Wo sind die Erben von Lou Bega?

TRIER. Was haben Ketchup, Mambos und Liebe unter Linden gemeinsam? Alle drei sind Themen eines Sommerhits. Diese Lieder gehören zum Sommer wie Sonnenbrand und Stechmücken. Warum es 2006 noch kein Song auf den Musikolymp geschafft hat, wollte der TV wissen.

Was geschieht, wenn drei Jungs auf den Flügeln eines Verkehrsflugzeugs in Manier schlechter Actionfilme posieren und etwas über Liebe unter Lindenbäumen singen? - Genau, es gibt einen neuen Sommerhit. "Dragostea din Tei" von O-Zone hielt sich 14 Wochen auf Platz eins in Deutschland. Einen ähnlichen Treffer konnte in diesem Jahr noch keine Band landen. Einen großen Anteil daran hat nicht zuletzt die Fußball-Weltmeisterschaft, die viel Wirbel in den deutschen Musikmarkt brachte. In diesem Fußball-Strudel ging zuerst "No, No, Never" von Texas Lightning unter. Allerdings sorgte auch der enttäuschende 15. Platz beim Eurovision Song Contest dafür, dass keiner diesen Gute-Laune-Titel mehr hören wollte. Opfer der WM wurden auch "Crazy" von Gnarls Barkley und "Maneater" von Nelly Furtado: Zwei innovative Ohrwürmer, denen die sommerliche Leichtigkeit fehlte, um den Juni zu überdauern. Goleo und die Sportfreunde dominieren den Juni

Denn die Konkurrenz der offiziellen WM-Lieder wurde immer größer: Bob Sinclair und Goleo, der Löwe ohne Hose, quälte mit dem Pfeifkonzert "Love Generation" die Ohren von Millionen Hörern. Ohrenfreundlicher präsentierten sich die Sportfreunde Stiller. Hinter dem ziemlich komplizierten Titel "'54, '74, '90, 2006" verbarg sich ein echter Knüller. Ob im Autokorso, bei Konzerten, in Bars oder einfach auf der Straße. Überall sangen es die Leute, egal welchen Alters oder Geschlechts, mit. Die Sportfreunde schienen den weltmeisterlichen Zeitgeist und Musikgeschmack der Menschen getroffen zu haben. Doch gegen den WM-Kater hatte der siegessichere Titel keine Chance und verschwand im Nichts. Auch für Shakiras "Hips don't lie" war es nach der WM vorbei. Zu sehr verknüpften die Menschen ihren Auftritt mit dem Ende beim Halbfinale gegen Italien. Aber auch im Juli konnte sich kein Titel zum Sommerhit entwickeln. Die WM schien noch nachzuwirken. Xavier Naidoo präsentierte mit "Danke", seiner Hommage an die deutsche Nationalmannschaft, ein wunderbar emotionsgeladenes Lied. Als Sommerhit kommt der nostalgische Augenbefeuchter aber kaum in Frage. Pohlmann scheiterte grandios mit "Wenn jetzt Sommer wär". Obwohl der Ohrwurm von allen Radiostationen hoch und runter gespielt wurde, erreichte er nie die Popularität eines echten Sommerhits. Vielleicht auch, weil das Lied zu wenig Variationen bietet und die Hörer schnell genug davon hatten. Der August entwickelte sich für die Plattenfirmen zum echten Sommerhit-Killer. Kühles Wetter mit Wind und Regen stoppte die Lust auf sommerliche Klänge. Dementsprechend versuchte sich gar kein Interpret an einem neuen Sommerhit, sieht man von einem eher peinlichen Auftritt von Paris Hiltons "Stars are blind" ab.Saison der Sommerhits noch nicht vorbei

Anspruchsvollere Beiträge kamen von MIA. und Jan Delay. Doch sowohl "Tanz der Moleküle" als auch "Klar" entpuppten sich als nicht massentauglich und setzten sich nicht durch. Wer deshalb hofft, in diesem Jahr auf Mambos, Ketchup und Liebe unter Linden verzichten zu können, sollte sich nicht zu früh freuen. Die Saison der Sommerhits ist noch nicht vorbei. Schließlich startete Las Ketchup 2002 auch erst Mitte September richtig durch.

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