"Wir wollen nur in Frieden leben!"

Trier · Das Trierer Kino Broadway zeigt einen Dokumentarfilm über Flüchtlinge. Anschließend gibt es eine Filmdiskussion zur aktuellen Lage in Trier. Auch der Fall der abgeschobenen Familie Memedov aus Saarburg wird dabei eine Rolle spielen.

 Die Szene aus dem Film zeigt eine Frau, die mit ihrem Kind nach Deutschland geflohen ist. Foto: privat

Die Szene aus dem Film zeigt eine Frau, die mit ihrem Kind nach Deutschland geflohen ist. Foto: privat

Foto: (h_st )

Trier (red) Es kommen zwar immer weniger Flüchtlinge in Trier und der Region an - das Thema Flucht, Vertreibung und auch Integration ist aber nach wie vor hochaktuell. Am Donnerstag, 22. Juni, präsentiert das Broadway-Kino in einer Sondervorstellung den Dokumentarfilm "Wir wollen nur in Frieden leben!" des Berliner Regisseurs Stephan Faller, der in Trier studiert hat. Der Film greift das Flüchtlingsthema auf: Faller erzählt aus dem Leben von elf Flüchtlingen, die er über fast zwei Jahre begleitet hat. Vor Filmbeginn soll eine Diskussion mit Betroffenen und Helfern aus der Flüchtlingsszene die Thematik aufgreifen und eine Momentaufnahme der aktuellen Situation in Trier geben.
Der 29-jährige Suleiman erzählt von seiner Heimat Gambia, von der Schönheit des Landes und vom friedlichen Leben mit seiner Familie in Gambia. Von seinem betagten Vater. Und von seiner Tochter. Doch das friedliche Leben ist in Gefahr. Suleiman gilt als regimekritisch, er gerät ins Visier der Machthaber und muss deshalb aus Gambia fliehen. Ihm drohen Gefängnis und Folter. Seine Tochter hat er seit sechs Jahren nicht gesehen. Das ist eine Szene aus dem 76-minütigen Dokumentarfilm, den der Regisseur und Journalist Faller zwischen 2014 und 2016 an verschiedenen Schauplätzen in Deutschland gedreht hat. Im November 2016 hatte der Kinofilm Premiere in einem Berliner Programmkino. Anschließend wollte Faller auf Filmreise durch die Republik gehen, auch Trier sollte auf dem Programm stehen. Arne Langner, ein Studienfreund Fallers, der noch im Raum Trier lebt und den Kontakt zu Kinobetreiber Dirk Ziesenhenne hergestellt hat, sagt: "Stephan und ich haben hier in den 90ern studiert, zum ersten Mal journalistisch gearbeitet, auch gemeinsam einen Film gedreht. Nach der Premiere seines ersten Kinofilms in Wedding stand fest: Dieser Film soll auch in Trier gezeigt werden." Nun ist es so weit, der Film läuft in dieser Woche, am 22. Juni, im Broadway.
In "Wir wollen nur in Frieden leben!" lässt der ehemalige Trierer Student diejenigen zu Wort kommen, über die mehr geredet wird als mit ihnen. Menschen wie Suleiman, die von großen Teilen der Gesellschaft nur als Zahl oder Masse wahrgenommen werden, erzählen ihre persönliche Geschichte. Der Zusammenprall von menschlichen Schicksalen und bürokratischer Realität in Form von Gesetzestexten, Asylbescheiden und Gerichtsurteilen (vorgetragen vom Frontmann der Band Tocotronic, Dirk von Lowtzow) zeigt, wie schwierig und komplex das Thema bis heute ist.
Der Film streicht den Unterschied zwischen deutscher "Willkommenskultur" und dem in den vergangenen zwei Jahren weiter verschärften Asylrecht.
Doch die Trierer Vorstellung wird Filmautor Stephan Faller nicht mehr erleben: Völlig unerwartet starb der 42-jährige Anfang des Jahres nach kurzer und heftiger Krankheit. "Das war für alle ein großer Schock und macht uns noch immer sehr traurig. Stephan hatte sich gewünscht, dass der Film in Trier gezeigt wird. Sein Herz schlug immer für die Schwachen der Gesellschaft. Da war klar: Wir ziehen das durch", erzählt Langner. Deswegen hat er zum Filmabend auch mehrere ehrenamtliche Helfer aus der Flüchtlingsszene in Trier eingeladen. Betroffene werden nach dem Film über ihre Erfahrungen berichten und diskutieren, wie man aktiv "Willkommenskultur" und Integration von Geflüchteten verbessern kann. Bei der Diskussion werden auch Menschen dabei sein, die mit dem Fall der kürzlich aus Saarburg abgeschobenen Familie Memedov zu tun hatten. Der Fall hatte für großes Aufsehen gesorgt und für heftige Kritik an der für die Abschiebung zuständigen Kreisverwaltung Trier-Saarburg. Er war sogar Anlass für eine Demonstration in Trier (der TV berichtete mehrfach).
Die Einnahmen aus dem Film werden für die Trierer Flüchtlingshilfe gespendet.
Der Dokumentarfilm "Wir wollen nur in Frieden leben!" wird am 22. Juni um 18.30 Uhr im Broadway-Kino, Paulinstraße 18, gezeigt, der Eintritt kostet sechs Euro.

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