Wo Salbei und Rosmarin wachsen

TRIER. (red) Der Frühling hat nach einem langen Winter Einzug gehalten in Trier und bringt Bäume und Gärten zum Blühen. Ihre Pracht entfaltet die Natur auch in den so genannten Domkurien, die ländlichen Gehöften nachempfunden wurden, aber mitten in der Stadt im alten Dombezirk entstanden sind.

Angelegt vom 16. bis ins 18. Jahrhundert, dienen die Gebäude dem Bistum Trier heute als Wohnhäuser und sind daher ebenso wie die Gartenanlagen, die sie umgeben, nicht öffentlich zugänglich. Hohe Mauern lassen normalerweise keinen Einblick zu - für den Trierischen Volksfreund jedoch hat Dompropst Werner Rössel vier dieser innerstädtischen grünen Oasen öffnen lassen. Bis ins 18. Jahrhundert waren die Bewohner des Domkapitels ausschließlich Adlige, daher bestehen alle Anlagen aus einem repräsentativen Herrenhaus. Oft befindet sich gegenüber, als Begrenzung zur Straße, ein Torgebäude, an das sich früher Pferdeställe anschlossen. Die einzelnen Gärten jedoch sind sehr unterschiedlich gestaltet, teils streng geometrisch mit durch kleine Hecken eingefassten Beeten und Wegen, teils als kleine Streuobstwiesen. Die erste der Kurien, die wir in einer kleinen Serie vorstellen, befindet sich unmittelbar hinter der Dominformation, zwischen Domfreihof und Palais Kesselstatt. Ihr Garten ist einer der kleinsten und bescheidensten. Schmale Beete ziehen sich entlang der Mauern, in einer Ecke steht eine kleine Skulptur. Seitlich sind Rosmarin, Salbei und andere Küchenkräuter gepflanzt. Gelbe Akzente setzen einige Osterglocken, die inzwischen schon fast verblüht sind. In der Mitte der inneren Rasenfläche steht als Solitär eine Purpurmagnolie, die so mit ihren dunklen, tief rosafarbenen Blüten am besten zur Geltung kommt. Im Mai erstrahlt sie für einige Wochen in voller Farbenpracht. Was dieses Areal jedoch vor allem auszeichnet, ist die Lage genau in der Sichtachse zwischen Dom und St. Gangolf. Beide Kirchen verbindet auch die Inschrift auf den Türmen. "Vigilate et orate" (wachet und betet) mahnt die Marktkirche - "nescitis qua hora dominus veniet" (denn ihr wisst nicht, zu welcher Stunde der Herr kommt) liefert der Dom die Begründung. Während von St. Gangolf nur die Spitze über die Hausdächer ragt, die sich auch in den Fenstern der Dominformation widerspiegelt, bietet sich auf den Dom ein fast unverstellter Blick - ganz nah und doch fernab vom Touristenstrom, der die Innenstadt durchzieht. So wird dieser Garten trotz - oder gerade wegen -- seiner gestalterischen Schlichtheit zu einer ganz besonders reizvollen Ruhezone inmitten hektischen Treibens.

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