Wissenschaftlern über die Schulter schauen

Trier · Macht Pendeln dick? Welchen Zusammenhang gibt es zwischen Postkolonialismus und Genderforschung? Antworten auf solche Fragen hat die Informationsveranstaltung Campus Dialog Forschung an der Universität Trier geboten.

 Sascha Weiler (links) und Marvin Seferi (rechts) vom Zentrum für Altertumswissenschaften erklären Mathias Dillschneider (Mitte links) und Tom Decker (Mitte rechts), wie die Verdrehung von Seilbündeln als Energie für den Schuss des Torsionsgeschützes, einer Artilleriewaffe aus der Römerzeit, genutzt wurde. TV-Foto: Senta Zickwolff

Sascha Weiler (links) und Marvin Seferi (rechts) vom Zentrum für Altertumswissenschaften erklären Mathias Dillschneider (Mitte links) und Tom Decker (Mitte rechts), wie die Verdrehung von Seilbündeln als Energie für den Schuss des Torsionsgeschützes, einer Artilleriewaffe aus der Römerzeit, genutzt wurde. TV-Foto: Senta Zickwolff

Foto: (h_st )

Trier. Im A-Gebäude der Universität Trier ist beim dritten Campus Dialog Forschung einiges los. Besucher und Studierende informieren sich in Gesprächsrunden und auf dem Marktplatz im Foyer über Forschungsprojekte. Der Schwerpunkt liegt diesmal auf der Vorstellung einzelner Institute der Universität. Neben dem Leibniz-Zentrum für Psychologische Information und Dokumentation (ZPID) und dem Institut für Umwelt-und Technikrecht der Universität Trier (IUTR) stellen folgende Forschungsgruppen ihre Arbeiten vor.
Institut für Arbeitsrecht und Arbeitsbeziehungen in der Europäischen Union (IAAEU): Am IAAEU werden beispielsweise die Folgen der immer weiter zunehmenden Distanz zwischen Arbeitsplatz und Wohnort auf den Menschen untersucht. Eine Studie in diesem Kontext widmete sich der Frage, ob Pendeln dick macht. Im Gegensatz zu Erhebungen aus den USA hat das IAAEU keinen Zusammenhang zwischen der Distanz zum Arbeitsplatz und Übergewichtigkeit gefunden. Eine noch nicht veröffentlichte Studie geht der Frage nach, ob das Handy im Büro die Produktivität beeinflusst. Professor Lazlo Goerke, der das Institut beim Campus Dialog Forschung vorstellt, verrät vorerst nur so viel: Das Ergebnis sei nicht überraschend.

Centrum für Postcolonial und Gender Studies (CEPOG): Wie Postkolonialismus- und Gender-Forschung miteinander verknüpft sind, macht Junior-Professorin Franziska Bergmann am Beispiel eines Titelblatts des Magazins Fokus zu den Ereignissen der Silvesternacht in Köln deutlich: Zu sehen ist eine unbekleidete, weiße und blonde Frau, deren Körper mit schwarzen Händeabdrücken übersät ist. Das Männliche symbolisiert hier das Ausländische, Dunkle und Fremde, das Weibliche steht für das Deutsche. Laut Erkenntnissen des Instituts ist diese Kopplung nichts Neues, sondern entspricht einem alten Mythos, der sich manifestiert hat.
Zentrum für Altertumswissenschaften (ZAT): Besonders anschaulich sind die Forschungen der experimentellen Archäologie des ZAT. Hier haben Studierende unter anderem ein römisches Pfeilgeschütz nachgebaut, das aus dem 1. Jahrhundert vor Christus stammt. Von dem größtenteils aus Holz bestehenden Torsionsgeschütz fand man nach zwei Jahrtausenden nur noch die Metallbeschläge. Dank präziser Beschreibungen in der damaligen Literatur konnte die Gruppe genug Informationen sammeln, um das Geschütz möglichst originalgetreu nachzubauen. Mit Hilfe der Bundeswehr ermittelten die Wissenschaftler in praktischen Versuchen Zielgenauigkeit, Flugbahn, Abschussgeschwindigkeit und Durchschlagskraft der Geschosse. Die Artillerie-Waffe war die buchstäblich größte Attraktion auf der Veranstaltung. Ein anderes Projekt des Instituts ist die Entwicklung einer App, die Nutzern anhand des eigenen Standpunkts auf Tablet oder Smartphone anzeigt, wie die Landschaft, auf die sie gerade schauen, in der Antike ausgesehen hat.
Umweltprobenbank des Bundes (UPB): Seit 1985 sammelt die UPB Proben von Tier- und Pflanzenarten, Böden und Sedimenten. Die Proben werden mit Hilfe von Stickstoff bei minus 140 Grad Celsius aufbewahrt. "Wir pulverisieren alles, was wir in die Finger kriegen", sagt der Leiter des Instituts, Professor Michael Veith. Anhand der Proben lässt sich herausfinden, wann neue umweltschädliche Substanzen zum ersten Mal aufgetreten sind. Bestimmte Muschelarten eignen sich sehr gut als Probe, da sie Schadstoffe immer gleich intensiv ansammeln und somit einen Vergleich möglich machen.
Extra

Beim Campus Dialog Forschung hat sich auch das neue Graduiertenkolleg für Algorithmische Optimierung (ALOP) vorgestellt. Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert das Projekt, in dessen Rahmen insgesamt 20 Doktoranden aufgenommen werden, mit vier Millionen Euro. Ziel ist, die Verarbeitung und Interpretation immer größer werdender Datenmengen durch fortschrittliche Algorithmen zu ermöglichen. Zum Beispiel werden mathematische Modelle entwickelt, die zeigen, unter welchen Voraussetzungen Wirtschaftswachstum stattfindet.

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