"Wir waren die ersten Einwohner"

Trier-Mariahof · Zwei Einwohner hatte Mariahof Ende November 1962: Ulla und Hans Klüsserath. Zwei Tage lang lebten sie alleine im neuen Stadtteil, dann zogen die ersten Nachbarn ein. Dann entstand nach und nach ein ganzer Ortsteil auf den ehemaligen Feldern.

Trier-Mariahof. Auch knapp 50 Jahren nach ihrem Einzug wohnt Ulla Klüsserath gerne in ihrem Reihenhaus in Mariahof. "Wir waren die ersten Einwohner!" Zuvor hatte sie mit ihrem Mann Hans in einer kleinen Wohnung in der Talstadt gelebt. "Als wir hörten, dass hier gebaut wird, haben wir uns direkt erkundigt", erzählt die 78-Jährige. "Mariahof war ja besonders für junge Familien interessant." Und die Häuser seien erschwinglich gewesen.
Im März 1962 wurde mit dem Bau der ersten Reihe begonnen. "Neun Monate später standen hier die ersten Häuser", erinnert sich die 78-Jährige. Am 26. November war es dann so weit: Die Klüsseraths zogen in die Bertulfstraße. "Es standen nur sieben Häuser hier, die teilweise noch nicht fertig waren. Um uns herum war immer Bautätigkeit." Die Wege waren nicht befestigt: "Wir gingen über Bretter ins Haus." Zwei Tage nach ihnen zogen die ersten Nachbarn ein.
"In den ersten Tagen klingelte es an der Tür", erinnert sie sich. Pastor Jakob Begon habe draußen gestanden und seine matschigen Stiefel ausgezogen. "Er ist in Strümpfen durch die Zimmer gelaufen und segnete sie ein." Einen Telefonanschluss gab es noch nicht. "Später hatten wir einen gemeinsamen mit den Nachbarn", erzählt Ulla Klüsserath und lacht: "Wenn die anriefen, konnten wir nicht telefonieren."
In den ersten Jahren lebten nur wenige Kinder in Mariahof, eine Grundschule gab es noch nicht. "Dort, wo diese heute steht, war ein erster Raum für Gottesdienste." Später sei eine Scheune des Hofguts zur Notkirche umgebaut worden. "Wir hatten einmal ein reges Pfarrleben, mit Jugendgruppen und Messdienern in den 70er und 80er Jahren." Sie habe für die Tombola, die jährlich stattfand, in der ganzen Stadt Gewinne gesammelt. Außerdem gab es jährlich einen Basar.
Ihre Einkäufe tätigten die ersten Siedler in einer umgebauten Garage. Später sei das Ladenzentrum gebaut worden - "heute ein Trauerspiel". "Die Geschäftspassage war anfangs ein Treffpunkt für die Mariahofer, man hat Schwätzchen gehalten. Da war Leben!" Inzwischen gebe es das Stadtteilcafé. "Zu unseren Treffen kommen immer zehn Leute. Wir kochen Kaffee und reden miteinander." Zudem gebe es Kurse, alles auf ehrenamtlicher Basis. Klüsserath wünscht sich mehr Mitstreiter für ein lebendiges Mariahof. mehi

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