Wirbel um Nazi-Vorwürfe gegen Graf von Krockow

Föhren/Danzig · Ausgerechnet der Brückenbauer zwischen Polen und Deutschen soll ein Nazi gewesen sein? Meldungen über eine angebliche SS-Mitgliedschaft des 2007 verstorbenen Albrecht Graf von Krockow aus Föhren schlagen hohe Wellen.

 Albrecht Graf von Krockow im Jahr 2007.

Albrecht Graf von Krockow im Jahr 2007.

Foto: Archiv

Die Meldung der Zeitung "Gazeta Wyborcza", die Bezirksverwaltung in Danzig wolle Albrecht Graf von Krockow (1913 bis 2007) posthum die polnische Staatsbürgerschaft aberkennen, hat in Polen heftige Reaktionen ausgelöst. Grund sei der Eintritt des Grafen in die SS - die in Kriegsverbrechen verwickelte Schutzstaffel der Nationalsozialisten - im Jahre 1940, schrieb die Zeitung.

Die Adelsfamilie hatte auf einem Gut im westpreußischen Krokowa gelebt, bevor sie 1945 vor der russischen Armee floh und in Föhren (Kreis Trier-Saarburg) landete. Dort arbeitete von Krockow als Verwalter auf dem Gut des Grafen von Kesselstatt, engagierte sich als Landwirt und in der Kommunalpolitik, war auch Stellvertreter des Landrats.

1990, nach dem Fall des Eisernen Vorhangs, wollte der Graf wieder an die 700 Jahre alte Familientradition anknüpfen. Er erlangte erneut die polnische Staatsbürgerschaft, gründete mit polnischen Partnern eine Stiftung und baute das Schloss seiner Ahnen auf. Heute ist es Hotel, Museum und europäische Begegnungsstätte. Mehrere Städtepartnerschaften gehen auf die Initiative des Grafen zurück.

Durch die Vorwürfe könnte die Familie Krockow ihren Besitz verlieren. Laut einem Gesetz aus den 1930er Jahren muss derjenige den polnischen Pass abgeben, der in feindlichen Truppen gedient hat. Sohn Ulrich von Krockow vermutet hinter den Anschuldigungen politische Ränkespiele. Die rechte Opposition in Polen warnt vor einem Ausverkauf an Deutsche, wenn die EU ab 2016 den Ankauf von Grund und Boden in Polen durch Ausländer erleichtert. Von Krockow will nach Polen fahren, um "die Wogen zu glätten"; dem Innenministerium will er eine Stellungnahme vorlegen. Sein Vater habe nur Gutes tun wollen, er sei kein Nazi und kein Kriegsverbrecher gewesen, sagte er dem Volksfreund.

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