Wintergang durchs Auenland

Eine kleine Meldung im Trierischen Volksfreund hatte genügt: Etwa 120 Interessierte folgten der Einladung des Naturschutzbunds (Nabu) und erkundeten das Kylldelta, das im Laufe der vergangenen Monate renaturiert wurde.

Ehrang. (gsb) Prächtiges, klares Winterwetter war einer der Gründe, warum so unerwartet viele Besucher dem Aufruf des Nabu gefolgt waren. Allerdings waren auch viele Ehranger mit dabei, die das ganze Areal aus ihrer Kindheit und Jugend kennen und nach langer Zeit wieder einen Rundgang durch den weitgehend nicht erschlossenen Bereich machen wollten.

Vor Jahrzehnten wurde das Kylldelta zum Teil als Müllhalde missbraucht, nach dem Krieg als Sprengplatz von Munition eingerichtet, erinnerten sich einige Gäste während der zweistündigen Wanderung. Das Gelände ist schon lange als Naturschutz- und Fauna-Flora-Habitatgebiet ausgewiesen.

Im Laufe der vergangenen Monate ist im Zuge einer Ausgleichsmaßnahme das Kylldelta renaturiert worden (der TV berichtete mehrfach).

Dabei gab es vereinzelte Kritik von Bürgern, die den Sinn dieses Projektes bezweifelten. Um die abgeschlossene Aktion - nämlich angelegte Flutmulden, Anschlüsse an tote Flussarme und 20 000 angepflanzte einheimische Hölzer - den Bürgern vorzustellen, hatte der Nabu zu der Exkursion eingeladen.

Natürlicher Lebensraum für Tiere und Pflanzen



Noch sind die Spuren der schweren Baufahrzeuge unübersehbar. Die Auswirkungen eines ersten leichten Hochwassers vor einigen Wochen machen aber den Erfolg der Maßnahme deutlich: Bei Hochwasser füllen sich die Mulden und sind an das fließende Wassersystem der Kyll angeschlossen. So soll ein natürlicher Lebensraum für wertvolle Tiere und Pflanzen entstehen - die einzige natürliche Fluss-Auenlandschaft an der Mosel.

Zudem ist durch die Renaturierung der Kyllmündung ein Beitrag zum Hochwasserschutz geleistet worden: Immerhin drei Millimeter weniger werde im Ernstfall in Pfalzel das Wasser steigen, informierte Nabu-Vorsitzender Manfred Weishaar.

Kritische Töne äußerten Angler.

Sie befürchten, dass nach einem Hochwasser zurückbleibende Fische in den Mulden verenden. Das sei zumindest in den tiefer angelegten Mulden nicht der Fall, beruhigte Weishaar, während Architekt Bernhard Gillich von einem "normalen natürlichen Prozess" sprach. Man könne künftig also wieder wie in vergangenen Zeiten nach einem Hochwasser mit Eimern Fische fangen, schmunzelten einige Besucher.

Das 35 Hektar große Gelände hat hauptsächlich ornithologische Bedeutung, erwartet werden insbesondere Fledermäuse.

Allerdings bedeute das neu gestaltete Moselvorland auch einen hohen Freizeitwert, ließen einige Besucher durchblicken - der aber nicht im Sinne der Renaturierung ist.

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