Wissenschaftler würdigen Sohn Trittenheims

Trittenheim · Eine wissenschaftliche Tagung hat sich am Wochenende dem Leben des Johannes Trithemius gewidmet. Vor 550 Jahren in Trittenheim als Winzersohn geboren, war er Abt in Sponheim und Würzburg und genoss hohes Ansehen als Gelehrter, Reformer und Humanist.

 Tagungsleiter Professor Klaus Arnold (links) und der Theologe Christoph Schmitt zeigen eine Trithemius-Darstellung mit Bart und Gelehrten-Käppi statt mit Tonsur und Mitra. TV-Foto: Ursula Schmieder

Tagungsleiter Professor Klaus Arnold (links) und der Theologe Christoph Schmitt zeigen eine Trithemius-Darstellung mit Bart und Gelehrten-Käppi statt mit Tonsur und Mitra. TV-Foto: Ursula Schmieder

Trittenheim. Mit einer Tagung anlässlich seines 550. Geburtstages zollen namhafte Wissenschaftler dem großen Sohn Trittenheims Anerkennung. Er sei Trittenheims "großer Sohn", steht für Tagungsleiter Professor Klaus Arnold (Helmut-Schmidt-Universität, Hamburg) fest. Davon zeuge auch der gewählte Titel "Johannes Trithemius (1462-1516) - der Humanist und seine Bücher". Er würdigt das Lebenswerk des Winzersohnes, der zum einflussreichen Abt und Gelehrten aufstieg (siehe Extra).
Hineingeboren in eine Zeit der Wissbegier und des Wandels begründete Trithemius eine damals einzigartige Klosterbibliothek mit mehr als 2000 wertvollen Bänden. Als Verfechter mönchischen Lebens schuf sich der angesehene Abt zu Sponheim und Würzburg aber auch Feinde und Neider. Sein späterer Ruf als "schwarzer Abt", der sich der Magie verschrieben haben soll, erscheint daher in anderem Licht.
Das zwiespältige Verhältnis zu Trithemius spiegelt sich in vielfältigen Abbildungen, die ihn mehr oder weniger authentisch darstellen.
Wohlwollende Arbeiten zeigen den Abt mit Mitra, Abtsstab und der für einen Benediktinermönch üblichen Tonsur. Dass er einen langen Bart getragen haben könnte, erscheint Wissenschaftlern und Theologen unwahrscheinlich. Seiner Person eher gerecht werden dürfte die Darstellung des frommen Marienverehrers.
Ausstellung bis Ende Juli



Eine von dem aus Trittenheim stammenden Theologen Christoph Schmitt zusammengestellte Ausstellung mit Gemälden, Zeichnungen und Büchern ist bis Ende des Monats zu sehen (siehe Extra). Auf dem Tagungsprogramm des zweiten Tages stand auch die Exkursion "Auf den Spuren der Rheinischen Gelehrtengesellschaft". Nach Besuchen der Bibliotheken Klausen und Bernkastel-Kues ging es weiter mit Referaten im Pfarrheim Sponheim.
Den Abschluss bildete in Bad Kreuznach ) ein Abendvortrag mit Professor Arnold. Sein Thema: "Von Trittenheim nach Sponheim und Würzburg. Leben und Werk des Johannes Trithemius". urs
Extra

Trithemius wurde am 1. Februar 1462 als Sohn von Elisabeth de Longuich und Hans Heidenberger in Trittenheim geboren. Nach dem frühen Tod seines Vaters studierte er, unterstützt von Pfarrer und Onkel, gegen den Willen des Stiefvaters lateinische, griechische und hebräische Schriften. Als Abt des Benediktinerklosters Sponheim (1483 bis 1505) setzte er sich für die Rückbesinnung auf mönchisches Leben ein. Berühmt machte ihn seine einzigartige Bibliothek. Mit der Zahl namhafter Gelehrter, die im Kloster ein- und ausgingen, wuchs auch die seiner Feinde, so dass er letztlich auf sein Amt verzichtete. Dem Ruf des späteren Abts zu Würzburg (Jakobskloster, ab 1506) als Magier und Fälscher leisteten seine Schriften über Verschlüsselungstechnik und Astronomie Vorschub. Die Ausstellung ist bis Ende Juli in der Tourist-Information Trittenheim zu sehen: montags bis samstags, 9 bis 12 Uhr sowie montags, dienstags, donnerstags und freitags von 14.30 Uhr bis 16.30 Uhr. urs

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