"Wir tragen mehr Risiko"

TRIER. Rund 16 500 Besucher haben sich im vergangenen Jahr das Römerspektakel "Brot & Spiele" in Trier angesehen, obwohl es zwei Tage lang heftig geregnet hat. Im Jahr davor kamen 20 000 Zuschauer. Die offensichtlich erfolgreiche Veranstaltung ist dennoch bei Teilen des Stadtrates auf Kritik gestoßen.

Jahr für Jahr das Gleiche: Die Kommunalpolitiker debattieren über "Brot & Spiele" und darüber, ob die Stadt diese Veranstaltung weiterhin anbieten soll. Stets werden Verbesserungen gefordert, und es wird über die Höhe der städtischen Finanzbeteiligung gerungen. Der TV sprach darüber mit Ronald Frank, geschäftsführender Gesellschafter der Medienfabrik, die diese städtische Veranstaltung durchführt. Herr Frank, im Stadtrat wurde kritisiert, dass die Stadt das alleinige Risiko für "Brot & Spiele" trägt. Frank: Das ist eindeutig falsch. Die Stadt bürgt wie in den Vorjahren nur für die Eintrittskarten. Kommen weniger als 12 500 Besucher, so viele werden mindestens für schwarze Zahlen benötigt, trägt die Stadt den Verlust. Unser Risiko ist weitaus höher. Bei einem Gesamtetat von 235 000 Euro und einer städtischen Ausfallbürgschaft von 76 000 Euro stehen wir für 159 000 Euro gerade. Was zeichnet "Brot & Spiele" aus? Frank: Die Besucher können erfahren, wie die Römer früher gegessen, gearbeitet und gekämpft haben. Wir wollen langfristig alle römischen Bereiche in der Stadt mit römischem Leben füllen und sind auf diesem Weg einen großen Schritt voran gekommen. Das Konzept ist qualitativ und quantitativ nochmals verbessert worden. Die Veranstaltung stellt einen Anziehungspunkt für Familien und Touristen dar. Fachleute vertreten die Ansicht, "Brot &Spiele" sei nicht authentisch genug. Frank: Unser Auftrag ist es, das römische Leben einem breiten Publikum nahe zu bringen. Insofern geht diese Kritik an der Sache vorbei. Die Leute wollen heutzutage etwas erleben, und wir müssen versuchen, mit bescheidenen finanziellen Mitteln dieses Bedürfnis zu befriedigen. Wie passen mittelalterliche Gaukler zum römischen Leben? Frank: Bei uns gibt es keine Gaukler und auch keine Darsteller aus dem Mittelalter. Das wurde im Stadtrat so behauptet, ist aber nachweislich falsch. Im Stadtrat wurde gefordert, die Durchführung und Organisation im kommenden Jahr auszuschreiben. Stellen Sie sich der Konkurrenz? Frank: Eine öffentliche Ausschreibung geht überhaupt nicht. Es gibt eine Vereinbarung aus dem Jahr 2001 zwischen dem Land Rheinland-Pfalz und der Medienfabrik, derzufolge die Organisation von "Brot & Spiele" nur durch uns erfolgen kann. Ich halte diese Forderung nicht nur deshalb für unverschämt. Wir haben das Konzept entwickelt, wir haben unzählige Arbeitsstunden und viel Geld investiert und ein Top-Produkt für die Stadt als Veranstalter entwickelt. Irgendwann möchten wir natürlich auch die Früchte unserer Arbeit ernten. Der Stadtvorstand, insbesondere Kulturdezernent Ulrich Holkenbrink und OB Helmut Schröer, würdigen unser Engagement, Teile des Stadtrates leider nicht ausreichend. Welches Entwicklungspotenzial hat "Brot & Spiele"? Frank: Nicht nur sämtliche römischen Stätten in der Stadt, sondern auch die in der ganzen Region, beispielsweise in Tawern oder Erden, sollten langfristig einbezogen werden. Wir müssen den Mut aufbringen, das Konzept Schritt für Schritt weiter zu entwickeln und letztlich dafür zu sorgen, dass "Brot & Spiele" und die Römer national und international untrennbar mit Trier und der Region verbunden werden. S Mit Ronald Frank sprach TV-Redakteur Frank Giarra.

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