Trier. Hans Anton Adams wurde in Trier-Ehrang geboren, war 1992 bis 1996 ärztlicher Direktor des Ehranger Marienkrankenhauses und gehört zu den angesehensten Medizinern seiner Fachrichtung. In seinem Buch "Von den letzten Dingen" hat er seine Erfahrungen als Notfallmediziner aufgeschrieben und sich zu einem zutiefst katholischen Verständnis seiner Arbeit bekannt. TV-Mitarbeiter Martin Möller hat Adams in seiner Wohnung auf der Ehranger Heide aufgesucht und mit ihm gesprochen.Herr Professor Adams, Sie haben ein Buch geschrieben "Von den letzten Dingen" - über Leid, Sterben und auch Leben aus Ihrer Sicht als Notarzt und katholischer Christ. Was hat Sie veranlasst, in ihrem Ruhestand solch ein Buch zu schreiben?Hans Anton Adams: Ich wollte festhalten, was ich erlebt habe, um es anderen Menschen an die Hand zu geben - dem ärztlichen Nachwuchs und anderen Helfern, aber auch allen, die sich mit dem Weg zum Tod befassen wollen.Sie haben in Ihrem Buch zahlreiche Erlebnisse aus ihrer ärztlichen Tätigkeit aufgeschrieben. Welches ist für Sie das Prägendste?Adams: Ich denke oft an ein neunjähriges Adoptivkind, das bei Hermeskeil verunglückte und schwerstverletzt war. Da hat der Einsatz von Rettungsdienst, Ärzten, Schwestern und Pflegeeltern bewirkt, dass die Geschichte zu einem guten Ende gekommen ist. Da konnte ich sagen: Wir haben wirklich Leben gerettet, und das kommt bei Ärzten gar nicht so häufig vor.Aber Sie schildern auch Dinge, bei denen es nicht zum guten Ende kam. Wie geht man als Arzt damit um?Adams: In meiner letzten Berufszeit, in der ich vor allem Schwerbrandverletzte zu betreuen hatte, habe ich abends oft für sie gebetet - mit Namen. Und wenn man weiß, dass der Tod nicht das Ende ist, sondern es einen gnädigen Gott gibt, dann kann man als Arzt auch einen tödlichen Ausgang aushalten.Wir haben ja seit einiger Zeit neue Themen - für Mediziner, für Philosophen. Zum Beispiel Sterbehilfe. Darf es ein selbstbestimmtes Sterben geben?Adams: Ganz klar: Nein! Wir haben das Leben nicht selber empfangen und dürfen es nicht selber beenden. Wir sollen das Leben so gut führen, wie wir können, und den Tod so hinnehmen, wie er kommt. Selbstverständlich muss den Menschen das Sterben auch erleichtert werden. Niemand darf unter Qualen enden. Aber das Leben eigenständig abzukürzen - das darf nicht sein.Aber Schmerzmittel in der meist notwendigen starken Dosis verkürzen auch das Leben.Adams: Schon 1957 hat Papst Pius XII. erklärt, dass Schmerzmittel auch dann gegeben werden dürfen, wenn sie das Leben verkürzen. Wenn Sie sehen, wie jemand auf einer Intensivstation ohne Hoffnung auf Heilung kämpft, dann werden Sie dafür sorgen, dass er nicht zu sehr kämpfen muss. Und wenn das seinen Tod beschleunigt, dann ist das so. Aber das ist ein großer Unterschied zu einer Spritze, die den Tod herbeiführt. Wir dürfen uns das Leiden nicht auf diese Weise vom Hals schaffen.Wie gehen Sie mit Suiziden um?Adams: Bei manchen kam jede Hilfe zu spät. Aber fast alle, die den Suizid überlebten, wollten danach wieder ins Leben zurück. Suizid ist für Katholiken eine schwere Sünde. Und man muss schließlich daran denken, wie man nach dem Tod vor den Herrgott treten will.Können Sie sich vorstellen, was Unsterblichkeit bedeutet?Adams: Es gibt im Himmel ganz sicher einige, die auf mich warten. Und ich stelle mir vor, dass ich mich mit einigen, bei denen es passt, auch ganz normal unterhalten kann - mein Fahrer aus meiner Marinezeit etwa, oder mein Fleischermeister, bei dem ich in die Lehre ging. Ich freue mich besonders auf den heiligen Petrus. Aber vor allem: Ich freue mich auf das Angesicht Gottes. Das müsste unsere erste Sehnsucht sein.Hans Anton Adams, "Von den letzten Dingen. Leid, Sterben und Leben aus medizinischer und theologischer Sicht". Mit Gastbeiträgen u. a. von Joachim Kardinal Meisner, Eberhard Schockenhoff, Horst Hirschler, Jonah Sievers und Ilhan Ilkilic. 2015, 228 Seiten, Lehmanns Media Berlin, 19,95 Euro.Extra

Hans Anton Adams: - geboren 1950 in Ehrang - 1969 Gesellenprüfung im Fleischerhandwerk, 1972 Abitur am Hindenburg-Gymnasium Trier, Eintritt in die Bundesmarine und Medizinstudium - 1978 Doktor der Medizin - 1983 Leitender Sanitätsoffizier bei der Bundesmarine, später Arzt für Anästhesiologie (Wissenschaft von Narkose und Schmerzbetäubung) - 1990 bis 1996 Chefarzt der Anästhesie und Intensivmedizin im Marienkrankenhaus Trier-Ehrang (1992 bis 1996 Ärztlicher Direktor), 1997 Zentrum Anästhesiologie der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) - 2006 Leiter der Stabsstelle Interdisziplinäre Notfall- und Katastrophenmedizin der MHH - Professor für die intensivmedizinische Grundversorgung im Schwerbrandverletztenzentrum Niedersachsen der MHH - Ruhestand ab Dezember 2015 - Ehrungen, Auszeichnungen und Veröffentlichungen - seit Dezember 2015 Medizinalrat im öffentlichen Gesundheitsdienst des Landkreises Bernkastel-Wittlich. mö