Wirtschaft stärken, Jobsuchenden helfen

Trier · Der Trierer Arbeitsmarkt hat sich positiv entwickelt: So lautet ein erstes Fazit zum Arbeitsmarktbericht, in dem die Stadtverwaltung erstmals die Arbeitslosenquoten der einzelnen Ortsbezirke veröffentlicht hat. Jetzt geht es darum, die Zahlen richtig zu interpretieren - und Arbeitslose zu Arbeitnehmern zu machen.

Trier. Zwölf Menschen habe das Jobcenter Trier erst vor kurzem im Hotel- und Gastgewerbe untergebracht, sagt Geschäftsführerin Marita Wallrich. Genau darum gehe es bei dem Projekt "Laufende Arbeitsmarktbeobachtung", erklärt Wolfram Leibe von der Agentur für Arbeit. "Wir wollen gar nicht mit riesigen Maßnahmen ankommen, sondern auch im Kleinen etwas bewirken." Das funktioniere nur mit einer guten Vernetzung. Genau diese Vernetzung hat man sich mit dem Projekt, bei dem die Stadt Trier und die Agentur für Arbeit eng zusammenarbeiten wollen, quasi selbst verschrieben.
Trier-West ist Schlusslicht


In dem Arbeitsmarktbericht für die Jahre 2008 bis 2011 hat die Stadtverwaltung erstmals die Arbeitslosenquoten der einzelnen Ortsbezirke aufbereitet. Trier ist damit Vorreiter, sagt Leibe: "Eine so kleinteilige Auswertung gibt es in ganz Rheinland-Pfalz nicht." Laut Bericht hat sich die Arbeitslosenquote in fast allen Trierer Stadtteilen seit 2008 leicht verbessert (der TV berichtete). Spitzenreiter ist Eitelsbach, Schlusslicht Trier-West (siehe Grafik). Leibe: "Insgesamt geht es uns sehr gut."
Warum die Stadt sich mit dem Thema beschäftigt, erklärt Oberbürgermeister Klaus Jensen: "Wir haben auch als Kommune eine Verantwortung, die Menschen in die Arbeit zu integrieren oder dafür die Rahmenbedingungen zu schaffen." Die Zahlen würden die Basis für die künftige Arbeit dafür schaffen. "Denn trotz der niedrigen Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent kommen wir nicht umhin zu sehen, dass einige Tausend Menschen von Arbeitslosigkeit betroffen sind. Wir müssen wissen, welche Stadtteile besonders betroffen sind und wo wir in Menschen investieren müssen."
Auf die Zahlen zu den Arbeitslosenquoten in den Ortsbezirken sollen im Frühjahr 2013 noch zwei weitere Berichte folgen: zum einen eine Erhebung über den arbeitenden Teil der Trierer Einwohner und zum anderen eine Untersuchung, wie sich die Zahl der Trierer entwickelt hat, die auf die Grundsicherung als Hilfe zum Lebensunterhalt angewiesen sind. Aus der Statistik sollen Strategien abgeleitet und in Zusammenarbeit mit dem Sozialdezernat abgestimmt werden, beispielsweise für die künftige Wirtschaftsförderung, die Stadtentwicklung und für Jugendmaßnahmen oder auch, um die richtigen Rahmenbedingungen für Unternehmen zu schaffen, die sich in Trier ansiedeln sollen. "Wir müssen uns auch überlegen, wie wir Arbeitsplätze hier gestalten müssen, damit Fachkräfte nicht nach Luxemburg abwandern", erklärt Leibe. "Eine Ursache für Langzeitarbeitslosigkeit ist Analphabetismus. Es gibt 10 000 Menschen in der Region, die nicht ausreichend lesen können. Auch da müssen wir ansetzen", sagt Jensen.
Die Berichte sollen jährlich fortgeschrieben werden. Leibe: "Wir müssen mit dem Reparieren aufhören und Grundlagen-Arbeit leisten."Extra

Arbeitslose Trierer nennen als Berufswunsch am häufigsten Verkäufer. Das haben Frauen und Männer auf Stellensuche 2011 durchschnittlich 373 Mal pro Monat bei der Arbeitsagentur angegeben. Zweithäufigster Wunsch mit 292 Nachfragen: eine Stelle als Reinigungskraft. 2011 waren 2910 Trierer arbeitslos, was einer Arbeitslosenquote von 5,5 Prozent entspricht. Auch bei den ausgeschriebenen Stellen war das Berufsfeld Verkauf Spitzenreiter (durchschnittlich 93 freie Stellen). Auf dem zweiten Platz: die Kategorie Tourismus-, Hotel- und Gaststättenberufe (durchschnittlich 71 freie Stellen), die bei den Wunschberufen auf Platz sieben mit 141 Nachfragen lag. Schlusslichter bei Nachfrage und Angebot: Berufe in den Bereichen Umweltschutz, Mathematik, Biologie und Geisteswissenschaften. eib/woc

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