"Wir genießen die Ruhe und die Idylle"

Edith Kanz aus Trier ist mit dem Kleingärtnerverein (KGV) Trier-Ost groß geworden. 1982 haben sie und ihr Mann den Garten von ihren Eltern übernommen, die ihn 20 Jahre lang bewirtschaftet hatten. Was früher den Zweck hatte, die Familie zu ernähren, ist heute ein großes Hobby geworden. Edith Kanz erzählt, warum der Garten zu ihrem Leben gehört und sie seit mehr als 30 Jahren Mitglied im KGV Trier-Ost ist.

 Edith Kanz pflanzt ihren selbst gezogenen Blumenkohl ein. TV-Foto: Andrea Weber

Edith Kanz pflanzt ihren selbst gezogenen Blumenkohl ein. TV-Foto: Andrea Weber

Ich möchte wissen, was in meinem Gemüse drin ist. Das Essen aus dem Geschäft schmeckt nicht mehr, wenn man mal Gemüse aus dem Garten gewohnt ist. Mein Blumenkohl schmeckt noch nach Blumenkohl und nicht nach irgendwelchen Düften.
TV-Serie Mein Verein


Ich finde es sehr schön, wenn man sieht, wie die Natur erwacht. Im Frühjahr hat der Apfelbaum geblüht. Das war ein Wahnsinnsbild! Ich bin gerne in der freien Natur und beschäftige mich gerne draußen. Im Garten gibt\'s immer was zu tun.
Was mir nicht gefällt, das macht mein Mann. Der ist fürs Grobe zuständig. Wenn man sich gegenseitig da reinfummelt, das bringt nichts. Es macht jeder das, was er gerne macht. Ich verbringe sehr viel Zeit mit den Blumen. Meine Lieblingsblumen sind Pfingstrosen. Überhaupt Rosen. Und Astern und Zinnien. Margeriten. Eigentlich gibt\'s keine Blume, die ich nicht mag.
Das ist eine schöne Gemeinschaft hier. Wir kennen uns alle untereinander. Irgendjemand ist immer da und zu einem Schwätzchen bereit. Einmal im Monat treffen wir uns mit der Frauengemeinschaft im Vereinsheim oder anderswo und tauschen uns aus. Wenn jemand was zu viel hat - manchmal kommen ja alle Bohnen auf einmal - wird gefragt: Kannst du das brauchen? Da findet sich immer jemand. Wir haben hier auch jedes Jahr ein Pfingstfest, ein Oktoberfest und ein Sommerfest.
Unsere Enkelkinder fühlen sich sehr wohl hier. Wenn die nach Trier kommen, heißt\'s immer, wir gehen in den Garten. Besonders genießen sie die Erdbeerzeit. Aus dem Sandkastenalter sind sie mittlerweile raus, aber die Schaukel dürfen wir noch nicht abbauen. Sie wollen inzwischen manchmal auch helfen.
Leider kommt es immer mal wieder vor, dass man morgens in den Garten kommt, und alles ist abgeerntet. Dann sind die Kohlköpfe weg oder die Kartoffeln ausgegraben. Wir hatten auch schon mal andere ungebetene Gäste: Da standen morgens die Bierflaschen und Kerzen auf dem Tisch. Gestohlen wurde nichts, die haben es sich nur gutgehen lassen. Ich habe immer ein bisschen Gebäck hier. Das war weg.
Wir genießen die Ruhe hier, die Idylle, die Stille. Das ist ein ganz hoher Erholungswert. Die Leute, die hier spazieren gehen, stehen immer davor und sagen: "Ach, wie schön!" Aber was an Arbeit dahintersteckt, das können die sich nicht vorstellen. Im Sommer ist das fast ein Fulltime-Job. Aber für uns Rentner ist das natürlich gut. Man hat viel Bewegung. Das hält uns fit. Ich hoffe, dass ich das noch lange machen kann.
Aufgezeichnet von Andrea Weber
Extra

Der Kleingärtnerverein Trier-Ost wurde 1922 gegründet. Das Gelände befindet sich zwischen den Trie rer Stadtteilen Olewig und Heiligkreuz und umfasst 160 Gärten mit einer Größe von je 200 bis 350 Quadratmetern. Die Kosten für die Übernahme eines Gartens liegen zwischen 250 und 10 000 Euro. Der Verein zählt 184 Mitglieder, deren Altersspanne zwischen 25 und mehr als 80 Jahren liegt. Weitere Infos beim Vorsitzenden Matthias Bellmann, per E-Mail unter kgvtrierost@t-online.de, in den Aushängekästen der Kleingartenanlage oder beim Stadtverband Trier der Kleingärtner unter Telefon 0651/73429. aweb

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