Wo jetzt noch Boden ist, fließt bald die Mosel

Trier · Die Mosel bekommt bei Trier zurzeit zwei neue Häfen. Schiffe werden darin aber nicht vor 2017 anlegen, denn sie sind Teil der neuen zweiten Schleusenkammer. 85 000 Kubikmeter Erde werden dafür bewegt.

 Nur mit schwerstem Gerät kann die Gesamtmasse von 85 000 Kubikmetern Erdreich bewegt werden. Im unteren Vorhafen wird sie abgetragen, um später im oberen Vorhafen wieder verfüllt zu werden. TV-Foto: Friedemann Vetter

Nur mit schwerstem Gerät kann die Gesamtmasse von 85 000 Kubikmetern Erdreich bewegt werden. Im unteren Vorhafen wird sie abgetragen, um später im oberen Vorhafen wieder verfüllt zu werden. TV-Foto: Friedemann Vetter

Trier. In Zeltingen ist die neue zweite Schleusenkammer bereits in Betrieb. In Fankel wird Ende des Jahres der Probelauf der Erweiterung aufgenommen. In Trier können Schiffer voraussichtlich erst 2017 die geplante zweite Schleusenkammer befahren.. Erst für den Sommer nächsten Jahres ist der Beginn der Bauarbeiten geplant. Doch die Vorbereitungen für die Erweiterung der Anlage laufen jetzt schon auf Hochtouren.
Zwei je 225 Meter lange Häfen


Aktuell wird am Umbau der sogenannten Vorhäfen gearbeitet. Hier werden nördlich und südlich der Schleuse Wartebereiche geschaffen, wo Schiffe auf ihre Schleusung warten können. Bisher legen sie an sogenannten Dalben an - das sind Pfähle, die in Ufernähe im Fluss stecken. Auch Böschungsliegeplätze standen bisher am geschwungenen Ufer zur Verfügung. Die neuen Häfen werden dem steigenden Verkehr angepasst und mit senkrechten Uferwänden auf einer Länge von jeweils 225 Metern ausgestattet.
Im April machten die ersten Arbeiten sich für Radfahrer bemerkbar. "Für die Baustellenzufahrt musste leider der beliebte Radweg einige Meter vom Flussufer weg verlegt werden", erklärt Raymund Mertes, Baubevollmächtigter des Wasser- und Schifffahrtamtes Trier (WSA). Auf etwa 1,5 Kilometern wurde der alte Weg gesperrt und verlegt. Wo bisher die Aussicht auf den Fluss genossen wurde, drehen sich seitdem die Bagger. Nach Abschluss der Arbeiten werde er aber zurückverlegt, versichert Mertes.
Einsehbar ist das Baugelände nun nicht mehr. Während im Süden im oberen Vorhafen noch erste Vorbereitungsarbeiten laufen, hat sich das Gelände im unteren Vorhafen schon erheblich verändert. Der ehemalige Uferbereich wurde fast bis zum Moselniveau abgetragen. Das bisher geschwungene Böschungsufer wird mit Spundwänden befestigt, die bisher langsam abfallende Flusssole auf eine Tiefe gebracht. Wo aktuell noch Baufahrzeuge auf festem Boden stehen, wird sich im kommenden Jahr der Moselgrund befinden. "Am unteren Vorhafen wurde bereits sehr viel Erdreich bewegt. Wir kommen gut voran", sagt Mertes. Wenige Meter weiter Richtung Schleuse, treibt parallel schon ein gigantischer Bohrer tiefe Löcher in die Erde. "Sie werden mit Stahlbeton ausgegossen und bilden später verkleidet mit Spundwänden die Hafenwand. Momentan schaffen wir sechs Löcher am Tag. Geplant sind demnächst neun", erklärt Mertes.
Südlich der Schleuse, am oberen Vorhafen, werden danach ebenfalls die Böschungen begradigt. Während aber im Norden schon die Bagger in der Erde wühlen, wird am oberen Vorhafen der neue Platz für die beachtlichen Bodenmengen vorbereitet. "85 000 Kubikmeter Erdreich werden bewegt. Was im unteren Vorhafen abgetragen wird, kommt später bei der Verfüllung des oberen Vorhafens zum Einsatz", sagt Mertes. Diese stattliche Menge Erde füllt mehr als 700 000 Haushaltsmülltonnen. Der bisherige Aushub türmt sich mittlerweile entlang der Baustelle zu einem imposanten Lagerhügel auf.
Bereits der Bau der Häfen ist im Grunde ein eigenes Großprojekt. 3500 Quadratmeter Spundwand werden gesetzt. 1500 Kubikmeter Stahlbeton entlang des Flusses verarbeitet. Allein 50 Prozent der Arbeiten müssen mit Nassbaggern im Fluss ausgeführt werden. Verglichen mit den Gesamtkosten aus Bundesmitteln von schätzungsweise 65 Millionen Euro, nehmen sich die bereits einberechneten Kosten von 10 Millionen Euro für die Häfen aber fast als kleine Investition aus. Ob die Arbeiten an der zweiten Schleusenkammer pünktlich im nächsten Jahr beginnen können, ist noch unklar. "Die Ausschreibungen verzögern sich etwas aus haushaltstechnischen Gründen. Wir hoffen aber, im Zeitplan zu bleiben", erläutert Mertes.
Extra

Auf den Transport von zehn Millionen Gütertonnen wurden die zehn Moselschleusen zwischen Trier und Koblenz bei ihrer Erbauung in den 50er und 60er Jahren ausgerichtet. Bereits 1974 wurde diese Zahl überschritten. Heute werden schätzungsweise bereits 15 Millionen Gütertonnen über den Fluss transportiert. In den kommenden zwanzig Jahren sollen alle Schleusen um eine zweite Kammer erweitert werden. Wegen der dort starken Personenschifffahrt wurde das Projekt in Zeltingen und Fankel begonnen. Nach Trier soll die Schleuse Lehmen erweitert werden. affExtra

Für den Neubau des unteren Vorhafens muss das Haus des Mosel-Pegel-Messers abgerissen werden. Ende 2011 wurde am gegenüberliegenden Ost-ufer bereits ein neues Pegelhaus in Betrieb genommen. Wenige Kilometer stromaufwärts entsteht in Nähe des Schlosses Monaise zudem eine Ausgleichsfläche für zerstörte Naturbereiche. Dort wird eine zwölf Hektar große Auenlandschaft mit Moselanbindung geschaffen. Seit 2010 finden bereits Baggerarbeiten statt, die aber regelmäßig für Grabungen des Rheinischen Landesmuseums unterbrochen werden.aff

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