"Wo ist denn hier die Leiche ?"

Konz · Landarzt aus Leidenschaft: 27 Jahre hat Franz-Rudolf Woll als Allgemeinmediziner mit eigener Praxis in der Eifel und der Nähe von Trier gearbeitet. Über die kuriosen Geschichten seines Berufsalltags hat er nun ein Buch geschrieben.

 Hat so manche skurrile Geschichte aus seinem Berufsleben parat: Franz-Rudolf Woll. TV-Foto: Mario Brüggen

Hat so manche skurrile Geschichte aus seinem Berufsleben parat: Franz-Rudolf Woll. TV-Foto: Mario Brüggen

Konz. Die gleichen Patienten kommen mit immer denselben Wehwehchen. Dies ist ein gängiges Vorurteil, das wohl jeder Landarzt mit einer eigenen Praxis kennt. Franz-Rudolf Woll aus Konz-Niedermennig beweist das Gegenteil: Auch auf dem Land geht es ganz schön aufregend zu. Der gebürtige Saarländer arbeitete rund 30 Jahre lang als Allgemeinmediziner. Die erste Praxis eröffnete er im Jahre 1983 in einem Dorf in der Eifel. Seine zweite nach einem Umzug in der Nähe von Trier. Heute blickt der 61-jährige Rentner zufrieden zurück: "Die Niederlassung war eine der besten Entscheidungen meines Lebens."
In seiner Praxis hat er nicht nur viele Diagnosen gestellt und Spritzen gesetzt, sondern auch allerhand Kurioses erlebt. Darüber hat er nun ein Buch geschrieben. Der Titel "Hallo, wo ist denn hier die Leiche?" spielt auf eine seiner Anekdoten an. So wurde er einmal mitten in der Nacht von der Polizei zu einer Leiche auf den Friedhof bestellt. Seine Aufgabe: einem Toten Blut entnehmen. "Ich fuhr also mit dem Auto bis zur Leichenhalle vor. Hier sollte ich eigentlich in Empfang genommen werden", erzählt Woll. Es sei aber weder ein Polizist noch ein Bestatter auffindbar gewesen. "Es war stockfinster und schneite heftig. Ich kam mir vor wie in einem Gruselfilm." Plötzlich sei eine Gestalt auf Wolls Auto zugewankt. "Ich war total erschrocken und hatte sogar schon den Rückwärtsgang zur sofortigen Flucht eingelegt. Dann kurbelte ich das Fenster ein Stückchen herunter und fragte: ‚Hallo, wissen Sie etwas von einer Leiche hier auf dem Friedhof?‘" Der Mann habe sich glücklicherweise als Sohn des Bestatters entpuppt und Wolls merkwürdige Frage beantworten können. In einem anderen Kapitel geht es tierisch zu: Dort fand er sich eines Abends bei der Kaiserschnittgeburt eines Kalbs wieder. "Die Dinge sind wirklich alle so passiert", sagt Woll. Insgesamt 27 skurrile Kurzgeschichten erwarten den Leser. Diagnose: absolut lesenswert. Humor und Ironie hat sich Woll während seiner Arbeit immer bewahrt. So baute er in seine Patientenakten eine zusätzliche "W-Zeile" (Witz-Zeile) ein. "In der W-Zeile habe ich liebevoll alles Spaßige vermerkt." Häufig notierte er lustige Wortverdreher. Eine Patientin betrat beispielsweise die Praxis und wünschte eine "Schweinewahnsinnsimpfung". Diese und viele weitere amüsante Versprecher trug er auch in einem Kapitel zusammen. Die ärztliche Schweigepflicht hat er dabei natürlich stets beherzigt. Personen- und Ortsnamen werden nicht verraten. Schluss soll mit diesem Buch übrigens noch nicht sein. Der zweifache Vater ist beim Schreiben auf den Geschmack gekommen. brm
Das Buch "Hallo, wo ist denn hier die Leiche?" von Franz-Rudolf Woll (ISBN: 978-3842348707) ist im Verlag Books on Demand erschienen und in jeder Buchhandlung erhältlich.

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