Wo ein Wille ist, da ist auch Geld

TRIER-ZEWEN. Die Bürger von Trier-Zewen sind mit ihrem Stadtteil recht zufrieden. Das zumindest war der Grundton der Auftaktveranstaltung zur Bürgerbeteiligung zum Stadtteilrahmenplan im Juni 2003. Bemängelt wurden vor allem die schlechte Verkehrssituation, fehlende Jugendarbeit und das Nichtvorhandensein eines Ortskerns. 2004 erschien die schriftliche Fassung des Bürgergutachtens. Was hat sich seitdem getan?

Was macht die Stadt mit den Vorschlägen der Bürger zu den Stadtteilrahmenplänen? Wie schon in Irsch und Heiligkreuz klagen auch in Zewen die Einwohner, dass praktisch noch nichts umgesetzt wurde, was die Arbeitsgruppen - in Zewen waren dies "Gemeinschaft in und für Zewen", "Dorfentwicklung" und "Verkehr" - seinerzeit erarbeiteten. Christoph Struth, Diplom-Ingenieur für Stadtplanung im Stadtplanungsamt, seufzt, wenn er solche Vorwürfe hört. "Was viele nicht wissen", erklärt er, "ist, dass das, was im Rahmenplan steht, noch nicht beschlossen ist. Erst wenn es um Beschlussfassungen geht, dann muss auf den Rahmenplan zurückgegriffen werden.""Parteiklüngel spielt mit"

Rosi Jung, die bei der Bürgerbeteiligung in der Arbeitsgruppe Gemeinschaft engagiert war, gibt offen zu: "Unsere Motivation ließ schnell nach. Nach ein paar Sitzungen hatten wir den Eindruck, dass da viel Parteigeklüngel mitspielte." Immerhin wurde der Bolzplatz angelegt - "wenn auch von der Bitburger und nicht von der Stadt. Meinem Sohn ist das egal", erzählt sie und lacht. Ganz wichtig aber sei, dass die seit Jahren geforderte Ampelanlage mittlerweile gebaut wurde. "Durch die Ampel ist es einfach sicherer geworden. Der Verkehr ist jetzt ganz klar geregelt." Sie schmunzelt: "Klar, wer zu Stoßzeiten dort entlangfährt, der schimpft, wenn er einen Kilometer im Stau steht." Von der Infopolitik enttäuscht ist Stefan Binz. Seine Arbeitsgruppe Verkehr habe sich sehr engagiert. "Und dann kam überhaupt kein Feedback. Außer den Leitern der Arbeitsgruppen hat keiner einen Stadtteilrahmenplan erhalten." Von der öffentlichen Vorstellung der Endfassung (die allerdings noch nicht verabschiedet ist, Anm. der Redaktion) habe er aus dem Trierischen Volksfreund erfahren. "Das gibt's doch heutzutage gar nicht mehr! So groß waren die Arbeitsgruppen nicht, dass man nicht eine E-Mail an die beteiligten Bürger hätte schicken können", ärgert er sich. Ralf Päßler ärgert sich weniger. Er lobt die neuen Ortseingangsschilder, den entstandenen Jugendraum und den Bau der Ampel. "Aber natürlich kann die Ampelanlage nur eine Zwischenlösung sein. Bei dem Durchgangs- und Tankverkehr hilft auf Dauer nur eine Umgehungsstraße." Er erklärt die Zusammenhänge aus seiner Sicht: "Vom Verkehr hängt in Zewen alles ab. Die Sicherheit im Ort, der Lärm, die Wohnqualität: Das ist entscheidend, ob Neubürger angezogen werden oder nicht." Stolz ist er auf sein Schulhofprojekt. "40 Jahre wurde dort nichts gemacht. Da es hier immer wieder zu Verletzungen gekommen ist, wurde er selbst tätig. Bei der Abschlussveranstaltung zum Bürgergutachten fanden sich über 25 Interessierte. Das Projektteam finanzierte ein Faltblatt und mobilisierte 30 Eltern für eine Straßensammlung. 15 000 Euro kamen so mit vielen anderen Veranstaltungen zusammen. 3500 Euro wurden von Eltern kurzfristig als Darlehen zur Verfügung gestellt, als der Beitrag für die Schulhofsanierung an die Stadtkasse überweisen wurde. Immer wieder stellte er Anträge - mit Erfolg. Er listet auf: 50 000 Euro kamen von ‚Ein Herz für Kinder', 20 000 Euro von der Nikolaus-Koch-Stiftung, 5000 Euro von der Aktion Mensch und 10 000 Euro vom Ortsbeirat. Und die Stadt Trier? "Das zuständige Tiefbauamt konnte leider trotz unserer Zahlung die Ausschreibung für den Schulhofbelag nicht fristgerecht durchführen", bedauert Päßler. (Mehr über dieses Projekt unter www.ghs-zewen.de.) Ein ganz großes Plus sieht er - ähnlich wie viele Bürger in Heiligkreuz - darin, dass sich die Bürger bei diesen Aktionen besser kennen lernten und im Team Dinge erreichen konnten, die der Stadt nicht möglich sind. Immerhin hatte die Stadt durch die Bürgerbeteiligung eine Plattform für die Initiativen geschaffen. Und was erreichte die Bürgerbeteiligung in einem Stadtteil, in dem große Areale leer stehen und zudem soziale Brennpunkte bestehen? In der nächsten Folge schaut der Trierische Volksfreund nach Trier-West.

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