"Wir sitzen alle im selben Boot"

Ein 12,50 Meter langes und 250 Kilo schweres Drachenboot mit dem Namen Draco Treverorum lässt die Augen von Marion Hoffmann strahlen. Ganz offen erzählt die zweifache Mutter, wie ihr das Paddeln über die schwere Zeit während ihrer Krebserkrankung hinweggeholfen hat.

 Normalerweise auf dem Wasser zu finden: Marion Hoffmann im Boot „Draco Treverorum“ auf dem Gelände der RGT. TV-Foto: Karin Pütz

Normalerweise auf dem Wasser zu finden: Marion Hoffmann im Boot „Draco Treverorum“ auf dem Gelände der RGT. TV-Foto: Karin Pütz


Als ich das erste Mal im Rahmen des Betriebssports in einem Drachenboot saß, wusste ich gleich: Das ist mein Sport. Leider gab es damals in der näheren Umgebung keinen Verein, so dass ich jahrelang zweimal wöchentlich ins Saarland zum Training fahren musste. 2008 erhielt ich dann eine niederschmetternde Diagnose: Brustkrebs. Mit meinem Sport musste ich vorübergehend pausieren.
Drei Jahre später ergab es sich, dass die Rudergesellschaft (RGT) Trier eine Drachenboot-Abteilung aufbauen wollte. Als zertifizierte Steuerfrau mit Trainingserfahrung meldete ich mich sofort, und dann nahm alles seinen Lauf. Ich war wieder einmal im Krankenhaus und habe noch von dort aus ein Konzept geschrieben. Wir haben Sponsoren für ein Boot gesucht und in Herrn Haag vom Eurener Hof auch gefunden.
Der Sport in der Gemeinschaft der RGT hat mir über eine schlimme Zeit hinweggeholfen. Ich wurde von Anfang an von allen sehr lieb aufgenommen und habe dort meine neue Paddelheimat gefunden. Auch mit den Leuten in den Abteilungen Rudern und Tennis verstehe ich mich gut.
TV-Serie Mein Verein


Paddeln unterscheidet sich vom Rudern gewaltig. Im Drachenboot sitzen immer zwei Leute nebeneinander in Fahrtrichtung. Bis zu 20 Personen haben in der Draco Treverorum Platz. Jeder hat ein Paddel, das er mit beiden Händen auf seiner Bootsseite ins Wasser taucht. Vorne sitzt der Trommler, der den Rhythmus des ersten Paddlerpaares aufnimmt und im gleichen Takt die Trommel anschlägt. Der Steuermann - in unserem Falle die Steuerfrau - sorgt für die Richtung.
Bei diesem Sport wird der ganze Körper positiv beeinflusst. Alles ist gut, wenn ich an einem der schönsten Plätze in Trier mit meinen Mannschaftskollegen das Boot auf die Mosel gleiten lasse. Ich spüre die pure Lebensfreude, wenn der Klang der Trommel über das Wasser schallt und wir alle im selben Rhythmus die Paddel eintauchen. Unsere derzeitige Mannschaft besteht aus 16 Leuten zwischen 11 und 60 Jahren, und wir würden uns über Verstärkung freuen.
Bereits während der schweren Zeit der Chemotherapie und Operationen stieß ich auf die Initiative "Paddeln gegen Brustkrebs" der Pinkpaddler. Nun möchte ich meine positiven Erfahrungen an andere Menschen weitergeben und sie für das Paddeln im Drachenboot begeistern. Deshalb liegt mir neben der Erweiterung unserer Mannschaft der Aufbau eines eigenen Pinkpaddler-Teams für an Brustkrebs Erkrankte am Herzen.
Als Betroffene weiß ich: Die Angst vor dem Krebs wird man nicht mehr los. Gerade deshalb ist die Gemeinschaft mit Gleichgesinnten wichtig. Ich würde mich freuen, interessierte Brustkrebspatienten für das Drachenboot-Paddeln begeistern zu können. Nur Mut - wir sitzen alle im selben Boot!"

Aufgezeichnet von Karin Pütz
Extra

Die Rudergesellschaft Trier 1883 (RGT) befindet sich am Zurlaubener Ufer (An der Jugendherberge 3) und hat etwa 200 Mitglieder. Erster Vorsitzender ist Rolf Linn. Der Verein besteht aus den Abteilungen Rudern, Drachenboot und Tennis. Auf dem Gelände gibt es drei eigene Tennisplätze. Schnuppertraining in allen Abteilungen ist nach Absprache möglich. Auch Drachenbootfahrten als Teambuildingmaßnahmen für Firmen werden angeboten. Am 14. September startet das erste Drachenboot-Rennen am Zurlaubener Ufer. Kontakt: ww.rudergesellschafttrier.de kapExtra

Medizinische Studien Mitte der 1990er Jahre haben gezeigt, dass die Bewegungsabläufe des Paddelns die Lymphen anregt und der Ablauf der Lymphflüssigkeit positiv beeinflusst wird. Darauf baut die weltweite Initiative Pinkpaddler auf. Das Training basiert auf einem schonenden Bewegungsablauf für den gesamten Körper. Es geht nicht um Kraft. Die Initiative soll auch in Trier und Umgebung Fuß fassen und Frauen und Männern, die an Brustkrebs erkrankt waren oder sind, Mut machen. Das Drachenboot-Training für an Brustkrebs Erkrankte ist bei der RGT im Rahmen der Selbsthilfegruppe kostenlos. Kontakt: E-Mail an pinkpaddler-trier@gmx.de, Infos im Internet: www.pinkpaddler-trier.de kap

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