"Wir können frecher sein"

TRIER. Die FDP ist nach zwei Legislaturperioden der Abwesenheit seit der Kommunalwahl 2004 wieder in Stadtrat und Kreistag präsent - jeweils als kleinste Fraktion. Der TV sprach mit zwei Leistungsträgern über den Wiedereinstieg, politische Prioritäten sowie Freunde und Feinde in den Räten.

Die Kleinste hat es niemals leicht. Die FDP-Fraktion im Stadtrat Trier ist nur drei Köpfe stark. Thomas Egger, Rechtsanwalt in Trier, gehört dazu und strahlt trotz der zahlenmäßigen Unterlegenheit jede Menge gute Laune aus. "Man hat uns freundlich empfangen und nimmt uns offenbar ernst", sagt er. Dieser diplomatischen Eröffnung folgt eine präzise Einschätzung der Lage: "Die FDP wird im Stadtrat für Mehrheitsverhältnisse nicht gebraucht. Das macht es schwierig, unsere Position durchzusetzen." Ist die kleine FDP-Fraktion demnach machtlos im politischen Wettstreit zwischen CDU (21 Sitze im Stadtrat), SPD (11), Bündnis 90/Die Grünen (9) und UBM (8)? "Nein", sagt Egger entschieden. "Es ist ein Vorteil für uns, dass wir durch keine Koalitionen oder Absprachen an andere Fraktionen gebunden sind." Die gute Laune bricht wieder durch: "Wir können frecher sein." Frechheit hat die FDP in der Tat bereits bewiesen: Die kleinste Fraktion lehnte den Nachtragshaushalt ab und übte wegen der hohen Kosten Kritik an der Konstantin-Ausstellung 2007 - so kann man sich unbeliebt machen. Thomas Egger bleibt unerschütterlich optimistisch: "Man muss ganz einfach den Mund aufmachen, Anfragen stellen, Kritik üben. Es ist schwierig, aber möglich, andere Fraktionen dazu zu bringen, sich unserer Meinung anzuschließen." Eine gute Überleitung zur Diskussionskultur im Stadtrat: Die kleinste Fraktion steht bei großen Aussprachen wie der Haushaltsdebatte am unteren Ende der Rednerliste. Auch das scheint Egger keine Schmerzen zu bereiten: "Wenn ich glaube, nur noch Blödsinn erzählen zu können, sage ich lieber gar nichts." Im Kreistag sieht die Lage anders aus. Die aus Claus Piedmont und Heinrich Lehnert bestehende FDP-Fraktion hat sich mit der CDU zum "bürgerlichen Lager" zusammengeschlossen und garantiert damit den Christdemokraten die absolute Mehrheit. Piedmont, Leiter der Weinprüfstelle bei der Landwirtschaftskammer, hat klare politische Feindbilder: "Die FWG bestellt den gleichen Acker wie wir und ist deshalb unser Stimmen-Feind." Damit nicht genug: "Unser ideologischer Feind sind die Grünen, und zwar nicht wegen ihrer Politik, sondern wegen der Art und Weise, mit der sie diese durchsetzen."Gebietsreform gefordert

Thomas Egger stieg 2004 neu in den Stadtrat ein, Claus Piedmont kehrte nach langer Abwesenheit in den Kreistag zurück - und wunderte sich. "Die Lage ist erdrutschartig schwieriger geworden, aber die Leute haben sich daran gewöhnt." Die Ziele der FDP? "Priorität hat eine Konsolidierung der Haushalte, und diese ist nur durch eine Gebiets- und Verwaltungsreform möglich." Was bliebe nach der Reform übrig? Piedmont: "Wir wollen keine zentralistische Verwaltung. Übrig bleiben große Landkreise und die Ortsgemeinden." Eine Prognose zur Landratswahl am 5. Juni? "Die SPD wird es schwer haben."

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