Hindernissen sind die Tiere dank erheblicher Schlauheit und reichlich Körper-Masse sehr erfolgreich. „Ich denke jetzt über einen Elektrozaun nach“, sagt der Gartenbesitzer.

Doch auch das bringt Probleme mit sich, weiß Jutta Schömer-Steinbach aus Erfahrung. Wegen Hochwasser musste sie den elektrisch geladenen Zaun um ihre Streuobstwiese in der Straße „An der Ruwerer Felsenmühle“ wieder abbauen. Die Wildschweine hingegen seien scheinbar mühelos durch das Ruwer-Hochwasser geschwommen und hätten, einmal angelandet, ihr Zerstörungswerk begonnen. Besonders schlimm sei es in diesem Herbst vor der Obsternte gewesen. Über ein Viertel des drei Hektar großen Geländes sei zerfurcht worden. „Die entstandenen Gräben waren so tief, dass wir nicht einmal mehr mit der Maschine ernten konnten“, ärgert sich Schömer-Steinbach.

Die Hoffnung vieler Betroffener auf eine Lösung durch Bejagung der Tiere dürfte sich aber kaum erfüllen. Denn aus Sicht der Unteren Jagdbehörde im Ordnungsamt der Stadt Trier wird bereits jetzt das Potential der Jagd ausgeschöpft. Man folge einer vom Ministerium für Umwelt, Landwirtschaft, Ernährung, Weinbau und Forsten herausgegebenen Handlungsempfehlung zur Schwarzbildbejagung im Jagdjahr 2017/2018. Darin habe die Landesregierung auf die deutschlandweit zunehmende Wildschweinproblematik reagiert.

Die Jagdgenossenschaften führten derzeit vermehrt Treibjagden durch. Doch eine vielfach geforderte weitere Steigerung der Jagden würde aus Sicht der Behörde kaum Abhilfe schaffen. „Die Population würde sich auch bei einer Ausweitung von Treibjagden nach kurzer Zeit wieder erholen. Die Vermehrung der Tiere kann bis zu 300 Prozent im Jahr betragen“, teilt die Stadt auf Anfrage des TV mit.

Zudem sei die Gefahr recht hoch, dass bei einer Treibjagd eine Leitbache erlegt werde. Der Verlust eines solchen Führungstieres führe aber zu einer unkontrollierten, verstärkten Vermehrung der übrigen Rottenmitglieder. Also drohe hier das Gegenteil der beabsichtigten Wirkung.

Die Lernfähigkeit der Tiere sei ein weiteres Problem. „Ist der Jagddruck zu hoch, ziehen sich Wildschweine gerne in befriedete Bezirke zurück, da sie genau wissen, dass ihnen hier keine Gefahr droht“, schreibt das Ordnungsamt. Zu diesen befriedeten Bezirken zählten natürlich auch Wohnsiedlungen. Denn dort sei eine Bejagung nach geltender Rechtslage nicht zulässig.

Trotz solcher Schwierigkeiten sei man stetig um neue Strategien bemüht. Da es sich nicht nur um ein Trier-spezifisches Problem handelt, wurde ein „Runder Tisch Schwarz-wild“ bei der Kreisverwaltung Trier-Saarburg unter Leitung von Kreisjagdmeister Rolf Kautz eingerichtet. Zu diesen Gesprächen werden Vertreterinnen und Vertreter der Jäger, der Landwirtschaft, Forstwirtschaft, von Behörden und Jagdrechtsinhaber eingeladen.

Garantien ist aber niemand bereit abzugeben, dass es künftig gelingen wird, Wildschweine aus Wohngebieten fernzuhalten. Deshalb raten die Behörden den Bürgern zu passiven Schutzmaßnahmen. Kreisjagdmeister und Jagdgenossenschaften berieten gerne, was bei einer wirksamen Einzäunung zu beachten sei. Außerdem solle man bei der Grundstücksgestaltung darauf achten keine Nahrungsquellen oder Verstecke für die Tiere bereitzustellen. Dichte Brombeerhecken sowie offen gelagerter Biomüll oder Grünschnitt machen einen Garten für Schwarzkittel besonders attraktiv.

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